Mehr Sicherheit, aber politisch bloß keine Veränderungen

Im DeutschlandTrend zeigen sich die Deutschen nicht im Panikmodus, der von manchen Medien suggeriert oder verstärkt wird

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In diesen Zeiten der Aufregung, in der Deutschland in den Krieg in Mali, in den Irak und in Syrien zieht, von Terrorwarnungen gepanikt und von Massenausschreitungen geängstigt wird, ist ein Blick auf das Fieberthermometer der Nation interessant. Auch wenn immer die Frage bleibt, wie repräsentativ Umfragen wie von infratest dimap für den DeutschlandTrend mit 1004 telefonisch Befragten wirklich sind (angegeben wird nicht, wer nicht erreichbar ist und wer abgelehnt hat), geben sie einen gewissen Einblick in die Befindlichkeit der Nation (angebliche Fehlertoleranz: 1,9 bis 4,4).

Und da sind die Deutschen weiter hyperstabil. Die Union legt in der Sonntagsumfrage gar um 2 Prozent auf 39 Prozent zu, die SPD verliert einen Punkt und kommt auf 24 Prozent. Die Regierung ist damit aber ebenso weiter gefestigt wie der Rest. Die Linkspartei bleibt bei 8 Prozent, die Grünen verharren auf 11 Prozent, die FDP kommt weiter mit 4 Prozent nicht in den Bundestag, die AfD wird uns wohl bleiben, auch wenn sie einen Punkt verliert, aber mit 9 Prozent stärker als die LInkspartei ist. Man wird daraus schließen können, dass die Linke, wenn man SPD, Grüne und Linke dazu rechnet, stabil bleibt, aber nun die Union mit dem rechten Außenseiter der AfD zu tun hat, was die "Mitte" weiter nach rechts schieben wird, woran die CSU stark arbeitet.

Gleichwohl, Seehofer liegt in der Politikerzufriedenheit mit 43 Prozent noch weit hinter Merkel mit 58 Prozent, die 4 Punkte zulegen konnte. Dass die Flüchtlingsthematik hier kaum eine Rolle spielt, zeigt auch, dass Schäuble und Steinmeier ganz vorne liegen, auch Nahles und Gabriel können noch gegenüber de Maizière und Seehofer punkten. Petry kommt gerade einmal auf 12 Punkte, deutlich weniger als Wagenknecht mit 27 Prozent.

"Köln" - die Umfrage wurde zwischen dem 4. Und 6. Januar geführt - führt dazu, dass 30 Prozent der Befragten angeben, Menschenansammlungen zu meiden wollen, wenig erstaunlich sind es mehr Frauen als Männer. 9 Prozent machen dies ohnehin, darunter auch deutlich mehr Frauen.

Obgleich vermutlich Videoüberwachung Gewalttätigkeiten nicht wirklich verhindern kann, sind 82 Prozent für eine Ausweitung an öffentlichen Plätzen. Nur 17 Prozent sind dagegen. Trotz aller Kritik an der Polizei haben 77 Prozent Vertrauen in die Polizei. Überhaupt neigen die Menschen zu mehr Sicherheitsmaßnahmen. Obgleich die Sicherheitsbehörden bei der Terrorwarnung in München überreagiert haben, sind 70 Prozent für eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen und glauben 68 Prozent, sieben mehr als vor einem Monat, dass Deutschland zum Ziel von Terroranschlägen werden wird.

Die CSU kann offenbar punkten. 88 Prozent halten es für richtig, gewaltbereiten Islamisten zu verbieten, sich Menschenansammlungen zu nähern. Wie das rechtlich gehen soll, erklärte freilich auch die CSU nicht. 87 Prozent sind für den Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft für diejenigen, die für eine Terrormiliz gekämpft haben und noch eine weitere Staatsbürgerschaft besitzen. Das dürften wenige sein, kaum der Rede wert. Zumal die Gewalttäter von Köln kaum gewaltbereite Islamisten gewesen sind, wenn man nicht von der gewagten Hypothese ausgeht, dass extremistische Salafisten mit spektakulären Angriffen auf feiernde Frauen Unruhe schüren wollen. An einem Konflikt zwischen muslimischen Flüchtlingen und Migranten haben nicht nur Rechte Interesse, sondern auch Islamisten, die sich im Krieg zwischen Christen und aufrechten Allah-Gläubigen wähnen und auf einen apokalyptischen Endkampf ausgerichtet sind. Aber wahrscheinlich handelt es sich "nur" um kriminelle Banden von islamischen Männern, die nun eine neue Dimension entdeckt haben, Kriminalität mit Frust zu verbinden.