Trinken von zu viel Wasser kann gefährlich sein

Experten raten auch Sportlern nicht exzessiv zu trinken

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Wasser bzw. die Aufnahme von Flüssigkeit ist wichtig. Immer wieder wird beteuert, dass wir 2-3 Liter am Tag trinken sollen, Sportler sollten, so raten Experten, schon vor dem Durst trinken, um den Wasserhaushalt stabil zu halten. Durst tritt dann auf, wenn der Körper mehr Flüssigkeit verliert, als er aufnimmt, was dazu führe, dass die Leistung nachlasse. Also trinken diejenigen, die sich sportlich betätigen, oft und viel, während sie den Sport ausüben.

Bild: W.J.Pilsak/CC-BY-SA-3.0

Ärzte, Physiologen und Trainer haben nun Richtlinien verfasst, die die Aufforderung, viel und schon vor dem Sport zu trinken, als überholt und sogar als gefährlich einstufen. Die Expertengruppe schreiben im Clinical Journal of Sport Medicine als Ergebnis einer Konferenz über Hyponatriämie, dass "starkes Trinken zur Verhinderung von Dehydration unnötig ist und ein größeres Risiko mit sich bringt". Letztlich soll man eben dann trinken, wenn man Durst hat, könnte man auch sagen, um die Folgen einer zu hohen Verdünnung der Körperflüssigkeit durch zu starkes Trinken zu vermeiden.

Hyponatriämie, also der Mangel an Natrium, tritt meist durch exzessive Wasserzufuhr auf. Bekannt ist das vornehmlich bei Marathonläufern, die auch an "Wasservergiftung" sterben können. Sonst können Kopfschmerzen, Schwindel, Brechen oder Verwirrung als Folge des aufgeschwollenen Gehirns auftreten. 1985 wurde erstmals die mit Sport verbundene Hyponatriämie (exercise-associated hyponatremi: EAH) beschrieben.

Nach einer Studie sind während eines Marathonlaufs fast zwei Drittel der Teilnehmer zeitweise hyponatriamisch, nach anderen Studien zeigen nur weniger als 1 Prozent der Teilnehmer Symptome. Besonders hoch ist das Vorkommen von EAH bei Ultramarathons und Ironman-Triathlon-Wettkämpfen. In letzter Zeit treten symptomatische EAH-Fälle offenbar häufiger und auch bei weniger anstrengenden sportlichen Betätigungen auf, so seien zwischen 2008 und 2014 drei Highschool-Football-Spieler an EAH gestorben. Auch eine 34-jährige Frau ist nach einer Yoga-Übung und eine 39-Jährige nach Tennis und Gewichtheben daran gestorben. Die Autoren gehen davon aus, dass wahrscheinlich viele Fälle nicht erkannt oder berichtet werden.

Das größte Risiko für EAH ist fortgesetztes, exzessives Trinken. Zur Vermeidung soll weniger getrunken werden: "Durst sollte bei allen Sportarten einen angemessenen Stimulus zur Prävention exzessiver Dehydrierung und zur deutlichen Reduzierung des Risikos, EHA zu entwickeln." Die Empfehlungen, dass Sportler vor dem Auftreten von Durst schon Wasser zu sich nehmen sollen, habe sich an die Sportler gerichtet, die viel Schweiß verlieren und bei denen schnell eine Dehydrierung auftreten kann: "Unglücklicherweise förderte dieser Rat das Missverständnis, dass Durst ein schlechter Ratgeber für die Flüssigkeitsaufnahme in Situationen ist, in denen weniger geschwitzt wird. Wir glauben, dass dies Menschen dazu veranlasst hat, unbeabsichtigt zu viel zu trinken."