Maidan: "Ich schoss ihnen ins Genick"

Maidan-Aktivisten waren mit Schusswaffen ausgestattet, hier ein Foto vom 18. Februar, wo ein vermummter Aktivist allerdings wohl nur mit einem Knicklauf-Luftgewehr auf ein Ziel zu schießen scheint. Bild: Mstyslav Chernov/Unframe/CC-BY-3.0

Das öffentliche Geständnis eines Maidanschützen, am 20. Februar 2014 in Kiew zwei Polizisten erschossen zu haben, hat für ihn keine juristischen Konsequenzen

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Der militante Maidananhänger Ivan Bubentschik steht derzeit im Zentrum des medialen Rummels in der Ukraine. In einem Kinofilm und einem Interview hatte der Soldat nun freimütig zugegeben am 20. Februar 2014 zwei Berkut-Polizisten vom Konservatorium aus gezielt erschossen zu haben. Im Verlauf dieses Morgens habe er dann noch weitere Polizisten verwundet. Insgesamt 75 Patronen habe er verschossen. Wegen einer allgemeinen Amnestie hat er jedoch keine strafrechtlichen Folgen zu befürchten.

Bereits in einem Interview mit einem ukrainischen Fernsehsender im November 2014 hatte Bubentschik erzählt, dass er am 20. Februar 2014 auf dem Maidan mit einem Sturmgewehr geschossen hatte.1 Die Tötung von Polizisten erwähnte er dabei jedoch noch nicht. Seine damaligen Aussagen hatten bislang keinen nennenswerten Widerhall in der Öffentlichkeit gefunden.

Nun ist der 46-jährige Bubentschik Hauptperson in einem Kino-Dokumentarfilm ("Branzi" - "Die Gefangenen"), der vor kurzem in der Ukraine angelaufen ist. Darin erzählt er auch über die Ereignisse auf dem Maidan. Der ukrainische Journalist Ivan Sijak hatte Bubentschik im Vorfeld zur Filmpremiere interviewt. Die Website dekoder.org hat die Aussagen Bubentschiks inzwischen ins Deutsche übersetzt. Pünktlich zum zweiten Jahrestag der Todesschüsse auf dem Maidan fand das Geständnis in der Ukraine großen Widerhall.

Von Beginn an auf dem Maidan

Bubentschik, der aus Lwiw stammt, ist vom ersten Tag an auf dem Maidan gewesen, erzählt er im Interview. Er sei dort bald in die neunte Hundertschaft der Maidan-Verteidiger eingetreten. Jede Nacht um halb zwölf habe seine Truppe beispielsweise die U-Bahn-Ausgänge am Maidan besetzt, damit keine Sicherheitskräfte von dort vordringen konnten.

Die Basis der Kämpfer sei das Gewerkschaftshaus am Maidan gewesen. Als es in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar ausbrannte, brachen die Militanten das Konservatorium auf. Dort seien bereits "Jungs mit Jagdgewehren" gewesen, die auf Berkut schossen, erzählt Bubentschik. Doch deren Schrotkugeln hätten die Polizisten nur gereizt, so dass diese Molotow-Cocktails in die Fenster des Konservatoriums geworfen hätten.

Polizist wird am 18. Februar von Protestierenden angegriffen. Auch ein Mann mit gezückter Pistole ist auf dem Foto rechts zu sehen (siehe Ausschnitt unten). Bild: Mstyslav Chernov/Unframe/CC-BY-3.0