Syrien: Golfstaaten rüsten dschihadistische Milizen auf

Als Reaktion auf die russischen Luftangriffe liefert Saudi-Arabien mehr Waffen an die Gegner der Regierung Baschar al-Assad

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Nach Informationen der BBC, die sich dabei auf Aussagen eines ungenannten saudi-arabischen Regierungsvertreters stützt, will das Königreich die Unterstützung dreier syrischer Milizen-Allianzen ausbauen, die Gegner der Regierung in Damaskus sind und infolgedessen auch Ziel russischer Luftangriffe.

Welche "modernen, schlagkräftigen Waffen" nun in größeren Mengen geliefert werden sollen, darüber erfährt man nichts Konkretes oder Verlässliches im BBC-Bericht, außer dem üblichen Hinweis auf gelenkte Panzerabwehrwaffen und die Andeutung, dass auch die Lieferung von Flugabwehrraketen nicht ausgeschlossen werde.

Ahrar al-Sham; Propagandamaterial

Gegen die Weitergabe dieser Waffen gibt es im westlichen-arabischen Lager (USA, Großbritannien, Frankreich, Saudi-Arabien, Katar, Türkei u.a.) Vorbehalte, weil sich immer wieder zeigt, dass gelieferte Waffen schließlich bei der al-Nusra-Front oder auch bei IS-Milizen landen.

Dass der saudi-arabische Regierungsvertreter gegenüber der BBC ein größeres, mögliches Liefer-Arsenal andeutet, gehört gewissermaßen zur begleitenden PSYOP. In den Ankündigungen eingebettet ist die Drohung oder deren Beschwörung, dass Syrien zum nächsten Afghanistan für die russische Führung werden könnte. Dass man diese Eskalation selbst betreibt, wird allerdings von Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten nicht eingestanden.

Welche "Mudschahedin"-Gruppen Saudi-Arabien, mithilfe der Türkei und Katars, in Syrien im Herbst 2015 mit Abwehrraketen unterstützen will, darüber äußert sich der saudische Regierungsvertreter mit irreführenden Etikettierungen.

Er sagte, diese Gruppen, die beliefert werden, schließen weder den Islamischen Staat noch die al-Nusra-Front ein, beide sind als terroristische Organisationen verboten. Stattdessen gehen die Waffen an drei Allianzen - die Jaish al-Fatah, die Freie Syrische Armee und die Südliche Front.

Um es kurz zu machen: Zur Dschihadisten-Allianz Jaish al-Fatah gehört die Nusra-Front und Ahrar al-Sham, eine Gruppe von Taliban-Anhängern, die sich seit längerem schon der Unterstützung der Türkei und Saudi-Arabiens erfreut. Tatsächlich ist es, wie das US-Magazin Long War Journal ausführt, wie schwer zu sagen, bei welcher Anti-Regierungs-Milizen-Koalition die beiden mit al-Qaida verbundenen Gruppen nicht dabei sind.

Auch in der Südlichen Front, die von Amman aus, mithilfe der USA, insbesondere der CIA, unterstützt wird, wird der Einfluss der Ahrar al-Sham nach Beobachtungen steigen: "a number of factions from the Southern Front secretly pledged allegiance to Ahrar al-Sham".

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass im Juni dieses Jahres Gerüchte gab, wonach der damalige Führer von Ahrar al-Sham in Amman weilt. Das Gerücht wurde von Experten der Milizenszene ziemlich ernstgenommen.

Dass Saudi-Arabien die Unterstützung regierungsgegnerischer Milizen in Syrien "intensivieren" wird, hatte der saudische Außenminister Adel al-Jubeir beriets vor wenigen Tagen angekündigt.