Andere Länder, andere Tabus

Russische Medien kritisieren die 22-jährige Haftstrafe gegen eine 30-jährige US-Lehrerin, die mit Siebzehnjährigen verkehrte

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In Russland wurden zwischen 2011 und 2013 Jugendschutzgesetze verabschiedet, die Werbung für Homosexualität verbietet, wenn sie Personen unter 18 Jahren zugänglich ist. Zuwiderhandlern drohen Geldstrafen von mehreren Tausend Euro. Von westlichen Politikern, Medien und "Aktivisten" wird das Land dafür immer wieder kritisiert.

Es gibt allerdings auch Sachen, bei denen man in Russland schwer versteht, warum man in westlichen Ländern ins Gefängnis wandert: Das zeigt sich aktuell an der Aufmerksamkeit die die amerikanische Lehrerin Jennifer F. gerade in russischen Medien erregt.

Die Dreißigjährige wurde von einem Gericht in Tampa, Florida zu 22 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie sich mit zwei Siebzehnjährigen und einem Schüler eingelassen hatte, dessen Alter nicht öffentlich bekannt wurde. Das geschah zwar einvernehmlich (und kam nur durch die Mutter eines der Schüler zur Anzeige), gilt in weiten Teilen der USA aber trotzdem als "statutory rape", weil dort Gesetze festlegen, dass Personen vor ihrem 18. Lebensjahr ohne Ausnahme sexuell zustimmungsunfähig sind.

Dass es Regelungen geben sollte, die geschlechtsunreife Kinder vor einem durch Süßigkeiten oder andere Geschenke erkauften Missbrauch durch Erwachsene schützen, zweifelt kaum jemand an. Eine andere Frage ist, ob dieser Schutz auch für Personen gelten muss, die voll geschlechtsreif sind und in vielen Ländern wählen, Wehrdienst leisten, arbeiten, Familien gründen und Rechtsgeschäfte abschließen. Und eine ganz andere, ob man Lehrerinnen, die mit Siebzehnjährigen Sex haben, härter bestrafen sollte als die meisten Mörder. Außerdem fragen sich russische Kommentatoren, ob man nicht der Realität Gewalt antut, wenn man in solchen Fällen keinen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Lehrern und männlichen und weiblichen Schülern macht.

Russische Twitter-Nutzer haben aus einem Foto von F. eine Ikone gebastelt. Bearbeitung: TP

Jennifer F. ist kein Einzelfall: In den USA kommt es regelmäßig zu Verurteilungen von Lehrerinnen, die sich mit halbwüchsigen Burschen eingelassen haben: Am 9. Juli wurde die 36-jährige Brianne A. aus Utah zu zwei bis 30 Jahren Haft verurteilt, weil sie Sex mit einem Sechzehnjährigen und zwei Siebzehnjährigen hatte. Im Jahr davor verhängte ein Gericht in Kenner in Illinois gegen die beiden Englischlehrerinnen Shelley D. (damals 32) und Rachel R. (damals 24) drei Jahren Haft auf Bewährung, nachdem sie sich nach einem Footballspiel gemeinsam mit einen 16-jährigen Schüler verlustiert hatten. Auch diese Bewährungsstrafe führt in den USA dazu, dass die beiden Lehrerinnen lebenslang in den Sexualverbrecherdatenbanken aufscheinen - mit entsprechenden Folgen für die Wohnungs- und Arbeitssuche.

2012 wurde die 32-jährige Sportlehrerin Stacy S. aus Mason in Ohio zur vier Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie Sex mit mehreren Halbwüchsigen aus dem Football-Team der Schule hatte. Nach einem Jahr kam sie wegen guter Führung vorzeitig frei. Im selben Jahr schickte ein Gericht im texanischen Arlington die Sportlehrerin Brittni C. für fünf Jahre ins Gefängnis, weil sie mit fünf sportlichen Schülern geschlechtlich verkehrte. Bewiesen werden konnten die Vorwürfe gegen sie, weil einige der Burschen die Lehrerin beim Geschlechtsakt mit ihren Telefonen gefilmt hatten, um damit zu prahlen.

Die 33-jährige Lehrerin Amy Renee S. aus der Nähe von Dallas wurde dagegen 2011 in flagranti erwischt, als eine Reinigungskraft das Klassenzimmer betrat, in dem sie mit einem Schüler zugange war. Bei der 24-Jährigen Lindsay M. aus New Jersey, die 2009 mit einem 15-Jährigen verkehrte (der nicht ihr Schüler war) kam der Fall dagegen vor Gericht, weil der Vater des Teenagers sie anzeigte. Ihre dreijährige Haftstrafe wurde nicht zur Bewährung ausgesetzt.

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