Google will das Leben verlängern

Das Google-Unternehmen Calico will mit AncestryDNA die genetischen Grundlagen des Alterns aufdecken

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Vor zwei Jahren gründete der Suchmaschinenkonzern Google die Biotech-Firma Calico (California Life Company). Als Ziel des Unternehmens wurde u.a. die Suche nach Lebensverlängerung ausgegeben. Dazu werden Theorien über Alterungsprozesse verfolgt und genetische Daten nach Zusammenhängen untersucht (Google will das Leben verlängern).

Letztes Jahr vereinbarten Calico und das Pharma-Unternehmen AbbVie den Bau einer Forschungseinrichtung, um Krankheiten zu erforschen, die wie Krebs oder Neurodegeneration vermehr im Alter auftreten. Arthur Levinson, der Leiter von Calico und ehemalige CEO von Genentech, erklärte, man wolle mit dem auf Weltklasse operierenden Forschungsinstitut "die grundlegende Biologie des Alterns erkunden und neue Medikamente für Patienten mit Alterskrankheiten entwickeln." Mit AbbVie hätte man den richtigen Partner für Herstellung, Tests und Vertrieb. Google und das Pharmaunternehmen stiegen mit jeweils 500 Millionen US-Dollar in das gemeinsame Vorhaben ein.

An Geld mangelt es bei Google nicht, wo man an vielen Stellen das Geschäftsfeld zu erweitern sucht und in Zukunftstechniken investiert. Calico hat bereits mit einigen Forschungslabors Kooperationen über die Biologie des Alterns vereinbart und nun mit AncestryDNA einen weiteren Partner auf dem Weg zu Möglichkeiten der Lebensverlängerung gefunden. Die Firma bietet in den USA, in Irland und Großbritannien einen DNA-Test an, um damit den Familienstammbaum bis zu zehn Generationen zurück zu erstellen und die geografische Herkunft zu ermitteln. Nach der Mitteilung verfügt das Unternehmen über Daten von "Millionen öffentlicher Familienbäume und einer wachsenden Datenbank von Genproben", die von beiden Firmenanonymisiert zur Suche nach der genetischen Basis der Lebenserwartung ausgewertet werden sollen. Interessiert ist man an Familien, in denen eine ungewöhnliche lange Lebensdauer auftritt. Calico will aus den erwarteten Ergebnissen "potentielle Medikamente" entwickeln, möglicherweise mit AbbVie. Gesprochen wird von "möglichen bahnbrechenden therapeutischen Lösungen".

Eigentlich hatte Google, vielmehr Mitbegründer Sergey Brin, in 23andMe, einen Konkurrenten von AncestryDNA, investiert. Das erfolgreiche Unternehmen war 2006 von Anne Wojcicki und anderen gegründet worden. 2007 heirateten Wojcicki und Brin, trennten sich aber 2013 wieder. Obgleich die Schwester Susan Wojcicki bei Google arbeitet und CEO von YouTube ist, geht man offenbar getrennte Wege. Ausgerechnet mit Genentech, wo der jetzige Calico-Leiter Levinson bis 2009 CEO und bis 2014 Chairman of the Board war, vereinbarte 23andMe Anfang Januar eine ähnliche Kooperation, um das Genom von Parkinson-Patienten zu untersuchen und daraus Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Das sieht nach einem etwas realistischeren Projekt als die Suche nach Lebensverlängerung aus. Mit dem Pharmaunternehmen Pfizer arbeitet 23andMe ebenfalls zusammen, beispielsweise um die genetischen Grundlagen der Autoimmunerkrankung Lupus zu untersuchen.

Der Suchmaschinenkonzern ist auch bereits mit seinem Forschungslabor X in die medizinische Forschung eingetreten. Mit der "Baseline Study" sollen Tausende von Personen Körperproben zur Gen- und Molekularanalyse abgeben und auch Wearables mit der extra entwickelten App Study Kit zum Sammeln von Körperdaten tragen, um daraus Hinweise zu erhalten, wer warum gesund bleibt oder krank wird. Gestartet wurde letztes Jahr mit 175 Freiwilligen, jetzt soll die Studie erweitert werden. Es geht wieder um einen Big-Data-Ansatz, der unspezifisch Biomarker entdecken will, um frühzeitig Krankheiten zu erkennen und präventiv eingreifen zu können.