Trump und Sanders siegen in New Hampshire

Der 74-jährige Senator kommt auf 20 Prozentpunkte mehr als Hillary Clinton

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Bei der zweiten Vorwahl des Kandidaten-Castings zur US-Präsidentschaftswahl 2016, die gestern im Bundesstaat New Hampshire stattfand, siegte bei den Republikanern erwartungsgemäß der Umfragefavorit Donald Trump, der nach Auszählung von 80 Prozent der Stimmen Auszählung auf 35 Prozent Stimmenanteil kommt. Auf Platz zwei folgt mit 16 Prozent Stimmenanteil der Establishment-Kandidat John Kasich. Danach kommen mit jeweils ungefähr elf Prozent der Tea-Party-Texaner Ted Cruz, der Ex-Präsidentenbruder Jeb Bush und dessen Ex-Zögling Marco Rubio.

Dass Ted Cruz, der die Caucuses in Iowa letzte Woche gewann, in New Hampshire weniger erfolgreich war, liegt unter anderem daran, dass er sich auf Bundesstaaten konzentriert, in denen es einen relevanten Anteil religiöser Wähler gibt - allerdings liegt in den Umfragen derzeit auch dort Trump vorne.

Dass Marco Rubio trotz seines dritten Platzes in Iowa und trotz der Wahlempfehlung des ausgeschiedenen Rick Santorum für ihn nicht besser abschnitt, dürfte zum Teil an der Fernsehdebatte vom Samstag gelegen haben. Dort warf Chris Christie (der in New Hampshire bei acht Prozent landete) dem Jeb-Bush-Zögling überraschend die auswendig gelernten 25-Sekunden-Soundbites vor, mit denen sich Rubio anscheinend auf die Debatte vorbereitet hatte. Offenbar kalt erwischt, fiel dem kubanischstämmigen Kandidaten nichts anderes ein, als weitere Soundbites abzuspulen, was dem Publikum nun um so stärker auffiel. Nach der Debatte nannten zwei Drittel der Zuschauer Rubio als Verlierer und über 70 Prozent meinten, der Abend habe seinen Wahlchancen geschadet. In dem meisten Medien war man der selben Ansicht.

Ob es nun dem in New Hampshire drittplatzierten ehemaligen Gouverneur von Ohio John Kasich gelingt, das republikanische Establishment hinter sich zu versammeln, hängt unter anderem davon ab, wer als nächster aus dem Rennen aussteigt und welche Wahlempfehlungen die ausgestiegenen Kandidaten abgeben.

Die Ferienanlage Bretton Woods ist eine der bekanntesten Örtlichkeiten New Hampshires. Von dort aus hat man einen Blick auf den Mount Washington. Foto: wwoods. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Bei den Demokraten siegte der 74-Jährige Senator Bernie Sanders in New Hampshire nach derzeitigem Auszählungsstand mit etwa 60 Prozent Stimmenanteil. Die Ex-Präsidentengattin Hillary Clinton kam lediglich auf weniger als 40 Prozent. Sanders führte in dem Bundesstaat, der direkt neben seinem Heimatstaat Vermont liegt, in Umfragen bereits seit dem letzten Sommer. In einer Ipsos-Umfrage vom letzten Wochenende schloss er nach dem Quasi-Unentschieden in Iowa auch landesweit zur Favoritin Hillary Clinton auf (vgl. Neue Umfrage: Sanders schließt landesweit zu Clinton auf). Mit mehr Spannung erwartet wird deshalb die nächste Vorwahl in Nevada, wo Clinton in der letzten Umfrage vom 20. Januar mit 47 zu 43 Prozent relativ knapp vorne lag.

Sanders hatte Clinton in der Fernsehdebatte letzte Woche unter anderem wegen ihrer guten Beziehungen zur Finanzindustrie angegriffen, die ihren Wahlkampf mitfinanziert. Für ihn ist "das Geschäftsmodell der Wall Street Betrug" und er zweifelt daran, dass Politiker, die Geld von dort nehmen, wirklich unabhängig und zum Wohle des Volkes agieren können.

Dass Sanders Erfolge verbuchen kann, die für viele Medien überraschend kommen, liegt aber nicht nur daran, dass er sich von Clinton und anderen Establishment-Demokraten abgrenzt, sondern auch daran, dass sich Social Justice Warriors und andere extreme Gruppen von ihm abgrenzen - was ihn für Mehrheiten wählbar macht. Im letzten Jahr störten Mitglieder einer SJW-Gruppe einige seiner Wahlkampfveranstaltungen so sehr, dass Sanders von der Bühne gehen musste. Und die vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale herausgegebene World Socialist Website verdammte den Kandidaten als Nationalisten, der mit seiner Gegnerschaft zu Freihandelsabkommen und seinem Eintreten für eine begrenzte Zuwanderaufnahme amerikanische Arbeiter schützen will.

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