"Der Krieg verläuft nicht immer linear"

Der Erfolg des Islamischen Staats in Syrien und im Irak bringt die US-Regierung unter Erklärungszwang

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Für die US-Regierung sieht es gerade schlecht in ihrem Krieg gegen den Islamischen Staat aus. Dieser baut in Syrien sein Territorium aus und kontrolliert bereits die Hälfte des Landes. Und auch im Irak hat der "Islamische Staat" trotz der US-Luftangriffe Ramadi, die Hauptstadt der Provinz Al Anbar, einnehmen können.

Peinlich ist, dass während der Einnahme von Ramadi und der Flucht der irakischen Truppen das Pentagon noch Erfolg meldete. Die Strategie greife, der IS werde zurückgedrängt und könne nicht mehr ungefährdet operieren. Zudem wurde als Erfolg berichtet, dass Spezialkräfte in Syrien einen IS-Führer getötet haben, was ein "weiterer wichtiger Schlag gegen den IS" gewesen sei.

Man habe damit die Möglichkeit für den IS beeinträchtigt, Operationen zu planen. Inzwischen hat der IS Palmyra in Syrien eingenommen und die Truppen von Assad in die Flucht geschlagen und weitet seinen Einfluss auf Sinai und Libyen aus.

"Wir verlieren nicht", beteuerte US-Präsident Obama am Dienstag. Die Einnahme von Ramadi sei nur ein taktischer Rückschlag und verdanke sich dem Umstand, dass die Stadt von irakischen Truppen verteidigt wurde, die nicht von den Amerikanern ausgebildet worden seien. Nun ja.

General Martin Dempsey, der Vorsitzende des Generalstabs, machte es nicht weniger peinlich, als er sagte, dass die irakischen Truppen aus Ramadi nicht vertreiben wurden, sie seien vielmehr von Ramadi abgezogen. Man erkunde aber jetzt, was wirklich geschehen sei. Möglicherweise seien die irakischen Truppen am Samstag während eines Sandsturms aus Ramadi herausgefahren. Sie hätten den Eindruck gehabt, nicht gut unterstützt zu werden, die Stämme hätten sich mit den Streitkräften nicht verbündet. Möglicherweise habe der Kommandeur geglaubt, der Sandsturm verhindere US-Luftangriffe, was nicht stimmt. Es sei eine "unilaterale Entscheidung" gewesen.

Ansonsten verkündete das Pentagon, dass die irakischen Truppen mit der Unterstützung der USA bald Ramadi wieder zurückerobern werden. Und man mache ja in anderen Gebieten Fortschritte. "Jeder Quadratmeter Iraks ist wichtig", sagte der Leutnant Patrick Ryde, "und jeder Quadratmeter des vom IS besetzten Gebietes ist wichtig. Aber ich bitte Sie, auf das große Bild zu achten. Sie müssen verstehen, dass der Krieg nicht immer linear abläuft. Es gibt Rückschläge und es wird Siege geben."