Al-Qaida erobert al-Mukalla

Ramadi droht an den IS zu fallen - Islamisten werfen Christen von Bord eines Schleuserschiffs

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Gestern stürmte die jemenitische al-Qaida-Filiale AQAP den Flughafens Riyan und eine in dessen Nähe gelegene Militärbasis. Jetzt beherrscht sie die 200.000-Einwohner-Gouvernementshauptstadt al-Mukalla, deren Eroberung sie am 2. April begann, vollständig. Inwieweit sie damit aber auch das flächenmäßig sehr große 1,3-Millionen-Einwohner-Wüstengouvernement Hadramaut kontrolliert, wie machen Medien melden, ist unklar.

Offenbar hat die Terrorgruppe aber einen 51-köpfigen Regierungsrat einberufen. In ihn wurden neben Dschihadisten auch Vertreter der Stämme aufgenommen - allerdings nur solche, die dem politischen Salafismus der AQAP nicht widersprechen. Andere wurden verschleppt. Außerdem errichteten die Terroristen ein Scharia-Gericht im ehemaligen Kulturzentrum und lassen Sittenwächter durch die Straßen streifen, wie sie auch in Saudi-Arabien patrouillieren.

Die von Saudi-Arabien angeführte Sunnitenallianz, die seit 26. März Luftschläge im Jemen durchführt, will nicht gegen die sunnitischen Extremisten im Hadramaut vorgehen: Ihr Sprecher Ahmed Asiri meinte, der Einsatz richte sich ausschließlich gegen die schiitischen Huthi-Milizen - aber er glaube, es werde "für al-Qaida keinen Raum mehr geben", wenn die Koalition ihre Ziele durchgesetzt und einen "sichern und stabilen Jemen" geschaffen habe, "der die gesetzliche Ordnung aufrecht erhalten kann".

Gouvernement Hadramaut. Karte: TUBS. Bearbeitung: Telepolis. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Auch im Irak sind Dschihadisten auf dem Vormarsch: Hier rückt die aus al-Qaida hervorgegangene Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) trotz amerikanischer Luftschläge auf die Provinzhauptstadt Ramadi vor. Mittlerweile zieht das US-Militär die Möglichkeit in Betracht, dass Ramadi an das IS-Kalifat fallen könnte und beschwichtigt vorab, dies bedeute kein Scheitern der Anti-Terror-Anstrengungen.

Außer im Irak kontrolliert der IS größere Gebiete in Syrien, Nigeria und Libyen. Von dort aus legte das Boot ab, auf dem am 14. April 15 Moslems aus Mali, dem Senegal und der Elfenbeinküste 12 christliche Ghanaer und Nigerianer wegen ihrer Religion über Bord warfen und ertrinken ließen, wie gestern Abend bekannt wurde. An zahlreichen anderen Christen an Bord sollen die Islamisten ebenfalls Mordversuche unternommen haben. Inzwischen wurden die mutmaßlichen Massenmörder von den italienischen Behörden inhaftiert. Ob sie dem IS angehören (der angekündigt hat, im Windschatten der Migrationsströme Terroristen nach Europa zu schleusen), steht noch nicht fest.

185 Jahre nach dem Ende der Barbaresken-Korsaren und knapp vier Jahre nach der Pfählung Muammar aal-Gaddafis gibt es inzwischen auch wieder Piraterie im Mittelmeer: Eine sizilianische Fischereigenossenschaft meldete heute früh, dass Bewaffnete 40 Meilen vor der libyschen Küste ein Garnelenfangboot mit sieben Mann Besatzung in ihre Gewalt brachten. Inzwischen soll die italienische Marine das Schiff und die Seeleute - drei Sizilianer und vier Tunesier - befreit haben.

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