Vertrauliches Behördenpapier erwartet 2015 bis zu 1,5 Millionen Asylbewerber

Der Familiennachzug könnte die Zahl um den "Faktor 4 bis 8" erhöhen. CSU-Chef Seehofer prophezeit für die nächsten Monate einen "Kollaps mit Ansage"

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In einem als "Verschlussache-Vertraulich" gekennzeichneten Behördenpapier wird davon ausgegangen, dass der Zahl der neu ankommenden Asylbewerber in den Wintermonaten nicht abnimmt. Der "Migrationsdruck" werde weiter zunehmen, für das vierte Quartal rechne man mit sieben- bis zehntausend illegalen Grenzübertritten pro Tag, zitiert die Bild-Zeitung aus dem Bericht, der ihr zugespielt wurde.

Damit werden neue Zahlen in die "Wir schaffen das"- Diskussion gebracht. Bis Ende des Jahres könnten es 1,5 Millionen Flüchtlinge sein, statt die 800.000 oder eine Million, die bislang vonseiten der Regierung als Schätzung geäußert wurden. Bereits gestern wurde allerdings eine Schätzung des CDU-Innenministers von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier, bekannt, die sich mit der Gesamtzahl des vertraulichen Behördenberichts decken.

Laut Bericht der Springer-Boulevardzeitung erwarten die Behörden von Oktober bis Dezember 920.000 Asylsuchende und stellen dieser Prognose noch einen "Familienfaktor von vier- bis acht Personen" hinzu. Die Familien, welche aus dem Nahen Osten kommen, könnten im Schnitt, so die Zeitung, vier bis acht Angehörige nachziehen lassen.

Damit, so der fettgedruckte Schlussteil des Bild-Berichts, "könnten durch Familiennachzug aus den 920.000 Asylbewerbern in den kommenden drei Monaten bis zu 7,36 Millionen Asylberechtigte werden". (Einf.: Die Zeitung zitiert auch an dieser Stelle aus dem Bericht. "In den Geheimunterlagen der Behörden heißt es dazu...", Nachtrag d.A.)

Solche Zahlen werden auf dem Hintergrund der Abwesenheit einer verlässlichen Lageeinschätzung ins Spiel gebracht. Die mit der Asylpolitik befassten Behörden weisen seit längerem darauf hin, es sei "fast unmöglich, präzise Aussagen zu treffen." (Das Asylgesetz und die Mühen der Bürokratie)

Die nun bekannt gewordene Behördenschätzung trifft auf die derzeitige Ambivalenz zwischen großen Hilfsanstrengungen und Sorgen vor einer nicht zu bewältigenden Situation. Im Behördenpapier soll vor einem "möglichen Zusammenbruch der Versorgung" die Rede sein. Das erhöht den Druck auf die Regierung.

Kritik an der Kanzlerin kommt nicht nur, wie seit Wochen, aus Bayern, wo Horst Seehofer (CSU) von einem "Kollaps mit Ansage" spricht, sondern auch aus der SPD. So warf Malu Dreyer (SPD) dem Bund vor, dass er offen lasse, "wie er diese Einreiseentwicklung in den Griff bekommen möchte".