Russland und Saudi-Arabien einigen sich auf Einfrieren der Ölproduktion

Um einen weiteren drohenden Preisverfall zu verhindern, kam es zu einer unverbindlichen Absprache der Länder mit gegensätzlichen geopolitischen Interessen

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Die Not führt zu erstaunlichen Koalitionen. Obgleich Ländern mit gegensätzlichen geopolitischen Interessen haben sich Saudi-Arabien und Russland, die beiden größten ölproduzierenden Länder, zusammen mit Katar und dem vor dem Bankrott stehenden Venezuela überraschend geeinigt, die Förderung auf dem gegenwärtigen Niveau einzufrieren - wenn weitere große ölproduzierende Länder auch mitmachen.

Das ist kein großer Schritt, der zudem nicht bindend, sondern bloß eine Absichtserklärung ist, aber damit soll zumindest ein Versuch gestartet werden, einen weiteren Preisverfall zu verhindern. Zu einer Verringerung der Förderung konnte man sich offensichtlich nicht durchringen, zumal auch nur einige Opec-Länder überhaupt bereit waren, eine Begrenzung anzukündigen. Die kurzzeitig angestiegenen Ölpreise haben denn auch gleich wieder nachgegeben, Hoffnung auf eine Veränderung lässt sich daraus noch nicht ableiten. Notwendig wurde der Schritt vermutlich vor allem, weil nun der Iran nach dem Ende der Sanktionen durch den Atomdeal begonnen hat, wieder Öl auf den Weltmarkt zu bringen.

Saudi-Arabien hatte sich lange gesträubt, die Fördermengen zu begrenzen oder überhaupt nur davon zu sprechen, was besonders Venezuela gefordert hatte. Manche vermuteten dahinter die Strategie, die USA, die aufgrund der hohen Preise den Markt mit Fracking-Öl flutete, austrocknen zu wollen. Auch wenn diese Absicht vermutlich nicht dahinterstand und es vermutlich nur darum ging, den Marktanteil zu halten, haben die abgesackten Ölpreise nun dafür gesorgt, dass Ölquellen in den USA nun nicht mehr profitabel zu betreiben sind, viele Fracking-Bohrungen eingestellt wurden und Pleiten in größerem Ausmaß drohen.

Dass ausgerechnet Saudi-Arabien und Russland, die auch im Syrien-Konflikt auf gegensätzlichen Seiten stehen, eine Absprache getroffen haben, verwundert und ist nur aus der Sorge zu verstehen, dass die Preise noch weiter absacken könnten. Zwar könnten beide Staaten noch eine Weile durchhalten, aber die Öleinnahmen sind für beide entscheidend, um die Situation im Inneren stabil zu halten und nicht zuletzt, um sich weiter aufrüsten zu können.

Mit der Absprache dürfte ein erster Schritt gemacht worden sein, um weitere ölproduzierenden Länder zu einem gemeinsamen Vorgehen zu gewinnen. Ob Russland auf den Iran einen entsprechenden Einfluss ausüben kann, ist höchst fraglich, denn das Land hat angekündigt, die Fördermengen zu erhöhen, weil die auch mit niedrigen Preisen eingefahrenen Gewinne notwendig sind, um die Wirtschaft anzukurbeln. Iran hat schon angekündigt, seinen Anteil nicht absenken zu wollen.

Irgendwie hoffen nun Saudi-Arabien und Russland darauf, dass sich weitere Staaten der Initiative anschließen, um vielleicht doch zu einer Begrenzung der Fördermengen angesichts eines überfluteten Weltmarkts und einer kriselnden Weltwirtschaft zu kommen. "Es wird ein Abkommen möglich werden, wenn andere Produzenten sich der Initiative anschließen", so der russische Energieminister Aleksandr Novak. Ähnlich vorsichtig äußerte sich der saudische Ölminister Ali Al-Naimi, der vom Beginn eines Prozesses sprach, es seien aber "weitere Schritte notwendig, um den Markt zu stabilisieren und zu verbessern". Jetzt sei es Saudi-Arabien um die Herstellung eines stabilen Ölpreises gegangen - also darum, einen weiteren Preisverfall zu unterbinden. Experten erwarteten, dass die Preise noch unter 20 US-Dollar für das Barrel fallen könnten.