MH17: Möglicherweise Teile einer BUK-Rakete gefunden

Selbst wenn eine BUK-Rakete für den Absturz von MH17 verantwortlich sein sollte, sagt dies erst einmal nichts über die Täter aus

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Die Ermittler des Dutch Safety Board (DSB) untersuchen zusammen mit dem Gemeinsamen Untersuchungsteam (JIT) Teile einer Rakete, die am Absturzort bei der letzten Bergungsmission gefunden wurden. Das wurde schon länger gemunkelt, nun berichtet das DSB gewissermaßen offiziell, dass es sich um Teile einer BUK-Rakete handeln dürfte.

Erst einmal bleibt man aber noch zurückhaltend. Deutsche und andere Medien hingegen weniger, die von einer "russischen BUK-Rakete" und von einem möglichen "ersten physischen Beweise" wie die Tagesschau sprechen. Der Orf titelt suggestiv: "MH17: Teile russischer Rakete identifiziert?" Damit wird willentlich oder auch nicht suggeriert, sie wäre von russischen Soldaten abgefeuert worden oder von Russland den Separatisten übergeben worden, die sie dann abgeschossen haben könnten. Allerdings verfügen bekanntlich auch die ukrainischen Streitkräfte über BUK-Systeme.

Für das US-Außenministerium ist die Lage klar, die Russen waren es. So die knappe Antwort des Sprechers:

I mean, we’ve been very clear about our assessments since, really, immediately following this terrible tragedy. And that is that the MH17, we believe, was shot down by surface-to-air missiles fired by - or fired from, rather, separatist-controlled territory in eastern Ukraine.

Der DSB erklärt, die Teile seien von Interesse, weil mehr Informationen über die am Abschuss der Passagiermaschine Beteiligten liefern könnten. Das JIT untersuche die Herkunft der Teile und werde dabei Forensiker und Waffenexperten einbeziehen. Noch könne man aber auf keine kausalen Verbindungen zwischen den Teilen und dem Absturz schließen. Angekündigt wird, dass im Abschlussbericht, von dem es hieß, er sei bereits fertiggestellt (Untersuchungsbericht über den Absturz von MH17 liegt den beteiligten Regierungen vor), von den gefundenen Teilen die Rede sein wird. Beide Untersuchungen sollen eigentlich unabhängig voneinander geführt werden, das DSB untersucht die Absturzursache, das JIT ist für die Strafverfolgung zuständig und die Benennung der Verantwortlichen, sofern diese zweifelsfrei gefunden werden sollten. Die neuen Erkenntnisse könnten dazu führen, dass der Abschlussbericht weiter verzögert wird, eigentlich hätte er ein Jahr nach dem Absturz abgeschlossen sein müssen.

Während man im Westen gemeinhin die Separatisten und/oder russische Soldaten hinter dem Abschuss sieht, weist in Moskau mit dem Finger auf Kiew (Es war eine Buk-M1 - oder eine Luft-Luft-Rakete). Es wurde versucht zu belegen, dass entweder ukrainische Streitkräfte mit einem BUK-System die Maschine abgeschossen haben, verstärkt wird nun aber die These vertreten, die Maschine sei von einem ukrainischen Kampfflugzeug abgeschossen worden. Vor kurzem sorgte eine Veröffentlichung von News.com.au für Aufsehen. In dem Video sind Separatisten zu sehen, die kurz nach dem Absturz an der Unglücksstelle von einem ukrainischen Sukhoi-Kampfflugzeug erzählten. Es habe die MH17 abgeschossen und sei danach selbst abgeschossen worden.

In einem Bericht von Russia Today - "MH17: Ein Jahr ohne Wahrheit" - wurde diese Hypothese gestärkt. In der Reportage wurden Flugzeugteile gezeigt, die angeblich von dem abgeschossenen Kampfflugzeug stammen und in der Nähe von Petropavlivka gefunden worden sein sollen. So ist ein Cockpit zu sehen. Angeblich habe das DSB Interesse gezeigt und um Unterstützung gebeten, um die Teile in die Niederlande zur Untersuchung zu bringen.

Russia Today beeilte sich jedenfalls, die Unterstellungen zurückzuweisen, dass die gefundenen Teile auf eine "russische" BUK verweisen. JIT-Sprecher Wim de Bruin habe RT gesagt, für eine solche Aussage sei es noch zu früh. Verwiesen wird auf den russischen Produzenten des BUK-Systems Almaz-Antey, nach dem nur eine ältere Variante der Rakete für den Abschuss verantwortlich sein könne. Seit 1995 sei diese BUK-M1 nicht mehr an die russische Truppen geliefert worden.