USA: Es wird ein Islam-Hasser

Einreiseverbote, Datenbanken, Moscheeschließungen: Im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur macht Donald Trump Stimmung gegen Muslime. Doch seine Konkurrenten sind auch nicht besser

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Auf Blogs und Facebook-Seiten US-amerikanischer Rassisten kursiert momentan eine Anekdote aus der Zeit, als US-Truppen Anfang des 20. Jahrhunderts die philippinische Unabhängigkeitsbewegung niederschlugen. 50 muslimische "Terroristen" soll US-General John Pershing damals exekutiert haben lassen. Die Gewehrkugeln - so die Legende - habe er zuvor in Schweineblut getränkt. Seitdem hätten US-Soldaten nie wieder Probleme mit rebellierenden Philipinos gehabt.

Man könnte die (sehr wahrscheinlich erfundene) Geschichte leicht als islamophoben Quatsch von ein paar White-Supremicy-Spinnern abtun, die nicht nur zu Wahlkampfzeiten im Netz ihre Hass-Botschaften verbreiten. Könnte man. Hätte jener Mann, welcher der Schweineblut-Legende derzeit zu ungekannter Popularität verhilft, nicht gute Chancen, demnächst im Weißen Haus zu sitzen. Sie stammt von einem der Wahlkampfauftritte von Donald Trump.

Einreiseverbote und Datenbanken für Muslime

Der republikanische Spitzenkandidat für das Amt des US-Präsidenten ist nicht der einzige, der mit antimuslimischem Rassismus auf Stimmenjagd geht. So hemmungslos wie in keinem Wahlkampf zuvor unterbieten sich die Kandidaten der Grand Old Party mit Ankündigungen, welchen Repressionen sie den drei Millionen Muslimen ihres Landes im Falle ihres Wahlsieges aussetzen wollen.

Wie bei der Zahl der Deligiertenstimmen galt Trump lange Zeit auch bei der Häufigkeit islamophober Ausfälle als uneinholbar: In seinem ersten TV-Spot forderte er die "vollständige Schließung" der US-Grenzen für Muslime. Ein anderes Mal kündigte er an, sämtliche US-Bürger islamischen Glaubens in einer Datenbank erfassen zu wollen.

Er erfand Fernsehbilder, auf denen tausende Muslime in New Jersey zu sehen gewesen sein sollen, die die Anschläge vom 11. September 2001 bejubelten. Und auf Fox-News kündigte Trump an, als Commander in Chief nicht nur muslimische Terroristen, sondern zur Abschreckung ihre Familien gleich mit töten lassen zu wollen.

Wenn ein erzkonservativer Fundamentalist gemäßigt wirkt

Trumps radikale Forderungen haben zur Folge, dass ein Erzkonservativer wie Ted Cruz dagegen schon fast gemäßigt wirkt. Dabei ist der fundamentalistische Baptist selbst tief verwurzelt in der islamophoben Szene Amerikas, tritt beispielsweise immer wieder bei Veranstaltungen der Tea-Party-Bewegung auf. Muslim-Datenbanken und geschlossene Grenzen lehnt Cruz mit Verweis auf die Verfassung zwar ab, radikal sind dafür seine außenpolitischen Forderungen.

Im Januar kündigte Cruz an, im Falle seiner Wahl den IS mittels eines Flächenbombardements des Irak zur Strecke bringen zu wollen. Flüchtlinge aus dem Nahen Osten will er danach nicht aufnehmen. Cruz' Kommentar zu Plänen der Obama-Regierung, 10.000 syrische Flüchtlinge ins Land zu lassen: "Es wäre der Höhepunkt der Torheit, zehntausende Menschen zu uns zu bringen, Dschihadisten eingeschlossen, die hierherkommen, um unschuldige Amerikaner zu ermorden."

Rubio zieht noch an Trump vorbei

Auch der in deutschen Medien als gemäßigter Konservative geltende Senator von Florida, Marco Rubio, vertritt Positionen, die man hierzulande nicht einmal von der AfD kennt. Als ihn im November eine Fox-News-Moderatorin auf die Trump-Forderung ansprach, im Kampf gegen den IS Moscheen in den USA schließen zu wollen, zog dieser sogar noch an Trump vorbei. "Es geht nicht nur darum, Moscheen zu schließen. Es geht darum, jeden Ort zu schließen - sei es ein Café, ein Restaurant -, jeden Ort, an dem Radikale inspiriert werden", antwortete Rubio.

Als Barack Obama am 2. Februar in Baltimore eine Moschee besuchte, warnte Rubio vor der "Fiktion, dass es eine weit verbreitete Diskriminierung muslimischer Amerikaner" gebe, und warf dem Präsidenten vor, vom eigentlichen Problem - dem "radikalen Islam" - ablenken zu wollen.

Islamfeindliche Übergriffe haben sich seit 9/11 verfünffacht

Darauf, dass es diese Diskriminierung nicht nur gibt, sondern sie auch stark zunimmt, hat zuletzt das FBI hinweisen. In seiner jährlichen Kriminalitätsstatistik schreibt es, die Anzahl islamfeindlicher "Hate-Crimes" pro Jahr habe sich seit 9/11 verfünffacht. Muslime sind demnach die einzige Minderheit in den USA, die jährlich einer steigenden Anzahl von Angriffen ausgesetzt sind.

Beim Wähler kommt die islamophobe Agenda der republikanischen Präsidentschaftskandidaten an: Bei der Vorwahl in New Hampshire nach Trumps Vorschlägen gefragt, stimmten Zweidrittel aller Befragten republikanischen Wähler der Forderung zu, Muslimen die Einreise in die USA zu verwehren.

Und bei einem Exit-Poll in North Carolina forderten 72 Prozent der republikanischen Befragten, Muslime vom Rennen um die US-Präsidentschaft auszuschließen. 40 Prozent wollten den Islam in den USA sogar gleich ganz verbieten.