Armutsrate in den USA verfestigt sich

Das Medianeinkommen der US-Haushalte liegt um 6,5 Prozent niedriger als 2007

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In den USA bleibt trotz leichtem Wirtschaftsaufschwung der Anteil der Armutsgefährdeten konstant. Nach dem jährlichen Bericht des Census Bureau haben sich weder beim Medianeinkommen noch bei der Armutsrate im Jahr gegenüber 2013 statistisch signifikante Veränderungen ergeben, obgleich 2014 1,2 Millionen Männer und 1,6 Millionen Frauen mehr Vollzeitjobs hatten als 2013.

Das Medianeinkommen gilt als Hinweis für die Lage der Mittelklasse. Es markiert das Einkommen, unter bzw. über dem die Hälfte der Haushalte liegt. Das Haushalts-Medianeinkommen lag 2014 bei 53.657 US-Dollar und ist damit gegenüber 2013 mit 54.500 US-Dollar gesunken. Das ist alarmierend, berücksichtigt man eben, dass 2014 fast 3 Millionen Menschen einen Vollarbeitsplatz gefunden haben, wodurch das Medianeinkommen eigentlich steigen müsste. Aber das reale Medianeinkommen der Beschäftigten mit einem Vollarbeitsplatz hat sich nicht verändert, was heißt, dass die Löhne geringer werden.

Die Statistikbehörde betrachtet übrigens die Veränderung des Medianeinkommens zum dritten Mal als statistisch nicht signifikant. Das reale Medianeinkommen 2014 ist 6,5 Prozent geringer als 2007. Das heißt, die Mittelklasse bleibt weiter abgehängt, die Kluft zwischen Reich und Arm geht weiter auf und verfestigt sich ebenso wie die Armutsrate.

Gesunken ist das Medianeinkommen von weißen Haushalten, die übrigen blieben konstant. Das höchste Medieneinkommen haben die Haushalte der Asiaten mit 74.300 US-Dollar, gefolgt von den Weißen mit 60.300, den Latinos mit 42.500 und den Schwarzen mit 35.400 US-Dollar. Auch hier zeigt sich, dass sich trotz Obama als dem ersten schwarzen Präsidenten der USA an der Situation der Schwarzen nichts geändert hat. Für politische Unruhe könnte auch sorgen, dass das Medianeinkommen von Menschen, die im Ausland geboren sind, um 4,3 Prozent gestiegen ist, während es um 2,3 Prozent für diejenigen gesunken ist, die in den USA geboren wurden.

Die Armutsrate blieb mit 14,8 Prozent der Bevölkerung gegenüber 2013 konstant. 2013 ist sie - nach dem Statistikamt statistisch signifikant - erstmals seit 2006 um 0,2 Prozent von 15 Prozent auf 14,8 Prozent gefallen. Wie immer auch interpretiert, so scheint die Armutsrate mehr oder weniger trotz wirtschaftlichem Auf und Ab zu bleiben. 46,7 Millionen Amerikaner leben in Armut. Als arm bzw. Armutsgefährdet gilt eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern, deren Jahreseinkommen weniger als 24.008 US-Dollar (21.220 Euro) beträgt. Zwischen 2000 und 2013 stieg die Armutsrate um 3,2 Prozent, die Kinderarmutsrate um 3,7 Prozent, 2014 fiel sie um 0,2 Prozent auf jetzt 21,1 Prozent, ein Fünftel der Kinder lebt also in Armut.

In Deutschland betrug die Armutsrate zum Vergleich 2013 nach der Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) 16,1 Prozent. Vor den Sozialtransfers wäre ein Viertel der deutschen Bevölkerung armutsgefährdet. Nach dem Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands liegt die Armutsrate bei 15,5 Prozent und damit höher als 2011: "Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt nunmehr einen ganz klaren Aufwärtstrend seit 2006. Seinerzeit noch bei 14,0 Prozent, stieg die Armut seitdem sukzessive um 10,7 Prozent auf den aktuellen Spitzenwert. Dieser Trend wurde lediglich in den Jahren 2010 und 2012 gebremst, aber weder gestoppt noch umgedreht."

Im Weißen Haus versucht man, den Bericht möglichst optimistisch darzustellen, schließlich befindet man sich im Wahljahr. So sei 2014 das reale Medianeinkommen für Familienhaushalte um 408 US-Dollar gestiegen, nur das für nicht-familiäre Haushalte sei gesunken. Dass das Medianeinkommen insgesamt um 805 US-Dollar gesunken ist, wird darauf zurückgeführt, dass die Zahl der Familienhaushalte schrumpft. Das ändert natürlich nichts daran, dass die Ungleichverteilung wächst. Weiter wird angeführt, dass die Löhne 2015 zu wachsen scheinen und dass die Armutsrate bei Kindern zurückgegangen sei. Die staatliche Sozialversicherung sorge dafür, dass 25,9 Millionen Amerikaner 2014 nicht unter die Armutsschwelle gefallen sind.