Ukraine: Showdown vor dem G7-Gipfel?

Die OSZE hat ihren Bericht über die Kämpfe in Marinka vorgelegt

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Nach dem neuesten Bericht der OSZE-Beobachtermission haben die Separatisten der "Volksrepublik Donezk" (DNR) bereits vor dem Ausbruch der Kämpfe in Marinka am Mitwochmorgen eine Vielzahl von schweren Waffensystemen Richtung Westen, also an die Kontaktlinie, gebracht.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni haben die Beobachter, die auf dem von der DNR kontrollierten Gebiet um Tekstilshchik im Nordosten von Marinka positioniert waren, mehrere gepanzerte Fahrzeuge, Panzer, darunter T-72-Panzer, Artillerie und einen Militärlastwagen mit einem Luftabwehrsystem beobachtet, die Richtung Westen fuhren. Beschuss wurde ab 4:30 in einer Entfernung zwischen 1 und 5 km registriert: Artillerie aus dem Nordwesten der Position der Beobachter, Grad-Feuer aus dem Westen und Artillerie bis zu 5 km entfernt aus dem Nordwesten.

Die ukrainischen Streitkräfte hatten von einem Angriff auf Marinka ab 4 Uhr früh mit 1000 Mann, mehreren Panzern und Artillerie berichtet, weswegen auch schwere Waffensysteme an die Kontaktlinie verlegt worden seien, um den Angriff abzuwehren. Die Separatisten erzählten die Geschichte umgekehrt und berichteten von einem Angriff der ukrainischen Armee, die damit provozieren wollte.

Aus dem Kreml wird ebenfalls die ukrainische Seite kritisiert. Offenbar ist Kiew in Bedrängnis. Kreml-Sprecher Peskow sagte: "Die ukrainische Seite hatte auch früher mehrmals solche Handlungen vor dem Hintergrund umfassender internationaler Operationen vorgenommen und Spannungen geschürt. So etwas ist auch jetzt geschehen. Wir sind über die Wiederholung dieser Aktivitäten ernsthaft besorgt." Er spielt auf den G7-Gipfel an, der am Wochenende beginnt. Die OSZE wird aufgefordert, den Bruch des Waffenstillstands zu untersuchen.

Präsident Poroschneko versicherte heute, man habe erst nach der Benachrichtung der "internationalen Partner" die zurückgezogenen schweren Waffen wieder an die Kontaktlinie gebracht. Wenn der Brief allerdings die OSZE allerdings erst um 15 Uhr erreicht hat, scheint hier etwas nicht zu stimmen.

Die OSZE-Beobachter in der Stadt Doenzk berichteten zwischen 4:30 und 5:00 von mehreren Schüssen aus Mehrfachraketenwerfern aus Donezk und etwa 100 schweren Artillerieschüssen auf Donezk. Gesagt wird nicht, wer begonnen hat, offenbar war aber bereits schwere Artillerie auf ukrainischem Gebiet so nah an Donezk, dass die Stadt erreicht werden konnte.

Nach weiteren Berichten über Kämpfe haben die OSZE-Beobachter versucht, führende Mitglieder der DNR zu erreichen, um ein Ende der Kämpfe zu erreichen. Die seien aber nicht erreichbar gewesen oder hätten nicht mit der OSZE sprechen wollen. Erst um 15:00 Uhr sei ein Brief vom ukrainischen Vereidigungsminister eingetroffen, in dem angekündigt wurde, dass wegen der Kämpfe in Marinka schwere Waffen wieder zurück an die Kontaklinie verlegt würden. Später hätten ukrainische Regierungsmitglieder eingeräumt, dass die Waffen schon eingesetzt wurden, was notwendig gewesen sei, um den Angriff zurückzuschlagen.

Der Repräsentant der russischen Armee beim Gemeinsamen Zentrum habe der Beobachtungsmission dann gegen 15:00 Uhr berichtet, dass ab 17 Uhr ein Waffenstillstand in Kraft treten würde. Es soll hier in der Folge auch ruhig geblieben sein, Marinka werde weiterhin von ukrainischen Streitkräften kontrolliert. An anderen Stellen, so meldete die ukrainischen Streitkräfte, würden die Separatisten "nach der Niederlage in Marinka" weiterhin auf ukrainische Stellungen feuern.

Die Separatisten erklären wiederum, die ukrainischen Streitkräfte hätten über die Nacht weiter Randbezirke von Donezk beschossen. Nach dem DNR-Verteidigungschef Basurin sind in den letzten Tagen 6 Zivilisten durch den Beschuss seitens der ukrainischen Armee getötet und 38 verwundet wurden, von den DNR-Kämpfern seien 16 getötet und 86 verwundet worden. Eben meldete die OSZE-Beobachtermission, dass auf beiden Seiten schwere Waffen aus den Stützpunkten verschwunden seien, zu denen diese gemäß dem Minsker Abkommen zurückgezogen wurden.