In die Türkei verlegte Tornados sind zum Einsatz nicht geeignet

Tornado der Bundeswehr. Bild: Julian Herzog/CC-BY-SA-4.0

Wie sich nun herausstellt, müssen die Tornados ersetzt werden, weil sie nicht mit der für Aufklärungsmissionen notwendigen Technik ausgestattet sind

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Einige machten sich im Hinblick auf den Syrien-Einsatz über die Bundeswehr lustig, weil es dort drei verschiedene Kategorien gab und zwischen einsatzbereit und in Betrieb unterschieden wird. So hieß es, dass von den 93 gekauften Tornados 66 in Betrieb seien, aber davon nur wieder 29 Prozent einsatzbereit. Die Bundeswehr berichtet auf ihrer Website noch, dass "von den ursprünglich 357 beschafften Tornados noch 85" fliegen würden.

Verteidigungsministerin von der Leyen gab sich trotz des auch hier herrschenden Zustand der Maschinen optimistisch: "30 Tornados sind einsatzbereit, und wir brauchen davon sechs. Das heißt, wir haben einen breiten Spielraum, der vorhanden ist."

Letzte Woche wurden die ersten beiden Tornados aus dem breiten Spielraum auf den türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik geflogen, um dort mit den ersten Beobachtungsflügen zu starten. Von der Leyen hatte auch erklärt, die Bundeswehr habe "Fähigkeiten, die sonst kaum jemand in der Welt hat", was die Aufklärung betrifft (Von der Leyen: Bundeswehr hat "Fähigkeiten, über die sonst kaum jemand in der Welt verfügt").

Wie sich nun herausstellt, könnte da etwas dran sein. Thomas Wiegold berichtet auf seinem Blog "Augen geradeaus!", dass die beiden in der Türkei befindlichen Tornados nicht geeignet seien, das zu tun, wozu sie eingesetzt werden sollten, nämlich Aufklärungsmissionen zu fliegen. Ein Luftwaffensprecher habe gestern auf Anfrage bestätigt, dass die "beiden Maschinen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 Immelmann aus Jagel seien technisch nicht dafür ausgerüstet, die elektronischen Kameras zu tragen".

Man sollte eigentlich meinen, die Luftwaffe müsse wissen, welche Maschinen sie für welche Zwecke einsetzen kann. Wiegold berichtete, Leser seines Blogs hätten schon bei Abflug der Tornados am vergangenen Donnerstag aufgrund von Fotos vermutet, dass diese den RecceLite Pod (Reconaissance Litening Targeting Pod) mit der Aufklärungstechnik nicht tragen können.

Nur einige der Tornados in der ECR-Version (Electronic Combat Reconnaissance) seien seit 2012 mit dem neuen ASSTA 3 (Avionik System Software Tornado in ADA) aufgerüstet worden, das aber ist Voraussetzung für die Verwendung der Aufklärungstechnik. Die Bundeswehr hatte am 4.12. berichtet: "Das Geschwader in Kropp/Jagel wird für den bevorstehenden Einsatz auf die modernste Variante des Tornados zurückgreifen, die darüber hinaus über eine entsprechend moderne Sensorik verfügen."

Es wird also schon ein wenig peinlich sein, falls aus dem "breiten Spielraum" der einsatzbereiten Tornados erst einmal die falschen in die Türkei geschickt wurden - oder müssen die einsatzbereiten Tornados erst noch aufgerüstet werden? Das will der Luftwaffensprecher freilich nicht so sehen. Einsätze seien erst später im Januar vorgesehen, jetzt sei es erst einmal darum gegangen, sagte er Wiegold nach dessen Angaben, "die fliegerischen Verfahren in der Türkei abzustimmen und zu erproben". Beim Abflug der Tornados hatte sich die Bundeswehr schon zurückhaltend geäußert und erklärt, dass die Flüge "voraussichtlich im Januar 2016 beginnen" sollen.

Jetzt also sollen die beiden Tornados also wieder zurück nach Deutschland und durch Maschinen ersetzt werden, die für Aufklärungsflüge ausgerüstet sind. Dazu sollen auch Jagdbomber des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 aus Büchel kommen. Davon war bislang nicht die Rede.

Die Geschichte erinnert an den Beginn des Bundeswehreinsatzes im Nordirak zur Unterstützung der Peschmerga. Im September letzten Jahres klappte es erst einmal mit der Waffenlieferung nicht. Die Bundeswehr hatte sowieso schon eine Transportmaschine des niederländischen Militärs verwendet. Wegen eines fehlenden Ersatzteils konnte die aber erst mit einem Tag Verspätung losfliegen. Endstation war dann schon Zypern, wo die Last auf eine andere Maschine umgeladen werden musste.

Die deutschen Ausbilder hätten eigentlich schon einen Tag vor dem Eintreffen der Transportmaschine in Erbil sein sollen. Geplant war, dass sie mit einer Transall fliegen sollten - die aber war möglicherweise zwar in Betrieb, jedenfalls aber nicht einsatzbereit, weswegen ein anderes Flugzeug verwendet werden musste. Das war zwar einsatzbereit, aber es kam zu einem weiteren Problem. Weil die Kennung des neuen Flugzeugs unterschiedlich war, verweigerte die irakische Regierung die Einreise. Die deutschen Soldaten mussten in Bulgarien auf eine Genehmigung warten. Hier aber konnte schließlich auch die zweite Maschine nicht mehr weiterfliegen (Das Potemkinsche Dorf Bundeswehr).