Sanders gegen Clinton oder David gegen Goliath

Finanziell trennen die beiden demokratischen Präsidentschaftskandidaten Welten

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Mit Bernie Sanders tritt ein armer Schlucker gegen die Clinton-Dynastie an und wurde zu einem Herausforderer von Hillary Clinton, der völlig unerwartet nun zu einem wahrhaften Gegner wurde (Neue Umfrage: Sanders schließt landesweit zu Clinton auf). Armer Schlucker ist freilich relativ. Immerhin hat er als demokratischer Präsidentschaftskandidat bereits 75 Millionen Spenden eingefahren. Allerdings stammen 98 Prozent von einzelnen Spendern, wobei 54 Millionen (72%) von kleinen Spendern kommen. Der Einfluss von Konzernen und anderen Lobbyorganisationen auf den Politiker sind daher tatsächlich als gering anzusehen.

Allerdings nimmt er für deutsche Verhältnisse gar nicht so kleine Beiträge von Konzernen wie Alphabet (99.000), Microsoft (31.000), Apple (28.000) oder Amazon (18.000) an, die offenbar dennoch sicherstellen wollen, dass ein möglicher, wenn auch noch unwahrscheinlicher Präsident sich an Gönner erinnert. Neben Universitäten haben auch die US-Marine und die Luftwaffe gespendet. Allerdings kommen von den Lobbygruppen der Political Action Committees (PAC) eben kaum Gelder. Die meisten individuellen Spender hat Sanders in den Bundesstaaten Kalifornien, New York, Washington und Massachusetts. Für Sanders spenden mehr Männer als Frauen (36%), zumindest was Spenden über 200 US-Dollar betrifft.

Der Milliardär Donald Trump hat hingegen nur 21 Millionen eingetrieben. Er ist finanziell ziemlich unabhängig. 13 Millionen oder 66 Prozent hat er selbst gezahlt. Ted Cruz hat hingegen 90 Millionen US-Dollar eingefahren und kein eigenes Geld investiert.

Bei Hillary Clinton ist alles anders. Sie zieht noch immer stärker die Frauen an, 53% derjenigen, die für sie gespendet haben, sind Frauen. Bezieht man die PACs mit ein, dann erhält Clinton von den Männern deutlich mehr Geld als von Frauen. Ansonsten hat Clinton mehr als das Doppelte an Wahlkampfgeldern mit 163 Millionen US-Dollar erhalten. Zwar stammen auch 94 Prozent von individuellen Spendern, aber im Unterschied zu Sanders kommen 78 Prozent (90 Millionen) von großen Spendern. Sie selbst hat auch 370.000 US-Dollar in ihre politische Karriere investiert, Sanders offenbar keinen Cent.

Privatwirtschaftlich fließt zu ihr bislang deutlich mehr Geld. Securities & Investment zahlten bislang 17 Millionen, Fernsehen/Film/Musik 11 Millionen, Rechtsanwälte 10 Millionen, gemeinnützige Institutionen 8 Millionen, Baugewerkschaften 4,7 Millionen oder die Bauwirtschaft 4 Millionen. Bei einzelnen Unternehmen steht Soros mit 7 Millionen an der Spitze, gefolgt von Walt Disney mit 3 Millionen und Paloma Partners mit 2,5 Millionen. Bei den IT-Konzernen scheint sie nicht hoch im Kurs zu stehen. Die meisten Wahlkampfspenden kommen aus Kalifornien, New York, Florida und dem District of Columbia.

Dass Sanders vs. Clinton eine Art Kampf von David gegen Goliath gleicht, zeigen auch schon die Einkünfte die Hillary und Bill Clinton so nebenbei erzielen. Sanders soll ein Vermögen von etwa 500.000 US-Dollar haben und hat 2014 205.000 US-Dollar vornehmlich durch sein Einkommen als Senator verdient, was allerdings bedeutet, dass er mehr verdient als 95 Prozent der Amerikaner. Die meisten Kongressmitglieder sind Millionäre, das Medianvermögen unter den Senatoren liegt bei 2,8 Millionen US-Dollar.

Hillary Clintons Vermögen soll 32 Millionen US-Dollar betragen, das Einkommen soll 2014 bei 30 Millionen US-Dollar gelegen sein. Für sie ist das Senatorengehalt vernachlässigenswert. Wie ihr Mann verdient sie seit 2013 viele Millionen jährlich als Rednerin. Bill und Hillary haben seit 2001 mit 729 Reden 159 Millionen US-Dollar nach CNN verdient. Durchschnittlich 210.000 US-Dollar pro Rede, bei Hillary, die erst 2013 ins Geschäft kam, waren es durchschnittlich 235.000 US-Dollar. Hillary Clinton nahm bei mindestens 8 Reden für große Banken wie Goldman Sachs oder UBS 1,8 Millionen US-Dollar, was natürlich eine gute Wahlkampfhilfe für Sanders ist, der Clinton erfolgreich enge Beziehungen zur Wall Street vorwirft. Clinton wies Sanders Kritik zurück und versicherte, sie habe nie eine Entscheidung wegen einer Spende getroffen. Das kann man glauben oder auch nicht.