Spektakuläre Protestaktion gegen Korruption vor dem Kapitol

Ein Mann konnte trotz Vorankündigung ungehindert mit einem kleinen Hubschrauber in die Flugverbotszone einfliegen und vor dem Kapitol landen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Kongress in Washington ist neben dem Weißen Haus wohl einer der am besten gesicherten Orte der Welt. Natürlich gibt es für beide Orte eine Flugverbotszone. Gleichwohl konnte gestern ein Mann ungehindert mit einem kleinen Hubschrauber, einem Gyrokopter, auf der Wiese vor dem Kapitol landen. Der 61-jährige Postangestellte hatte damit gegen die Korruption protestiert und lediglich 535 Briefe an die Abgeordneten mit sich geführt. Mit der Aktion wollte er Aufmerksamkeit für sein Thema erzeugen. Das ist ihm gelungen. Aber er hat gleichzeitig demonstriert, dass der Schutz des Kapitols löchrig ist.

Das ist auch der Fall im Weißen Haus. Erst im Januar stürzte des Nachts auf dem Rasen vor dem Weißen Haus eine Minidrohne ab. Sie hatte nichts geladen und war zum Spaß von einem Mitarbeiter eines US-Geheimdienstes gesteuert worden, aber niemand hatte sie bemerkt, auch nicht die Scharfschützen auf dem Dach. Der Vorfall zeigte aber, dass kleinere Flugzeuge ein großes Problem darstellen, mit Minidrohnen, die vom Radar nicht erkannt werden, ließen sich auch gezielte Angriffe gegen Personen oder Sprengstoffanschläge ausführen. Da es immer mehr Drohnen geben wird, nehmen trotz Aufrüstung mit Antidrohnentechniken (Mit den Drohnen kommen Antidrohnen-Systeme) und neuen Verboten die Risiken für Unfälle oder Angriffe zu, zumal wenn der zivile Luftraum wie angestrebt für kommerzielle Drohnen geöffnet wird, die beispielsweise Pakete ausliefern oder andere Aufgaben ausführen. Allerdings konnte letztes Jahr wieder einmal ein Mann über den Zaun des Weißen Hauses klettern und bis zu einer Eingangstür vordringen, so dass nun neben der Flugsicherung auch der Zaun verbessert werden soll (Ein neuer, sicherer Zaun für das Weiße Haus).

Bei der Protestaktion von Doug Hughes aus Florida, der Zivilen Ungehorsam vertritt, kommt hinzu, dass dieser seine Aktion "Freedom Flight" schon zuvor auf seiner Website angekündigt hatte. Er habe schon viele Briefe ausgeliefert, schrieb er, und werden heute durch "Luftpost" 535 Briefe an die Abgeordneten bringen, um diese aufzufordern, einen Gesetzesvorschlag gegen Korruption umzusetzen, der die "wahre Demokratie" wiederherstellen soll. Wer will, könne seinen Flug online über Video verfolgen. Dazu hatte er bereits vor einem Jahr gegenüber der Tampa Bay Times über seinen Plan gesprochen und diesen auf seiner Website angekündigt. Er wurde sogar vom Secret Service befragt. Die Tampa Bay Times erklärt, man habe die Polizei des Kapitols und den Secret Service eine Stunde vor der Landung angerufen.

Er habe sich alles gut überlegt. Es sei eine gewaltfreie Demonstration, er habe alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, dass niemand zu Schaden kommt. Er könne aber keine Überreaktion der Sicherheitskräfte verhindern, habe aber alle Informationen rechtzeitig weitergegeben. So habe er eine Mail an info@barackobama.com geschickt, zudem hatte er die Menschen aufgefordert, im Weißen Haus anzurufen und zu bitten, dass man ihn nicht abschießen möge. Beim Start sei er noch eine Stunde Flugzeit von der Flugverbotszone entfernt gewesen.

Nach einem Sprecher des North American Aerospace Defense Command (Norad) wurde von den Flugüberwachungssystemen der Hubschrauber nicht entdeckt Auch sonst hatte niemand versucht, diesen zu stoppen, wie die Washington Post schreibt, der auch nicht lautlos fliegt, sondern wie ein Rasenmäher brummt. Beim Secret Service erklärt man, man sei nicht auf Flug aufmerksam gemacht worden. Die Flugbehörde FAA sagt, man habe keinen Kontakt mit Hughes gehabt und auch keine Fluggenehmigung erteilt. Das Überfliegen von Area 56 unter einer Höhe von 5,5 km sei verboten und könne mit Gefängnis bestraft werden.

Nach der Landung blieb Hughes, der die Sicherheitskräfte überlistet hatte, ruhig in seinem Minihubschrauber sitzen und ließ sich ohne Gegenwehr festnehmen. Mit einem ferngesteuerten Roboter wurde der Gyrokopter anschließend auf Sprengstoff untersucht. Zwar hatten die Sicherheitskräfte nicht heranfliegen sehen, wohl aber andere Menschen. Offenbar dachten diese, es handele sich um einen Postflug, Hughes hatte auf seinen Hubschrauber groß ein Logo des Postal Service angebracht.

Hughes, der gerne auch mit dem Spruch "Wir sind das Volk" operierte und seine Website "The Democracy Club" nannte ("Because "We the People" own Congress!"), sieht die Demokratie u.a. durch die enormen Ausgaben für die Wahlen gefährdet. Er spricht von einer "Explosion der Wahlkampfspenden" in den letzten Jahren. Mit der Super PACs können Reiche und Unternehmen an Kandidaten unbegrenzt Geld spenden. Daher fließen Milliarden an Politiker. Hillary Clinton soll für ihren Präsidentschaftswahlkampf 2,5 Milliarden US-Dollar an Spenden erwarten. Die großen Geldgeber erwarten natürlich etwas für ihr Geld - und wer nicht mit den Reichen, den Lobbys und den Konzernen geht, hat keine Chancen im politischen Prozess. Auf diese Korruption wollte Hughes mit seiner Aktion aufmerksam machen.