Mali: Die Risiken der deutschen Streitkräfte

Straße nach Timbuktu. Bild: Annabel Symington/CC BY 2.0

Muslimische Kleriker warnen lautstark vor einer "Kolonisierung Malis in Form der Präsenz ausländischer Truppen"

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Die Sahelzone wird, neben dem Aktionsraum des so genannten "Islamischen Staates" in Syrien und im Irak, zu den nächsten Einsatzorten der deutschen Bundeswehr zählen. Als die Bundesregierung Ende November 2015 bekannt gab, "aus Solidarität mit Frankreich" - infolge der Terrorattacken vom 13. November des Jahres - zusätzliche militärische Kapazitäten für Auslandseinsätze zu mobilisieren, ging es neben dem Mittleren Osten auch um Mali.

Dort sollen die deutschen Streitkräfte die seit Januar 2013 in dem westafrikanischen Land intervenierende französische Armee "entlasten.

Operation Barkhane folgt auf Operation Serval

In dem Land, dessen Nordhälfte zwischen April 2012 und Januar 2013 durch eine (brüchige und inzwischen zerbrochene) Koalition aus Tuareg-Separatisten und Dschihadisten besetzt war, unterhält Frankreich seit nunmehr fast drei Jahren eine größere Streitmacht.

Die Intervention, mit der die französische Armee Anfang 2013 die bewaffneten Gruppen vorübergehend aus Nord-Mali vertrieb (Hollande: "Frankreich verteidigt keine Sonderinteressen" und Doppelte Mission in Mali), hörte auf den militärischen Namen "Operation Serval" - benannt nach einer Savannenkatze, die Zoologen vor allem durch besonders ausgiebiges Urinieren auf ihrem Territorium bekannt ist.

Seit 2014 ist sie ersetzt worden durch die "Operation Barkhane", benannt nach einem Wüstenwind, deren Einsatzgebiet die gesamte Region von Mali über Burkina Faso und Niger bis zum Tschad umfasst und deren Hauptquartier im tschadischen N'Djamena angesiedelt wurde - in der Hauptstadt jenes Landes, wo Frankreich seit 1990 die besonders brutale Diktatur von Machthaber Idriss Déby Itno unterstützt.

Am 02. November 2015 war das Kontingent der "Barkhane-Streitmacht" aufgrund anhaltender dschihadistischer Aktivitäten in der Region, aber noch vor den Pariser Attentaten und ohne Zusammenhang mit ihnen, von zuvor 3.000 auf 3.800 Mann hochgefahren worden.

Ausländische Einsätze: Mit Frankreich und mit MINUSMA

Deutsches Militär nimmt bislang in Mali an Ausbildungsmissionen für örtliche Soldaten im (relativ stabilen und sicheren) Süden des Landes teil, mit 210 Bundeswehrangehörigen, die nicht an Kampfhandlungen teilnehmen dürfen.

Ausländische Militärs in Mali nehmen aber auch an Kämpfen im wesentlich gefährdeteren Norden Malis teil, sei es im Rahmen der - von den Vereinten Nationen unabhängigen, allerdings 2013 für die "Operation Serval" anfänglich von den UN mandatierten - französischen Streitmacht, sei es im Rahmen der UN-Truppe MINUSMA ("UN-Mission für die Stabilisierung Malis"). Bei Letzterer unterhält die Bundeswehr selbst bislang formal 150 ihrer Soldaten, real sind es aber nur zehn.

Abzeichen Bundeswehr "Beratergruppe Mali"; Bild: Bundeswehr/gemeinfrei

Deren Anzahl soll nun um 650 auf künftig 800 aufgestockt werden. Auch in der bürgerlichen und eher regierungsnahen Presse wird dieser Einsatz als riskant dargestellt. Pannen der französischen Armee wie bei der Miliäraktion am vergangenen Wochenende, als neben Dschihadisten auch mehrere Mitglieder einer loyalistischen, d.h. mit Malis Regierung zusammenarbeitenden Gruppe getötet wurden, steigern die Beliebtheit der Franzosen wohl nicht.

Das Hauptquartier der Bundeswehr in Gao - Kampfzone bewaffneter Gruppen

Er ist auch zweifellos erheblich risikoreicher als die bisherige Ausbildungsmission in Koulikoro. Diese Stadt liegt rund sechzig Kilometer von der Hauptstadt Bamako entfernt und fernab von Kampfzonen und Orten bewaffneter Auseinandersetzungen. Das lässt sich vom Norden Malis, wo die Bundeswehr ihr Hauptquartier in Gao einnehmen soll, nicht behaupten. Bewaffnete Gruppen verüben dort gezielte Morde.

So wurden am 26. Dezember zehn Tuareg durch Dschihadisten getötet. Am 20. Dezember wurde eine malische Kaserne im Bezirk Niono angegriffen . In der Nacht zum 18. Dezember war ein Kommunalparlamentarier in der Nähe der Kreisstadt Djenné, die für ihre Lehmmoschee weltberühmt ist, von mutmaßlichen Dschihadisten getötet.

Am selben Abend wurden im Raum Timbuktu zwei Mitarbeiter eines christlich orientierten Radiosenders sowie ein Student erschossen. Ruhe sieht also tatsächlich anders aus als die derzeitige Situation im Norden Malis.

Dort zeigen sich bewaffnete Islamisten gerade in allerjüngster Zeit sichtbarer als zuvor , nachdem die französische Intervention 2013 sie vorübergehend in Nachbarzonen und -länder - wie in den Süden Libyens - vertrieben oder abgedrängt hatte.