Aus Österreich stammender "Regisseur" des IS-Medienapparats?

Das Magazin profil hat ein im Gefängnis geschriebenes Pamphlet des Cuspert-Freundes Mohamed Mahmoud gefunden, der schon 2005 die "Globale Islamische Medienfront" (GIMF) betrieben hatte

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In einem vor einigen Tagen im Internet veröffentlichten Video haben der aus Österreich stammende Mohamed Mahmoud alias Abu Osama al-Gharib und ein Deutscher namens Abu Umar al Almani, vermutlich Yamin Abou-Zand aus Königswinter, zwei gefesselte, vor ihnen knieenden Gefangenen, die als ungläubige Soldaten bezeichnet wurden, unter Lachen getötet. Die Exekution diente wohl als die übliche Aufmerksamkeitsfalle, um den Aufruf an die deutschsprachigen Muslime bekannter zu machen, sich dem Islamischen Staat anzuschließen und nach ihrem Vorbild andere Menschen zu ermorden.

Die Exekution fand in den Ruinen der vom IS eroberten, antiken Stadt Palmyra statt. Gedroht wird Österreich und Deutschland, Bundeskanzlerin Merkel wird beschimpft: "Meine Geschwister", sagt Mohamed Mahmoud, "entweder schließt ihr euch hier den Mudschaheddin an oder ihr führt den Dschihad in Deutschland und Österreich durch. Du brauchst nicht viel. Nimm ein großes Messer und schlachte jeden Kafir! Sie sind wie Hunde!" Der Deutsche fordert: "Greift die Kuffar an, in ihren eigenen Häusern! Tötet sie dort, wo ihr sie findet!" Gepredigt und inszeniert wird die reine Vernichtung, die mit "Gott ist groß" zelebrierte Lust am Töten. Offenbar sieht Mohamed Mahmoud im Angebot, der Mordlust ungehindert nachkommen zu können, ein Mittel, neue Anhänger zu rekrutieren, die nach Syrien gehen oder in der Aufnahme des zuerst von der jemenitisch-saudischen al-Qaida-Gruppe AQIP verbreiteten "Open Jihad" blindlings irgendwelche Menschen abschlachten sollen.

Der 30-jährige Mohamed Mahmoud ist wie sein Freund Denis Cuspert einer der Medienstrategen des Islamischen Staats. Schon vor 10 Jahren hatte er noch im Dienst von al-Qaida die "Globale Islamische Medienfront" (GIMF) betrieben und dort im Internet ins Deutsche übersetztes Propagandamaterial verbreitet. 2007 drohte er Deutschland und Österreich mit Anschlägen (Neues Entführervideo fordert erneut Abzug der Truppen aus Afghanistan). Er wurde festgenommen und als "Überzeugungstäter" zu 4 Jahren Haft verurteilt ("Ein Fetzen vor dem Gesicht ..."), die er in der Justizanstalt Simmering absaß. 2011 ging er nach Deutschland, arbeitete mit Dennis Cuspert zusammen und baute zuletzt in Solingen eine Dschihad-Gruppe auf, bevor er 2012 nach Syrien ging. In der Türkei wurde er festgenommen, als er mit einem gefälschten Pass wieder nach Syrien reisen sollte. In Ägypten hatte er zuvor demonstrativ seinen Pass verbrannt, um mit seinem bisherigen Leben abzuschließen. Nach einem Jahr wurde er aus dem türkischen Gefängnis freigelassen, man vermutet wegen eines Deals mit dem Islamischen Staat, und ist zurück nach Syrien.

Wie jetzt das österreichische Nachrichtenmagazin "profil" berichtet, hat Mohamed Mahmoud während seiner Zeit im Gefängnis die Muße gehabt, ein "300-seitiges Pamphlet" zu verfassen, in dem er in Fortsetzung zu GIMF eine Medienstrategie konzipierte, die dem des IS nahekommen soll. Für profil ist er im "Medien- und PR-Apparat der Regisseur".

Das Magazin konnte, wie es heißt, exklusiv Einblick in das vom ihm verfasste Werk nehmen, es aber nicht kopieren. Es soll in einer Schublade einer Wiener Wohnung von Bekannten Mahmouds gelegen haben. profil durfte das Dokument nicht kopieren, aber einsehen. Das Dokument sei handschriftlich verfasst und mit zahlreichen Fußnoten vor allem aus dem Koran oder den Hadithen versehen.

Statt Prediger müssten PR-Strategen, wie er sich wohl selbst versteht, zur Gewinnung neuer Dschihadisten herangezogen und das Internet verstärkt eingesetzt werden. Der Zweck seiner Überlegungen ist: "Wie wir das Kalifat errichten und die Anhänger rekrutieren." Zur Aufmerksamkeitsgewinnung müssten "die Ungläubigen geschockt werden". Die profil-Autoren stilisieren "Mahmouds Werk" als Vorlage für den Islamischen Staat, "als hätten sich der selbst ernannte IS-Kalif und seine Kämpfer penibel an dessen Vorgaben gehalten, einem Drehbuch vergleichbar".

Recht viel wird allerdings nicht aus den 300 Seiten berichtet, lieber wird daran gearbeitet, den Österreicher als großen Medienstrategen herauszustellen. "In der IS-Hauptstadt Raqqa in Syrien hat er ein veritables Medienimperium im Namen des Kalifats mitaufgebaut: 'Al-Ghuraba Media' zählt zu dem Mahmoud unterstellten Medien-Arm, es gilt als Herzstück des IS-Propaganda-Apparats, zu dem auch ein Netzwerk zählt, das wie Facebook funktioniert, eine Radiostation sowie ein täglich aktualisierter Nachrichtenkanal."

Mahmoud soll laut profil auch zu den Gründern des al-Hayat Media Center gehören, von dem etwa das Online-Magazin Dabiq herausgegeben wird, das es zumindest seit einigen Monaten auch in deutscher Übersetzung gibt. Gerade wird ein neues deutschsprachiges "elektronisches Magazin" mit dem Namen "Al-Maysara" angepriesen. Offenbar soll es dieses erst einmal nur auf CDs mit PDFs und Videos in deutscher Sprache geben. Und es heißt, dass nicht alles, was das Magazin enthält, die "offizielle Position des Islamischen Staats" darstelle. Auf die Frage, wie man die CD erhalten könne, heißt es: "Walaikum assalam, frag einfach die deutschen Brüder."