Bilder aus der Waffenschmiede des Islamischen Staats in Raqqa

Sky News hat ein erbeutetes Ausbildungsvideo des IS erhalten, wo der Bau eines autonomen Fahrzeugs oder von hitzesuchenden Raketen vorgeführt wird

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Der Islamische Staat in Syrien betreibt eine "dschihadistische Universität", wie der britische Sender Sky News berichtet. Von der Freien Syrischen Armee erhielt der Sender nach eigenen Angaben ein IS-Video, das Einblick in das Labor zeigt, in dem Wissenschaftler und Waffenexperten ähnlich wie Q in den Bond-Filmen neue Waffen und Angriffstechniken ausbrüten.

Das Video, so Stuart Ramsay, der Chefkorrespondent von Sky News, sei eine "Goldmine" an Informationen. So hat sich zumindest Major Chris Hunter, ein Waffenberater des britischen Militärs, geäußert. Es ist keiner der üblichen Propagandafilme, sondern für den internen Gebrauch gemacht. Die Mitglieder der Freien Syrischen Armee hätten das Video mit nicht geschnittenen Aufnahmen in der Länge von 8 Stunden, einem "IS-Ausbilder" abgenommen, aber angeblich nicht wirklich dessen Bedeutung begriffen.

Die "Universität", so will der Sender nach den Aufnahmen und mit Satellitenbildern und Luftaufnehmen herausgefunden haben, befinde sich in Raqqa und bilde IS-Kämpfer aus aller Herren Länder aus, um Angriffe mit allen möglichen selbst gefertigten Bomben oder "spektakuläre" Anschläge auch in ihren Herkunftsländern auszuführen. Es werden auch neue Waffen entwickelt, indem vorhandene Waffensysteme mit allem Verfügbarem umgebaut werden. Insofern handelt es sich um eine Kultur des Bastelns, des Do-it-Yourself-Terrorismus, wie das die Vorläufergruppe von IS im Irak unter Sarkawi auch bereits gemacht hat, wo unter anderem Drohnen gebaut wurden.

Aus dem IS-Video, das Sky News erhalten hat.

So habe das "Forschungs- und Entwicklungsteam" voll automatisch gesteuerte Autos hergestellt, die als mobile Bomben eingesetzt werden können. Die Autos werden mit Mannequin-Puppen, die mit weißem Stoff und Alufolien eingehüllt werden, ausgestattet, die mit sich selbst steuernden Thermostaten die Wärmesignatur von Menschen erzeugen, um so angeblich Wärmebildkameras zum Schutz von Militär- und Regierungsgebäuden auszutricksen. Wenn erkannt würde, dass sich in einem Auto ein Mensch befindet, würden Autos näher herangelassen. Deren Herstellung würde mit langen Lektionen erläutert.

Ein Militärexperte bescheinigt dem IS daher, dass sie die Taktiken der verschiedenen Sicherheitskräfte in ihre Arbeit mit einbeziehen. Um Augen zu simulieren, werden Laser an den entsprechenden Stellen angebracht. In dem Film wird gezeigt, wie ein Auto in ein solches autonomes Fahrzeug mit einer nicht störbaren Funksteuerung umgebaut werden kann, so dass die "Universität" im Sinn des "Open Jihad" auch als Fernuniversität dienen soll. Die IS-Anhänger, die zu sehen sind, würden oft auch gar nicht versuchen, ihre Erkennung zu verhindern, nur die "Schüler" seien weitgehend verhüllt.

Zu sehen ist auch, wie vom IS gefundene alte Boden-Luft-Raketen, von denen man eigentlich annahm, dass sie nicht mehr funktionsfähig seien, mit selbstgebauten Sprengköpfen und Thermalbatterien aufrüsten kann, die dem heißen Abgasstrahl von Flugzeugen verfolgen, um Passagier- und Kampfflugzeuge anzugreifen. Sky News schreibt, sie seien zu 99 Prozent genau. Es sei neu und ein "Schock für die Welt der internationalen Sicherheit", dass Terrorgruppen solche Raketen lagern und die Thermalbatterie am Leben halten können.

Für Chris Hunter wird aus dem Ausbildungsfilm klar, auf welcher Stufe sich die militärtechnische Entwicklung befindet und mit welchen Angriffen man rechnen müsse. Von einem angeblichen Deserteur, der in die Türkei geflüchtet ist, wurde bestätigt, dass es in Raqqa bekannt sei, dass es ein streng geheimes Ausbildungsprogramm für Angriffe in Europa und anderswo gebe. Das Training für Angriff i Syrien geschehe hingegen öffentlich. Die Aufnahmen und die Dokumentation seien darauf ausgerichtet, dass der IS jemand schicken kann, um mit einer Bombe oder einem autonomen Fahrzeug nicht nur in Syrien und im Irak eine große Menschenmenge anzugreifen. Stuart Ramsay geht davon aus, dass zwar dieses Video erbeutet werden konnte, aber dass es sicher mehr davon gibt, um damit IS-Kämpfer technisch zu schulen.