Faz-Redakteur ruft zur Bespitzelung der Mitbürger auf

Obgleich keineswegs klar ist, dass in Hessen ein Terroranschlag durch die Festnahme eines Ehepaars "vereitelt" wurde, wird Panik geschürt

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Noch ist vieles unklar. Im hessischen Oberursel wurde ein Ehepaar festgenommen, dass unter dem Verdacht steht, einen Anschlag geplant zu haben. Das Paar stand schon länger unter Beobachtung, der Mann, ein Deutscher mit türkischer Herkunft, soll Kontakte mit salafistischen Extremisten gehabt haben. In der Wohnung der beiden wurden nach Angaben der Polizei drei Liter Wasserstoffperoxid, eine "augenscheinlich" funktionsfähige Rohrbombe, 100 Schuss Munition und ein Sturmgewehr G3, gefunden.

Es bestehe der "konkrete Verdacht", dass der Mann und die Frau einen Terroranschlag geplant und vorbereitet hätten, so die Polizei. Da der Mann sich in den letzten Tagen in der Nähe des Streckenverlaufs des Radrennens rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt aufgehalten haben soll, wurde trotz der Festnahme und offenbar keinen wirklichen konkreten Hinweisen das Radrennen abgesagt. Zwar wurde es dann inoffiziell doch noch durchgeführt, aber alles sieht danach aus, als ob die Sicherheitskräfte hier eher Panik verbreiten, als tatsächlich akute Gefährdungen verhindern.

Die Suche nach möglichen "Mittätern" gehe weiter, klar ist freilich schon gar nicht, ob es sich bei den Festgenommenen um potenzielle Täter handelt. Abgesehen von der "augenscheinlich" funktionsfähigen Rohrbombe und dem Gewehr scheint es keine Hinweise auf konkrete Pläne auf unmittelbar drohende Anschläge zu geben. Dass die Polizei Vermutungen nachgehen und in solchen Fällen auch präventiv eingreifen muss, ist nachvollziehbar. Das Verbot des Radrennens ist jedoch ebenso überzogen wie manche Stellungnahmen in Medien, die nicht nur einfach weiter geben, dass angeblich ein Terroranschlag "vereitelt" worden sei, was keineswegs gewiss ist, sondern auch noch wie Nikolas Busse, Stellvertretender verantwortlicher Redakteur für Außenpolitik der Faz, meinen, sie müssten die Menschen dazu aufrufen, ihre Mitmenschen zu bespitzeln.

Busse argumentiert, dass die Verkäuferin eins Baumarktes die Polizei auf die Spur gebracht hatte. Sie hatte berichtet, dass der Festgenommene Wasserstoffperoxid gekauft hatte, das zum Bau eines Sprengsatzes dienen kann - aber eben ganz legal gekauft werden kann. Busse meint gleichwohl, dass die Verkäuferin Vorbild für alle Deutsche sein soll. Gewunden schreibt er:

Natürlich ist die Verhütung gefährlicher Straftaten in erster Linie Aufgabe der Polizei. Aber auch Mitbürger können manchmal bemerken, wenn jemand sich auffällig benimmt. Die Verkäuferin, die das verhaftete Ehepaar gemeldet hat, ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Terroranschlag durch die Aufmerksamkeit einfacher Bürger verhindert werden kann. Deutschland braucht jetzt sicher keine Spitzelgesellschaft, in der die Leute anfangen, ihre Nachbarn auszuspähen. Die Zeiten sind aber ernst genug, dass jeder im Alltag die Augen offenhalten sollte.

Begrüßt wird auch, dass das Radrennen abgesagt wurde, auch wenn überhaupt nicht klar ist, ob ein Anschlag vorbereitet und gegen das Rennen geplant war. Dafür werden die Radfahrer kritisiert, die dennoch gefahren sind. Das sei eine "Trotzreaktion", zudem hätten sie den Verkehr behindert. Und das geht nun gar nicht, Terrorgefahr hin oder her. Und was rät der kluge Journalist der Polizei? Gerade hat er der Absage des Radrennens seine Absolution gegeben, meint dann aber dennoch, dass solche Absagen wegen terroristischer Bedrohungen - die sich nicht einstellen -, doch nicht so zufriedenstellend "für die Demokratie" seien: "Die Herrschaft über den öffentlichen Raum darf nicht den Terroristen überlassen werden." Warum aber soll es dann "vernünftig" sein, dieses Fahrradrennen abzusagen?

Der Faz-Journalist ist ein typisches Beispiel dafür, wie Medien Angst schüren und Aufmerksamkeit erregen, indem sie durchaus bezweifelbare, wenn auch verständliche Aktionen der Behörden zunächst bestätigen und nicht hinterfragen. Der Aufruf zur Bespitzelung der Mitbürger bzw. zum allgegenwärtigen Verdacht ist dann die Kernbotschaft. Da Busse aber auch der Vagheit der Vorwürfe bewusst ist, will er als korrekter Journalist, der halt nur mal so meint, auch am Ende noch etwas Kritisches nachschieben. Das aber hätte sein sollen, dass gerade auch in diesem Fall das Verbot des Fahrradrennens nicht notwendig gewesen wäre. Zudem muss nun erst einmal geklärt werden, ob und wie ernst es dem Ehepaar mit der Vorbereitung eines Terroranschlags war. Mit einer Gefährdung durch Rückkehrer aus Syrien und vom Islamischen Staat hat es offensichtlich nichts zu tun, Busse bemühte dennoch diesen Kontext.