Schafft die Sharing-Ökonomie bessere Verdienstmöglichkeiten?

Von Uber und Airbnb finanzierte Studien sehen nur Positives: mehr Flexibilität und ein höheres Einkommen

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Ob man Uber, Airbnb, 9flats, tamyca, DogVacay oder auxmoney als Sharing-Plattformen bezeichnen will, dürfte Geschmackssache sein, schließlich geht es dabei den Unternehmen und den Anbietern ganz traditionell darum, mit den Mitteln, die das Internet bietet, Geld zu verdienen. Was gerne "Teilen" genannt wird, ist schlicht Mieten, viele der profitorientierten "Sharing"-Firmen nutzen den Trend, lieber etwas zu mieten, als es kaufen zu müssen, im Kern steckt allerdings durchaus das Neue, dass Kunden und selbständige, private Anbieter direkt über eine Plattform zu festgelegten Bedingungen zusammen gebracht werden, wobei die Kunden billiger wegkommen und sich Menschen neue Verdienstmöglichkeiten eröffnen. Allerdings fördern diese Geschäftsmodelle die Auflösung traditioneller gesetzlicher Regulierungen sowie fester Arbeitsverhältnisse und die Ausbreitung von Kleinstunternehmern, die sich gegenseitig und andere Anbieter unterbieten.

Für die Kunden sind die günstigeren Konditionen zweifelsohne erst einmal attraktiv. Sie profitieren davon, dass Firmen über die Sharing-Plattformen, die sich bereichern, ausgeschaltet werden, langfristig ist allerdings zu vermuten, dass die sinkenden Preise mit sinkenden Löhnen oder einem Dasein als Kleinstunternehmer bezahlt werden müssen.

Wenig verwunderlich ist, dass zwei Studien über Uber und über Airbnb, die von ihnen finanziell unterstützt wurden, zu anderen Ergebnissen kommen. Die von Jonathan Hall von Uber und dem Ökonomen Alan Krueger von der Princeton University verfasste Studie über Uber, die im Januar 2015 veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass Uber-Fahrer mindestens so viel verdienen wie normale Taxi-Fahrer, meistens aber mehr, dagegen aber weniger arbeiten. Die Autoren sagen, die Uber-Fahrer würden von dem Unternehmen vor allem wegen der möglichen Flexibilität, der Höhe der Bezahlung und der Tatsache angezogen, dass die Stundenlöhne nicht entscheidend mit der Gesamtarbeitszeit zusammenhängen, was Teilzeitbeschäftigung und wechselnde Arbeitszeiten ermögliche.

Die Wirtschaftskrise sei nicht entscheidend für die Attraktivität von Uber. Für Kunden sei attraktiv, dass die Fahrer bewertet werden, während Taxi-Fahrer anonym blieben. Gute Fahrer würden so auch mehr zu Uber tendieren. Und es wachse auch die Ungleichheit nicht mit der Sharing-Ökonomie, die sei schon lange zuvor gewachsen, in den USA sei auch nicht die Teilzeitarbeit wie in anderen Ländern angestiegen. All is good, so die Studie, was anderes hätte man wohl auch bei Uber nicht akzeptiert.

Ähnlich die von Airbnb in Auftrag gegebene Studie des Ökonomen Gene Sperling, Direktor des National Economic Council", der ebenso die Käuflichkeit und damit den Verfall der Wissenschaft zeigt. Airbnb, so das Ergebnis, helfe dabei, die Einkommen der Mittelschicht zu verbessern, die zu "Mikro-Unternehmern" werden. Das Einkommen steige durchschnittlich um 14 Prozent.

Das ist wenig verwunderlich, weil es die Mitglieder der Mittelschicht sind, die verreisen und sich Wohnungen suchen, die ihrem Standard entsprechen, was heißt, dass die Unterschicht von der Sharing-Ökonomie nicht profitiert. Wer will schon in deren Wohnungen einziehen? Eigentlich aber ist die Interpretation des Studienergebnisses alles andere als optimistisch, Airbnb hilft danach nur Familien, nicht noch weiter abzusteigen, sondern Arbeitslosigkeit zu überbrücken, unvorhergesehene medizinische Ausgaben stemmen oder einfach im angekauften Haus bleiben zu können. Airbnb also als Wohltäter, der politische Versäumnisse ausbügelt.

Eine der Fragen wird sein, ob die Mikro- oder Kleinstunternehmer, die regelmäßig für Sharing-Plattformen arbeiten, nicht doch als Angestellte zu gelten haben. Tyler Cowen sieht in der New York Times aber den Vorteil, dass die Kleinstunternehmer zwar die Sicherheit eines festen Arbeitsplatzes verlieren, aber wegen der Flexibilität die Möglichkeit hätten, ihre Zeit, in der sie nicht arbeiten (können) anders zu nutzen, also zu lernen, sich fortzubilden oder andere Arbeiten anzunehmen: "Diese Entwicklungen begünstigen die Arbeiter, die willens und fähig sind, ihre arbeitsfreie Zeit produktiven Verwendungen zu widmen." Es seien Menschen, die schnell ihre Rollen wechseln können, die diszipliniert und ehrgeizige "Task Switcher" sind.

Das sind mithin oberflächliche, vom Einkommen getriebene Menschen, die zwar flexibel sind, sich aber nicht wirklich engagieren und obsessiv ein Thema verfolgen. Das ist gut für einen schnellen Ersatz für ein Unternehmen, aber nicht langfristig. Zudem werden, so Cowen, eher gut ausgebildete Menschen von solchen Angeboten profitieren, während die Fortbildung von Arbeitnehmern in Unternehmen geschwächt würde. Der Autor ist sichtlich bemüht, Positives zu erkennen. So könnten doch Bewertungen von Uber oder anderen Sharing-Plattformen allgemeiner für ihre Leistungen bewertet werden: "Das würde diese Services nützlich für eine Mobilität nach oben machen und es würde ihre Bewertungen vergleichbarer mit einigen geringer angesehenen Colleges und Universitäten machen." Der Gedanke ist interessant, weil er suggeriert, dass Abschlüsse von Bildungsinstitutionen an Wert verlieren, wenn die Macht der Benutzerwertungen zunimmt. Die Konsequenzen wären tatsächlich beachtlich - auch für herrschende Ideologie, die verspricht, dass bei Systembewahrung Bildung den Weg nach oben garantiert.