Eine völlig unverdiente Glückswelle

Die Flüchtlinge sind für Deutschland ein wahrer Segen

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Manchmal mag man sich fragen, warum um die große Zahl von Flüchtlingen, die jetzt nach Deutschland kommen, so ein großes verbales Zeter und Mordio und leider auch ein brachiales Morden und Brennen entfacht wird. Die Zuwanderung vieler junger Menschen aus aller Herren Länder kann sich für Deutschland nur als ein riesiger Glücksfall erweisen, greift sie doch in die unabwendbar scheinende Alterung der eingeborenen Bevölkerung ein und verheißt eine blühende wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung.

Kein Zweifel: Der große Zustrom von bis zu einer Million Flüchtlingen pro Jahr führt erst einmal allerorten zu einer Vielzahl von Engpässen, die in einer Gesellschaft, die darauf völlig unvorbereitet ist, schwer zu bewältigen sein werden. Ein unverzeihliches Versäumnis der Politik, die jede Chance hatte, sich rechtzeitig und gezielt darauf vorzubereiten. Aber nach wenigen Jahren gestaltet er sich zu einem wahren Segen für Deutschland.

Bisher bot der demografische Wandel in Deutschland berechtigten Anlass zu wahren Horrorszenarien: Die Bevölkerung schrumpft rapide, die Menschen werden immer älter. Bald gibt es viel mehr alte als junge Menschen, bald mehr Rentner als Erwerbstätige und Millionen mehr unbesetzte Arbeitsplätze als Erwerbstätige.

Die Politik in allen Industrienationen hätte sich schon vor Jahrzehnten eingehend damit beschäftigen müssen, was da an schwerwiegenden Problemen auf Staat, Gesellschaft und Bevölkerung zukommt. Hat sie aber nicht.

Flüchtlinge, München Hauptbahnhof. Bild: Redaktion

Der demografische Wandel ist nicht bloß ein fashionabler Gesprächsstoff, über den man auf Partys neunmalklug smalltalken kann. Und er ist auch nicht einfach nur eines von mehreren möglichen Zukunftsszenarien. Er ist eine unverrückbare Tatsache. Die wesentlichen Eckpunkte der Entwicklung sind längst festgeschrieben und können auch nicht mehr zurückgedreht werden. Er rollt auf alle Industriegesellschaften zu - ob sie nun darauf vorbereitet sind oder nicht.

Die Fakten: Deutschland hat 79,8 Millionen Einwohner (Stand 2015). Nach den Modellberechnungen des Statistischen Bundesamts wird die Bevölkerung bis 2060 auf 65 bis 70 Millionen Menschen zurückgehen. Das wären bis zu 17 Millionen Einwohner weniger oder ein Rückgang um 15 bis 21 Prozent innerhalb von 50 Jahren. Damit geht auch ein Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter einher.

Schon heute ist fast jeder Vierte über 60 Jahre alt. Die Bevölkerung altert und schrumpft rasant. Würden die Grenzen heute geschlossen, gäbe es 2050 nur noch 58 Millionen Einwohner in Deutschland. 40 Prozent von ihnen wären über 60. Der Zeitpunkt ist nicht mehr allzu fern, an dem die Mehrheit der Bevölkerung älter als 60 Jahre ist.

Seit den 1970er Jahren bringen die Frauen in Deutschland nicht mehr genügend Kinder zur Welt, um die Elterngeneration zu ersetzen. Erstmals 1973 starben in der Bundesrepublik mehr Menschen, als im selben Jahr geboren wurden.

Seither sinkt die Bevölkerungszahl beständig. Wenn es so weiter geht, dann werden schon 2050 nur noch halb so viele Menschen in Deutschland geboren, wie jährlich sterben. Und es gibt so gut wie keine Möglichkeit, etwas daran zu ändern, dass es so weiter geht.

Während in der Müttergeneration der jungen Frauen von heute nur jede Zehnte kinderlos blieb, bleibt heute schon jede dritte Frau kinderlos. Bei den Akademikerinnen bleiben sogar 40 Prozent ihr Leben lang kinderlos. Für eine Umkehr dieses Trends ist es längst viel zu spät.

Deutschland verliert bis 2030 ein Sechstel seiner Einwohner, die Bevölkerungszahl schrumpft in weniger als 20 Jahren von 82 auf 68 Millionen. Unausweichlich. Egal, was sonst geschieht. Dieser Teil des demografischen Wandels ist nicht mehr aufzuhalten und schon gar nicht umzukehren.

Durch den Geburtenrückgang verliert Deutschland in jeder Generation ein Drittel seiner Bevölkerung. Bis 2050 wird sich die Zahl der 20-Jährigen fast halbieren, der Anteil der Menschen im aktiven Alter zwischen 20 und 60 Jahren wird auf etwa 40 Prozent sinken. Selbst wenn die Geburtenrate in den nächsten 20 Jahren wieder von 1,6 (heute)1 auf 2,0 Kinder pro Frau anstiege - was sehr unwahrscheinlich ist -, würde es bis 2080 dauern, bevor die Zahl der Geburten- und Todesfälle wenigstens wieder gleich hoch wäre.2