Oxfam: Die Ungleichheit nimmt weltweit explosiv zu

Bild: Oxfam

Die reichsten 62 Menschen haben ein Vermögen angehäuft, das dem der ärmsten Hälfte der Menschheit entspricht

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Nach einem Bericht von Oxfam besitzen heute gerade einmal 62 Menschen so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit, das sind 3,6 Milliarden Menschen!

Und das reichste 1 Prozent besitzt so viel wie die restlichen 99 Prozent. Während die Reichen immer reicher werden, werden die Armen dementsprechend ärmer. Das Vermögen der ärmeren 50 Prozent der Menschheit ist nach Oxfam in den letzten 5 Jahren um eine Billion Dollar gesunken. Das sind 41 Prozent weniger als 2010. In derselben Zeit ist die Weltbevölkerung um 400 Millionen Menschen gewachsen. In derselben Zeit ist das Vermögen der 62 Reichsten um mehr als 500 Milliarden US-Dollar auf 1.76 Billionen US-Dollar angestiegen.

Seit 1988 ist der ärmsten Hälfte der Menschen gerade einmal 1 Prozent des Anstiegs des globalen Vermögens zugutegekommen, die Hälfte des Anstiegs ging an das reichste 1 %. Den reichsten 10 Prozent haben 80 Prozent des weltweiten Vermögens eingeheimst. Da die Superreichen ganz offensichtlich die Nutznießer der Weltwirtschaft sind, bezeichnet Oxfam dieses als die "Wirtschaft für die 1 %".

Die Spaltung der Gesellschaft zwischen den Superreichen und dem Rest nimmt danach drastisch zu - und ist weiterhin politisch gewollt, weil Vermögen und Kapitalgewinne im Gegensatz zu früher nur gering besteuert werden und die Möglichkeiten gestiegen sind, die Steuerabgaben zu senken oder gar ganz zu umgehen. Der Anteil der Einkommen am BIP sinkt weltweit, während der von Vermögen und Kapitalgewinnen kontinuierlich steigt. Marx würde sagen: Geld heckt Geld. Der Anstieg der Löhne liegt zudem unter dem Anstieg der Produktivität, d.h. die Ausbeutung wächst auch in den Unternehmen, wo der Abstand zwischen dem Einkommen der Unternehmenschefs zum Durchschnittseinkommen der Angestellten immer grotesker wird. In Großbritannien beträgt das Verhältnis mittlerweile 1:183.

Gewaltige Summen fließen in Steueroasen, alleine afrikanischen Staaten sollen damit Einnahmen von 14 Milliarden US-Dollar verloren gehen, für alle Entwicklungsländer sollen es 100 Milliarden sein. Weltweit sollen 7,6 Billionen US-Dollar an Privatvermögen im Ausland angelegt sein. Nach Oxfam gehen damit den Staaten 190 Milliarden US-Dollar an Steuereinnahmen verloren. Viele Reichen benutzen zwar die Infrastruktur der Länder, zahlen aber ihren relativen Anteil möglichst nicht und verändern, so Oxam, die globalen und nationalen Steuersysteme zu ihren Gunsten, so dass bei den Abgaben der Anteil der Armen wächst.

Oxfam fordert die Teilnehmer am Weltwirtschaftsforum dazu auf, sich für den Kampf gegen Steueroasen einzusetzen und die Mehreinnahmen dann für Ausbildung, medizinische Versorgung und andere Maßnahmen zu verwenden, die für ärmere Menschen entscheidend sind. Zudem soll der Mindestlohn erhöht, um davon leben zu können, und die Einkommenskluft zwischen Männern und Frauen geschlossen werden. Alle Staaten sollten entsprechende Steuerreformen durchführen, um die Ungleichheit nicht weiter anwachsen zu lassen, sondern sie zu verringern. Zudem müsse der Einfluss der "Eliten", also derjenigen, die sich gerade in Davos versammeln und die Oxfam ansprechen will, kontrolliert werden. Freiwillig über Appelle wird das nicht geschehen, selbst wenn die Superreichen einen Teil ihres Vermögens in Stiftungen anlegen, behalten sie damit die Kontrolle und den politischen Einfluss.

Den Reichen sagt Oxfam-Chefin Winnie Byanyima: "Die Reichen können nicht mehr so tun, als würde ihr Reichtum allen zugutekommen. Ihr extremer Reichtum offenbart in Wirklichkeit eine marode Weltwirtschaft. Die jüngste Explosion des Reichtums der Superreichen geht auf Kosten der Mehrheit und vor allem der Ärmsten."