Brüchige Waffenruhe in Syrien [Update]

Provinzen in Syrien. Karte: TUBS. Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Kämpfe in Daraja und Latakia - Terroranschlag in Homs

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Gestern Nacht sollte in Syrien eine Feuerpause beginnen, auf die sich die USA, Russland, die syrische Regierung und die von Saudi-Arabien unterstützten 97 Milizen im "Hohen Verhandlungskomitee" (HNC) letzte Woche einigten (vgl. Feuerpause in Syrien mit vielen offenen Fragen). Hält diese Feuerpause im Großen und Ganzen, sollen am 7. März Friedensgespräche folgen. Am 12. März wollen die HNC-Milizen dann wieder mit den Kämpfen beginnen.

Ob und wie der Waffenstillstand hält, ist auch deshalb eine Definitionsfrage, weil Anti-Terror-Einsätze gegen das IS-Kalifat und die syrische al-Qaida-Filiale al-Nusra-Front nicht davon betroffen sind. Letztere hält sich nach Angaben der syrischen Armee unter anderem in der Region Daraja in der Nähe von Damaskus auf, weshalb dort auch gestern Nacht geschossen wurde.

Die Terrorgruppe beherrscht darüber hinaus größere Teile der Region Aleppo - allerdings in Zusammenarbeit mit anderen dschihadistischen Gruppen, die teilweise von Saudi-Arabien unterstützt werden, weshalb gut möglich ist, dass ein Einsatz von einer Seite als legitime Terrorabwehr und von der anderen als Bruch des Waffenstillstands gesehen wird.

Ähnliches gilt für den Nordosten der Alawitenprovinz Latakia, aus der die oppositionsnahe Londoner Ein-Mann-Agentur Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte einen toten al-Nusra-Verbündeten durch einen Militäreinsatz meldete. Aus Aleppo werden Zusammenstöße zwischen IS- und Regierungstruppen gemeldet.

In Homs, wo die syrische und die russische Luftwaffe vor Beginn der Feuerpause ebenfalls viele Einsätze flogen, sei es dagegen seit Mitternacht ruhig. Gleiches gelte für Daraa und Hama.

Dem widerspricht die syrische Nachrichtenagentur SANA, die von der Explosion eines Selbstmordattentäters in der in der Provinz Hama gelegenen Stadt Salamija berichtet, durch die mindestens zwei Menschen starben und vier weitere schwer verletzt wurden.

Aus dem Weißen Haus hieß es gestern Nacht, man werde erst später entscheiden, ob man die Waffenruhe als weitgehend eingehalten oder als gebrochen einstuft. Ähnlich zurückhaltend äußerte sich der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura, der meinte, auch eine nur bedingt eingehaltene Feuerpause sei "die beste Gelegenheit, die das syrische Volk in den vergangenen fünf Jahre hatte".

[Update: Am Nachmittag wurde bekannt, dass der IS südlich der Stadt Tall Abyad Stellungen der kurdischen YPG-Miliz angriff, die durch zehn US-Luftangriffe unterstützt wurde. Bei den Kämpfen sollen 45 Salafisten und 20 Kurden ums Leben gekommen sein. Außerdem schlugen in Wohnvierteln in Damaskus Granaten ein, die mutmaßlich in den "Regellengebieten" Dschobar und Duma abgefeuert wurden.]

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