Nahm Sony Einfluss auf das schottische Unabhängigkeitsreferendum?

Der Konzern könnte den Verkauf einer Fernsehserie hinausgezögert haben

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Letzte Woche veröffentlichte WikiLeaks eine Sammlung von E-Mails, die Mitarbeiter des Sony-Konzerns im Vertrauen darauf geschrieben hatten, dass sie vertraulich bleiben. Der Zeitung Herald of Scotland zufolge legt eine dieser E-Mails den Schluss nahe, dass das Unternehmen die Ausstrahlung der Serie Outlander verschoben haben könnte, damit sie die Abstimmung über die schottische Unabhängigkeit nicht zugunsten der Unabhängigkeitsbefürworter beeinflusst.

Das wäre insofern möglich gewesen, als die Zeitreiseserie nach einem Bestseller der Highland-Saga-Autorin Diana Gabaldon zum großen Teil im Schottland des Jahres 1743 spielt und schottische Rebellen gegen Engländer kämpfen lässt. Den Schauspieler Sam Heughan, der in der Serie den schottischen Rebellen Jamie Fraser spielt, verwandelte die Produktion nach eigenen Angaben von einem Gegner der schottischen Unabhängigkeit in einen vehementen Befürworter.

Tatsächlich wurde Outlander, obwohl die Serie in Schottland spielt und gedreht wurde, in den USA bereits ab August 2014 ausgestrahlt (also einem Monat vor dem Referendum), in Großbritannien aber erst ab März 2015. In Foren und Sozialen Netzwerken spekulierten Schotten deshalb schon im Hochsommer über eine mögliche politische Einflussnahme auf den Ausstrahlungstermin.

Die Outlander-Romanvorlage heißt in der deutschen Ausgabe "Feuer und Stein"

Auch Gabaldon wurde auf dem Edinburgh International Book Festival auf eine Verzögerung der Serie aus politischen Gründen angesprochen. Sie erklärte damals, dass Sony bereits seit drei Monaten mit mehreren britischen Fernseh- und Streaminganbietern verhandele. Warum diese Verhandlungen noch zu keinem Ergebnis führten wisse sie nicht - aber es gebe keine Beweise dafür, dass man die Sache absichtlich verzögert, bis die Volksabstimmung vorbei ist.

Der jetzt öffentlich gewordenen E-Mail nach diskutierten Sony-Manager aber mindestens die möglichen Auswirkungen von Fernsehserien auf das Unabhängigkeitsreferendum, bevor sie sich mit dem britischen Premierminister David Cameron trafen. Keith E. Weaver, der Vizepräsident von Sony Pictures Entertainment schrieb seinen Mitarbeitern in einem "background briefing" für ein "PM Cameron event" im letzten Sommer:

Bei Ihrem Treffen mit Premierminister Cameron wird der Fokus wahrscheinlich auf unseren gesamten Investitionen im Vereinigten Königreich liegen - mit besonderem Gewicht auf den Arbeitsplätzen, die durch [die ITV-Sendung] Tommy Cooper [Not Like That, Like This] geschaffen werden [und] auf der Bedeutung von Outlander (zum Beispiel besonders hinsichtlich der politischen Probleme im Vereinigten Königreich, weil Schottland diesen Herbst die Abspaltung ins Auge fasst) [...]

Sony wollte zu dieser E-Mail keine Stellungnahme abgeben. Auch auf die von WikiLeaks via Twitter aufgeworfene Frage, ob man sich als Gegenleistung für das Verschieben der Ausstrahlung Zugeständnisse in Immaterialgüterrechtsfragen erwartete, blieb eine Antwort bislang aus.

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