Deutschland macht dicht vor dem Oktoberfest

Während die Flüchtlinge weiter der Devise des Migrantenmärchens "Etwas Besseres als den Tod findest du überall" folgen, droht die EU zu implodieren

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Die Bundesregierung hat die Drohung, vorübergehend die Grenzen zu schließen, um den Flüchtlingsstrom zu stoppen, noch schnell vor dem EU-Innenministertreffen in Brüssel umgesetzt. Das ist nicht nur der Not entsprungen, dass man in München und in Bayern an den Rand der Aufnahmemöglichkeit gekommen ist, sondern es ist auch als deutliches Signal an die übrigen Bundesländer und vor allem an die übrigen EU-Mitgliedsländer zu verstehen, was Bundesinnenminister de Maizière gestern auch unmissverständlich deutlich machte: Die Grenzkontrollen, so de Maizière, werden eine "Weile" bleiben.

Dem schloss sich auch CSU-Chef Horst Seehofer an, auf den wohl, zusammen mit anderen Bundesländern und dem Appell des Oberbürgermeisters von München, die Schnellentscheidung zurückgeht:

Es ist ein ganz wichtiges Signal an die ganz Welt und auch nach innen.

In Bayern trug zur Panik bei, dass nächstes Wochenende das Oktoberfest beginnt. Hier rollen noch ganz andere Einwandererwellen heran, die nichts kosten, sondern Geld ins Land bringen, was aber auch für eine angespannte Sicherheitslage sorgt. Dazu kommt, dass beide Menschenwogen um den Münchener Hauptbahnhof zusammentreffen könnten - kaum auszudenken, wie das überhaupt zu bewältigen wäre, zumal wenn die sich legal und ganz erwünscht besaufenden und erregten Banden dann auf die Flüchtlinge stoßen sollten. München würde in der Tat zum Irrenhaus.

Man darf auch annehmen, dass hinter den Deutschen, die helfen wollen, auch die Aggression derjenigen steigt, die mit pauschaler Fremdenfeindlichkeit Gewalt schüren und politische Interessen verfolgen. Man muss ich nur mal auf den Seiten der NPD umschauen, um zu sehen, welche Gewaltbereitschaft ganz offen verkündet wird, beispielsweise auf der Facebook-Seite der NPD Bayern, wo die Flüchtlinge als "Flüchtlinge" und als weitere "Islamisierungskolonne Saudi-Arabiens" bezeichnet werden: "Schön den Zug mit Bomben bestückt! Oder Tunnel rein, hinten und vorne zu und Gas rein, raus und ausladen zum neue holen."

Die Grenzkontrollen und die Unterbrechung des Zugverkehrs aus Österreich mögen vielleicht zu einer kurzfristigen Entspannung, zu der erwünschten Verlangsamung, führen. Zumal wenn Ungarn seinen Grenzzaun geschlossen und die Kontrollen mitsamt der Strafandrohung bis zum 15. September verstärkt hat. Wer dazwischen festsitzt, wird sich vermutlich nun andere Wege suchen und nicht mehr darauf hoffen, mit Zügen und Bussen nach Deutschland zu gelangen. In österreichischen Medien wird Panik geschürt: "Österreich drohen nun Horrorszenarien.

In Österreich ist man sich in der rot-schwarzen Regierungskoalition noch uneinig, ob man die Aktion Deutschlands übernehmen soll. Die ÖVP-Minister Mikl-Leitner (Innenministerin) und Sebastian Kurz (Außenminister) sollen auf einer Sondersitzung gestern dafür eingetreten sein, Kanzler Werner Faymann und Kanzleramtsminister Josef Ostermayer von der SPÖ waren aus humanitären Gründen dagegen.

Jetzt gibt es als Kompromiss Stichprobenkontrollen. Die FPÖ fordert: "Nachdem Deutschland jetzt seine Grenzen zu Österreich geschlossen hat und keine Züge mehr, die via Österreich aus Ungarn kommen, durch lässt, muss auch Österreich dringend seine Grenzen schließen, wollen wir nicht von Asylanten überschwemmt werden", so FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, der auch das Militär mobilisieren will. Die österreichischen Grünen kritisieren die "dramatische Fehlentscheidung" der deutschen Regierung. Faymann wird Merkel am Dienstag in Berlin treffen. Die ÖBB hat den Zugverkehr aus Ungarn nach Österreich am Abend ebenfalls beendet.

Insgeheim dürften in Deutschland und in Österreich manche Politiker, auch wenn sie Orban deswegen öffentlich verurteilten, auf die Fertigstellung des Zauns an der EU-Außengrenze zu Serbien gehofft haben. Gestern kamen erneut mehr als 4.000 Flüchtlinge nach Ungarn, weitere tausende werden erwartet. Schon vor Inkrafttreten der Notstandsgesetze am Dienstag seien "tausende, bis zigtausende Flüchtlinge in Ungarn" geblieben, so Pester Lloyd gestern. "Zigtausende" würden nachdrücken: "Damit ist eine Eskalation in Ungarn, aber auch am Grenzzaun zu Serbien vorprogrammiert." Die Antwort der tschechischen Regierung war nach der deutschen Ankündigung prompt, ebenfalls die Grenze nach Österreich wieder zu kontrollieren. Wenn am Montag keine Einigung erzielt wird, werden viele EU-Staaten ihre Grenzen hochfahren und Schengen zur Farce machen.

Gelöst wird damit nichts. Noch immer drängen die Flüchtlinge über das Meer auf die griechischen Inseln, wo man noch viel weniger als in München, Passau, Wien oder Budapest die Möglichkeiten hat, diese menschenwürdig unterzubringen und zu versorgen. Und es ist absehbar, dass die Millionen von syrischen Flüchtlingen in der Türkei und aus dem Libanon nun versuchen könnten, auch noch schnell ihr Glück nach dem Motto aus dem deutschen Migranten-Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" zu suchen: "Etwas Besseres als den Tod findest du überall." Dazu kommen die Millionen Binnenflüchtlinge in Syrien, ganz zu schweigen von anderen Krisengebieten im Jemen oder in Libyen, in Afghanistan oder Pakistan.