Paris: Explosionen, Tote, Geiselnahme [Update]

Hollande verhängt Ausnahmezustand

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In Paris soll es am Freitagabend französischen Medienberichten zufolge einen Anschlag auf ein kambodschanisches Restaurant und eine Bar im 10. Arrondissement gegeben haben. Am späten Abend war von mindestens 40 Toten und 60 Schwerverletzten durch Schüsse die Rede. Darüber hinaus kam es angeblich auch am Platz der Republik, im Quartier des Halles und an mindestens zwei weiteren Örtlichkeiten zu Schießereien. Gleichzeitig sollen im Konzertsaal Bataclan im 11. Arrondissement 100 Heavy-Metal-Fans als Geiseln genommen worden sein.

[Update: Inzwischen ist von mindestens 120 Toten und 200 Verletzten die Rede. Etwa 80 Personen sollen im Bataclan bei einem Konzert der Band Eagles of Death Metal ums Leben gekommen sein, als vier unmaskierte Täter in die Menge schossen, wobei sie ihre automatischen Waffen mehrmals nachluden. Anschließend zündeten drei der Selbstmordattentätter Sprengstoffgürtel. Den vierten soll die Polizei erschossen haben, bevor er weiteren Schaden anrichten konnte. Im Café Le Carillon starben mindestens 14 Menschen, im Café La Belle Équipe wenigstens 18.]

Im Stade de France, in dem gestern die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielte, waren in der ersten Halbzeit Explosionsgeräusche zu hören. Danach wurde die Sportstätte kurze Zeit abgeriegelt. Präsident François Hollande und Innenminister Bernard Cazeneuve und Premier Manuel Valls kamen nach den Meldungen zu einer Krisensitzung im Innenministerium zusammen. Inzwischen wurden die Grenzen geschlossen und der Ausnahmezustand verhängt.

[Update: Heute sind in Paris Märkte, Touristenattraktionen, Vergnügungsparks und andere Orte geschlossen, an denen üblicherweise viele Menschen zusammenkommen. Die Behörden schließen nämlich nicht aus, dass noch Attentäter frei und darauf aus sind, weitere Menschen zu töten.]

Zu möglichen Urhebern der Vorgänge in Paris gab es gestern noch keine sicheren Informationen. Dass es aber Bedarf nach solchen Informationen gab, zeigt die Tatsache, dass in der französischen Hauptstadt die Mobilfunknetze zusammenbrachen. Da Frankreich im Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) sehr aktiv ist und weil es im letzten Jahr sowohl islamistische Anschläge als auch Verhaftungen islamistischer Terrorverdächtiger gab, spekulieren die meisten Medien mit Tätern aus diesem Bereich.

[Update: Inzwischen gibt es immer noch keine Bekennerbotschaft, aber IS-Anhänger in Sozialen Medien feiern den Anschlag.]

Zu einem Anschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut am Donnerstag bekannte sich inzwischen der IS: Er sprengte im Schiitenviertel Burdsch al-Baradschne mindestens 43 Menschen in die Luft sprengte und verletzte über 200 weitere teilweise schwer.

Die Bomben wurden von zwei Selbstmordattentätern in fünfminütigem Abstand nacheinander in einer Entfernung von 150 Metern gezündet. Dem libanesischen Fernsehsenders LBC zufolge hatte der IS noch zwei weitere Selbstmordattentäter geschickt, von denen einer rechtzeitig erschossen wurde. Der vierte soll es sich kurzfristig anders überlegt haben. In der Bekennerbotschaft des IS wird die Beteiligung der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah am Kampf der syrischen Regierung gegen das Kalifat als Grund für den Anschlag genannt.