Mehrheit für Syriza

Mehr als 60 Prozent stimmten für Nein, die Austeritätspolitik hat verloren

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Gerne hätten es viele konservative Medien und Politiker anders gehabt. Es kursierten Umfragen, nach denen der Ausgang des Referendums ganz knapp oder sogar zugunsten der Pro-Austeritäts-Fraktion ausfallen könnte. Tsipras und Yaroufakis hatten im Vorfeld noch einmal Würde beschworen und Brüssel gar Terrorismus vorgeworfen.

Aber die Regierung war erfolgreich, sie hat gezeigt, dass sie im Namen der Mehrheit des griechischen Volkes gehandelt hat. Mehr als 60 Prozent haben für ein Nein zum Sparprogramm gestimmt, für ein ja nur knapp 39 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei über 60 Prozent. Das ist für die "Schicksalswahl" noch immer nicht viel, aber dennoch genug für einen "Triumph des Nein", wie die spanische Zeitung El Pais schreibt. "Neuer Griechen-Schock!" kommentiert hingegen die Bild-Zeitung.

Für Brüssel und vor allem Berlin werden nun schlechte Zeiten anbrechen. Die griechische Regierung will neu verhandeln, hat aber nun das Volk hinter sich. Man wird sie kaum mehr als verrückte Linksextreme herabwürdigen können. In Spanien und Portugal wird die linke Opposition der konservativen Regierung gestärkt werden.

Morgen treffen sich der französische Präsident Hollande und die Bundeskanzlerin Merkel zu einem Krisentreffen. In Frankreich dürfte nun die Unterstützung der Austeritätspolitik deutlich schwächer werden. Jean-Luc Mélenchon von der Parti de Gauche sieht einen "Sieg über eine Methode des Scheiterns". Auch von rechts kommt Zustimmung. Marine le Pen vom Front National interpretiert das Ergebnis als "Sieg des Volkes über die Oligarchie der EU". Auch von einigen sozialistischen Abgeordneten wird der Sieg gefeiert.

Aus Athen berichtet Wassilis Aswestopoulos:

In Athen hat das Ergebnis bereits jetzt politische Konsequenzen ausgelöst. Bei der Nea Dimokratia verlangt Dora Bakoyianni den Rücktritt von Antonis Samaras als Parteivorsitzenden. Sie bietet auch ihren eigenen Rücktritt an.

Auf Regierungsebene verkündete Regierungssprecher Gavriil Sakellaridis, dass die Regierung nun innerhalb von 48 Stunden eine Einigung anstrebt. Zur Kapitalkontrolle wurde von Vize-Finanzministerin Nadia Valavani verkündet, dass die Schließfächer in den Banken nicht geleert werden dürfen. Lediglich Dokumente und nicht Schmuck oder Bargeld dürfen entnommen werden.