Syrien wirft US-geführter Koalition Angriff auf Regierungstruppen vor

Mögliche versuchte Terroranschläge in London und an Bord einer Lufthansa-Maschine

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Die syrische Regierung beschuldigt die von den USA angeführte Anti-IS-Koalition, bei einem Luftangriff mit vier Flugzeugen und neun Raketen auf eine Armeestellung in der Provinz Deir ez-Zor mindestens drei syrische Soldaten getötet, weitere 13 verletzt sowie sieben Fahrzeuge und ein Waffen- und Munitionsdepot zerstört zu haben.

Der syrische Außenminister verurteilt die Tat in einem Brief an den UN-Generalsekretär und den UN-Sicherheitsrat als "schamlose Aggression", die eklatant gegen die Grundsätze der UN-Charta verstoße. Deshalb müsse der UN-Sicherheitsrat "dringend Maßnahmen ergreifen, die verhindern, dass es erneut zu solchen Aggressionen kommt", die die "Bekämpfung des Terrorismus erschwer[t]en" und bewiesen, dass es der von den USA angeführten Koalition damit nicht ernst genug sei.

Oberst Steve Warren, ein Sprecher dieser Koalition, wies die Beschuldigung mit der Begründung zurück, man habe gestern "in diesem Teil Deir ez-Zors" gar keine Luftangriffe geflogen. Die einzigen Angriffe in der Provinz hätten am Sonntag einem Ölbohrturm gegolten, der 55 Kilometer entfernt gewesen sei - und dort hätten sich keine Menschen aufgehalten.

Allerdings hatte die syrische Regierung gar keinen genauen Ort der Attacke genannt. Warren bezog sich offenbar auf eine Meldung der oppositionellen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London, die von vier (und nicht drei) toten Soldaten nach einem Koalitions-Luftangriff auf die Stellung Saeqa in der Nähe der Ortschaft Ayyash spricht, die knapp 20 Kilometer von Provinzhauptstadt entfernt ist.

Die Wüsten- und Ölprovinz Deir ez-Zor wird fast vollständig von der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) kontrolliert. Lediglich die Provinzhauptstadt und das Gebiet darum sind weitgehend unter der Kontrolle der syrischen Regierung. Wo genau diese Kontrolle genau anfängt und wo sie aufhört, ist nicht nur für journalistische, sondern auch für militärische Beobachter nicht leicht herauszufinden, weil man Erfolgsmeldungen dazu nur bedingt trauen kann. Möglicherweise liegt darin auch der Grund dafür, dass die drei syrischen Soldaten umkamen.

(Halbwegs) aktueller Frontverlauf in Deir ez-Zor? Grau: Islamischer Staat (IS). Apricot: Syrische Regierung. Gelbgrün: Kurden. Karte: Haghal Jagul. Lizenz: CC0 1.0.

Würden sich die syrische Armee und die Anti-IS-Koalition gegenseitig mehr Informationen liefern, hätte der Tod der Soldaten möglicherweise verhindert werden können. Dagegen gibt es jedoch Vorbehalte von Seiten der Koalition. Aus einigen Teilnehmerländern - vor allem aus Frankreich - werden nach den Anschlägen von Paris allerdings Zweifel daran geäußert, ob sich das Terrorkalifat mit solch einer Tabuhaltung wirklich wirksam bekämpfen lässt. Der syrische Präsident Baschar al-Assad fordert schon länger eine "umfassende Strategie" und eine "Zusammenarbeit mit den Truppen vor Ort".

Die britischen Luftangriffe, die seit letzter Woche geflogen werden, verurteilte Assad in der Sunday Times als "illegal" und "zum Scheitern verurteilt". Sie erhöhen seiner Ansicht nach das Risiko von Terroranschlägen in Europa. Untermauert wurde diese Warnung gestern durch eine Messerattacke eines 29-Jährigen in der Ostlondoner U-Bahn-Station Leytonstone, bei der drei Personen verletzt wurden, bevor die Polizei den Angreifer mit einem Taser außer Gefecht setzen konnte. Sky News zufolge schrie der Täter auf Englisch: "Das ist für Syrien!"

Auch Deutschland wird sich an der Bekämpfung des IS in Syrien militärisch beteiligen - das beschloss der Bundestag am Freitag (vgl. Bundestag: Deutliche Mehrheit für den Militäreinsatz gegen den IS). Zwei Tage später versuchte ein Mann auf dem Lufthansa-Flug LH 1406 von Frankfurt nach Belgrad den Notausgang zu öffnen und damit sich und die anderen die Passagiere zu töten. Das gelang dem offenbar nur mit bedingten Physik- und Flugzeugtechnikkentnissen ausgestatteten Mann jedoch unter anderem deshalb nicht, weil er abwartete, bis die Maschine eine Flughöhe von über 10.000 Metern erreicht hatte.

Außerdem wurde er recht schnell vom zwei Meter großen russischen Handballprofi Alexei Rastworzew und dessen ein Meter 93 großen serbischen Trainer Milan Mirković überwältigt. Seinen Tatversuch rechtfertigte der Mann gegenüber einem serbischen Mitreisenden angeblich mit der Bemerkung: "Ich wollte euch alle zu Allah bringen!" Der Mitreisende versprach ihm darauf hin nach eigenen Angaben, ihn zur Pančevo-Brücke in Belgrad zu führen, damit er die Reise dorthin alleine antreten könne. Die Belgrader Tageszeitung Blic zufolge ist der Täter US-Staatsangehöriger jordanischer Herkunft. In anderen Medien heißt es, er sei in Belgrad geboren und geistig verwirrt. Offizielle Angaben zu seiner Person haben die Behörden bislang nicht veröffentlicht.

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