Heilige Allianz gegen den Liberalismus?

RPZ-Pressesprecher Aleksandr Wolkow erklärt die Gründe für das Treffen der Kirchenoberhäupter. Bild: U. Heyden

Papst Franziskus und Patriarch Kirill treffen sich auf Kuba. Gemeinsam will man gegen "Zerfall der Familie" und "Christenverfolgung" vorgehen

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Auf dem Jose-Marti-Flughafen von Havanna findet am Freitag ein historisches Treffen statt. Papst Franziskus und der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, treffen sich zu einem längeren Gespräch. Kyrill trifft bereits am 11. Februar in Havanna ein. Er wird Raul und Fidel Castro treffen und eine russisch-orthodoxe Kirche in Havanna besuchen. Dann fliegt er weiter nach Paraguay und Brasilien. Der Papst kommt am 12. Februar in Havanna an und fliegt noch am gleichen Tag weiter nach Mexiko.

Das Treffen zwischen Franziskus und Kyrill am 12. Februar ist bis ins kleinste Detail geplant und wird fast drei Stunden dauern. Zwei Stunden werden sich die Kirchenführer unterhalten, danach werden sie eine sechsseitige Deklaration unterzeichnen und ihre Eindrücke von dem Gespräch schildern. Wie vom Pressesprecher des Moskauer Patriarchats zu erfahren war, werden die Kirchenführer sich nicht den Fragen von Journalisten stellen.

Kyril I., Patriarch von Moskau und der ganzen Rus. Bild: Kreml

Das erste Treffen zwischen den Oberhäuptern der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche findet auf Einladung des kubanischen Präsidenten Raul Castro statt. Es wurde völlig überraschend am 5. Februar von Ilarion, dem Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchates der russisch-orthodoxen Kirche, bekannt gegeben (Video ab Minute 2:20). Von Seiten der Russisch-orthodoxen Kirche (Rossiskaja prawoslawnaja zerkow, RPZ) hieß es, das Treffen sei seit 1996 vorbereitet worden. Wegen dem Streit um die Einflussbereiche der beiden Kirchen in der Ukraine und Russland sei es aber nicht zustande gekommen.

Ein neues Dreier-Bündnis gegen die US-Hegemonie?

Das Hauptthema des Treffens sei "der Schutz der Christen im Nahen Osten", erklärte der RPZ-Pressesprecher Aleksander Wolkow am Dienstag auf einem Briefing für Journalisten. Der Pressesprecher bestritt dass es einen politischen Hintergrund des Treffens, einen Zusammenhang mit dem Syrien-Krieg oder eine Absprache mit Wladimir Putin gegeben habe. Die beiden Kirchenführer hätten eine kirchliche und "keine politische Tagesordnung".

Die nationalliberale Nesawisimaja Gazeta sieht in dem Treffen auf Kuba jedoch eine neue Dreier-Allianz gegen den "modernen Liberalismus und die Hegemonie von USA und EU" heraufziehen. "Heilige Union gegen den Liberalismus?" titelte das Blatt. Zu dieser "Union" könnten gehören: "die konservative kommunistische Ideologie der dritten Welt", die in armen Ländern noch viele Anhänger habe, die russisch-orthodoxe Kirche und der Katholizismus, der mit dem Papst Franziskus ein starkes Gewicht auf soziale Fragen legt.