Terroranschlag gegen Touristen in Istanbul

Update: Unter den Toten sollen neun Deutsche sein, der Selbstmordattentäter soll ein saudischer IS-Kämpfer sein, ein Gericht verhängte eine strikte Nachrichtensperre

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Der Selbstmordanschlag heute Vormittag in der Altstadt von Istanbul auf dem Sultanahmet-Platz, richtete sich offensichtlich gezielt gegen Touristen. Das Viertel zählt zu den Plätzen, die am meisten von Touristen besucht werden. 10 Menschen wurden nach letzten Berichten getötet und mindestens 15 verletzt, zwei davon lebensgefährlich.

Nach dem türkischen Regierungschef Davutoğlu sind die meisten Opfer Deutsche, vermutlich wurden neun Deutsche getötet, wie auch die tagesschau berichtet. Alle Toten sind Ausländer, wie Davutoğlu zuletzt kurz vor 17 Uhr sagte. Der Regierungschef hat am Nachmittag Bundeskanzlerin Merkel unterrichtet und sein Beileid zum Ausdruck gebracht. Der türkische Präsident Erdogan nahm den Anschlag zum Anlass, die Türken aufzufordern, zusammen gegen den Terror zu stehen. Die Regierung verhängte kurz nach dem Anschlag wie üblich eine Nachrichtensperre.

Nach ersten türkischen Angaben sollte es sich bei dem Selbstmordattentäter um einen 1988 geborenen Syrer gehandelt haben, der dem Islamischen Staat angehören soll. Dann wurde gemeldet ein gleichaltriger Saudi namens Nabil Fadlı gewesen. Nach dem letzten Stand soll er ein in Saudi-Arabien geborener Sysrer sein, der dem IS angehört und vor kurzem über Syrien in die Türkei eingereist sein.

Man muss davon ausgehen, dass mit dem Terroranschlag möglicherweise gezielt nicht nur eine Reisegruppe, sondern deutsche Touristen getroffen werden sollten. Nach Medienberichten hat er sich in einer Reisegruppe aus 33 Deutschen am Theodosius-Obelisk in der Nähe der Blauen Moschee und der Hagia Sophia in die Luft gesprengt. Seit letzter Woche fliegen im Rahmen der US-geführten Anti-IS-Koalition deutische Tornados Aufklärungseinsätze über Syrien. Stationiert sind sie in der Türkei. Auch wenn der Anschlag sich allgemein gegen Touristen richtete, wird das die Türkei treffen. Schon der Konflikt mit Russland hat die Touristikbranche hart getroffen, wenn jetzt die Deutschen aus Angst fernbleiben, wird das die Türkei wirtschaftlich hart treffen.

Verurteilungen der Tat kamen von allen Seiten. Auch die syrische Opposition Nationale Koalition verurteilte den Anschlag, noch davon ausgehend, dass es ein syrischer Täter war, bedankte sich bei der Türkei wegen der Unterstützung der Opposition und versicherte, man werde weiter gegen den Terror kämpfen. Bundeskanzlerin Merkel erklärte: "Der internationale Terrorismus zeigt sich heute wieder einmal mit seinem grausamen und menschenverachtenden Gesicht."

Die betroffenen Deutschen sind Mitglieder einer Reisegruppe. Ein Krisenstab der Bundesregierung wurde im Auswärtigen Amt eingerichtet, das Auswärtige Amt hat auch eine Reisewarnung ausgesprochen: "Reisenden in Istanbul wird dringend geraten, Menschenansammlungen auch auf öffentlichen Plätzen und vor touristischen Attraktionen vorläufig zu meiden und sich über diese Reisehinweise und die Medien zur Lageentwicklung informiert zu halten."

Nachdem bereits ein Nachrichtenverbot von der Regierung verhängt worden war, hat ein Gericht in Istanbul dieses am Nachmittag bestätigt. Über den Terroranschlag darf nun nicht mehr in "allen Nachrichtenformen, Interviews, Kommentaren und anderen Veröffentlichungen in Print, Bild, Sozialen Medien und allen Medienarten im Internet" berichtet werden. Beim Terroranschlag am 10. Oktober in Ankara, der von IS-Selbstmordattentätern verübt worden sein soll, hatte ein Gericht eine Nachrichtensperre ab dem 14. Oktober befohlen, die 5 Tage lang galt.