Hindernisreicher Weg nach 5G

Geplante 5G-Merkmale. Bild: ITU

Fernsehsender blockieren Frequenzen für neuen Mobilfunkstandard

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In Genf verhandeln diesen Monat auf der alle vier Jahre stattfindenden Weltfunkkonferenz Mitgliedsvertreter der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) über den bis 2020 geplanten neuen Mobilfunkstandard 5G, der bis zu 10 GBit/s schnell sein und das "Rückgrat" von Autonomen Automobilen und intelligenten Häusern werden soll.

Bislang ist man sich allerdings nur darüber einig, dass der neue Standard offiziell "IMT 2020" heißen soll. Ob die angestrebte Verringerung der Zeitverzögerung auf unter eine Millisekunde erreicht wird ist noch ebenso unklar wie die technischen Lösungen, mit denen das erreicht werden soll.

Fest steht aber, dass man für 5G nicht nur neue Glasfaserkabel und hohe Frequenzen für die Feinverteilung mit Sichtverbindungen auf Hausdächern, sondern auch niedrigere Frequenzen braucht, die derzeit von Fernsehsendern beansprucht werden. Die mussten bereits bei der vorletzten Weltradiokonferenz Teile des Frequenzspektrums oberhalb von 750 MHz abgeben. Nun soll ein weiteres 100 MHz breiter Bereich um 700 MHz folgen. Er gilt als besonders geeignet, weil diese Frequenzen Gebäude besser durchdringen als höhere Frequenzen und weil Internetanbieter auf dem Land mit deutlich weniger Funkmasten auskommen.

Die Fernsehsender wollen möglichst viele Frequenzen behalten und damit terrestrisches HDTV anbieten. Als Kompromiss zwischen den beiden Ansprüchen wurde eine "ko-primäre" Nutzung des 700 MHz-Bandes vorgeschlagen, von der allerdings noch niemand weiß, ob sie überhaupt funktionieren würde. Der FM4-Mobilfunkexperte Erich Möchel hält das für einen "technischen Widerpruch in sich":

Sowohl beim ursprünglich dort geplanten hochauflösenden HDTV-Fernsehen wie auch beim zukünftig wahrscheinlichen 5G-System der Mobilfunker [gibt es] sehr breitbandige Services, die beide Quadraturamplitudenmodulation verwenden. Während es sich bei HDTV um permanente Einweg-Ausstrahlungen von fixen Standorten aus handelt, also um Broadcasting, ist 'IMT 2020' ein mobiler Zwei-Weg-Funkdienst mit stark variierender Auslastung durch mobile Endgeräte. Wie diese technisch einigermaßen ähnlichen, aber letztlich völlig unterschiedlichen Dienste in einem 100-MHz-Bereich koexistieren sollen, können auch gestandene Techniker nicht erklären.

Neben Fernsehunternehmen und -anstalten gibt es auch andere Gruppen, die schnellere Mobilfunkstandards blockieren - zum Beispiel bei den Grünen. Sie glauben häufig, dass die dabei verwendeten Technologien diffuse Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit verursachen (vgl. Grünen-Stadtrat will freies WLAN abschaffen). Studien deuten allerdings darauf hin, dass es sich bei "Elektrosensibilität" um eine Angststörung handelt, die nichts mit tatsächlicher Strahlung aber viel mit eingebildeter Strahlung zu tun hat:

Ein Team um die heute an der Oxford University tätige Experimentalpsychologin Elaine Fox fand in einer dreijährigen Studie mit Blindtests und Kontrollgruppen bereits in den Nuller Jahren heraus, dass "Elektrosensible" ihre Symptome auch dann entwickeln, wenn Mobilfunkmasten abgeschaltet sind. Sie leiden zwar möglicherweise tatsächlich (worauf ein erhöhter Blutdruck und ein stärkerer Schweißfilm hindeuten) - aber nicht am Mobilfunk, sondern an ihrer Angst.

Eine direktere Auswirkung könnte dagegen das von Handy-, Tablet- und eBook-Reader-Bildschirmen abgestrahlte Licht haben. Es fördert in seiner Zusammensetzung möglicherweise das Wachbleiben - was nicht in jedem Fall gewünscht ist. Der britische Schlafforscher Paul Gringras vom Londoner Evelina Children’s Hospital hat deshalb angeregt, dass Hard- und Softwarehersteller ihren Kunden einen "Bettmodus" zur Verfügung stellen, in dem bestimmte kurzwellige Lichtanteile herausgefiltert werden. Das soll beim kurzen Mailabrufen im Bett oder beim Lesen vor dem Schlafengehen dafür sorgen, dass die Ausschüttung des Schlafhormon Melatonin nicht leidet.

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