Springteufel Trump

Bild: Gage Skidmore/CC-BY-SA-2.0

Im Kasperltheater der amerikanischen Vorwahlen punktet Trump am Wochenende erneut, auch der nette Opi Bernie Sanders holt sich weitere zwei Bundesstaaten und bleibt der Wall-Street-Hexe Hillary auf den Fersen

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Alle anderen Figuren spielen schon kaum eine Rolle mehr und vor allem den Republikanern geht mittlerweile der Arsch auf Grundeis: Der irre Donald watscht die beiden vom Partei-Establishment favorisierten Wettbewerber - den frömmelnden Hardliner Ted Cruz und den blassen Bush-Zögling Rubio - nach Belieben ab. Und schwafelt nicht nur einen Haufen rassistisches, nationalistisches, obszönes Zeug, sondern sagt auch Sachen, die ans Eingemachte gehen - wie etwa, dass er mit Putin schon klar käme und sich überhaupt mit auswärtigen Ländern einigen würde, statt permanent Militärisches zu finanzieren und Krieg zu führen.

Was dem militärisch-industriellen Komplex und den Neokonservativen schon einen so gewaltigen Schrecken einjagte, dass sie Trump in einem offenen Brief als nationales Sicherheitsrisiko bezeichnen; die liberale Washington Post befürchtet gar, dass der Springteufel das ganze Theater ruinieren könnte: "...we are two or three bad elections away from the end of NATO, the end of the European Union and maybe the end of the liberal world order as we know it."

Uuuuhhh.... dann doch lieber Generalissima Killary Clinton , die "die liberale Welt, wie wir sie kennen", unlängst so wunderbar nach Libyen exportiert hat - wo sich jetzt der "Islamische Staat" ausbreitet. Mit dem würde er kurzen Prozess machen, kündigte "The Donald" indessen schon mal an, und ihn so lange bombardieren, dass danach keine großen Bodentruppen mehr gebraucht würden. Rustikal ist nach wie vor Trumpf bei Trump - und wenn er sich bei seinen Tiraden mal vergaloppiert, nimmt ihm das unter seinen Fans keiner sonderlich übel. Ihn als "Flip-Flop"-Kandidaten zu outen, der heute dies und morgen das Gegenteil erzählt - üblicherweise das Ende für jeden Kandidaten - hilft gegen den Springteufel nicht.

Dass sie ihn nicht zu fassen kriegen, macht den Strippenziehern und Spindoktoren hinter den Kulissen ernste Kopfschmerzen. Trump ist ein Dem/Rep-Hybrid: für Geburtenkontrolle, Sozialgesetzgebung und Medicare - das Geld dafür will er der Pharmaindustrie abknöpfen, der er überhöhte Preise vorwirft; gegen TTIP und aufgeblasene Militärbudgets - den Vertragsfirmen des Pentagon wirft er Abzocke vor: Positionen die der Parteilinie der Republikaner ziemlich zuwiderlaufen. Andererseits setzt er mit seiner Zustimmung zur Folter, der Abwertung von Muslimen und dem Gestus der "weißen Überlegenheit" im Kern auf klassische republikanische Themen: "Donald Trump's Policies Are Not Anathema to U.S. Mainstream but an Uncomfortable Reflection of It.

Auch was die heiße Kartoffel Israel betrifft, ist Springteufel Trump nicht zu fassen: Einerseits lobt er Bibi Netanjahu in höchsten Tönen, redet dann aber auch einer Zwei-Staaten-Lösung mit neutralem Jerusalem das Wort, was die Likudniks im Dreieck springen lässt. Zudem verkörpert er eine weitere Hybridform: Er ist als Millionenerbe, Casino- und Baulöwe, Teil des 0,1,% Establishments und gleichzeitig "Anti-Establishment" - unabhängig vom politischen Filz im Beltway Washingtons und den Einflüsterungen des "Council of Foreign Relations" kann er den Frust seiner Wähler gegen "die da oben" bedienen, obwohl er selbst dazu gehört.

Insofern wird er kaum zu stoppen sein und weil die Republikaner ihn nach seinem Durchmarsch bei der Kandidaten-Kür im Juli nur noch mit bürokratischen Tricks verhindern können, ruft der "Tea-Party - Moderator Glenn Beck schon nach dem Krokodil, welches im Kasperltheater für die gewaltsame Beseitigung von Figuren zuständig ist. Nachdem er Trump mit Hitler verglichen hatte, machte Beck dann auch gleich den Stauffenberg und sagte, dass er ihn mit dem Messer erstechen würde, falls sich die Gelegenheit ergibt, weshalb jetzt das FBI gegen ihn ermittelt.

In die Schublade zu dem bösen Mann mit dem kleinen Bart gesteckt zu werden, dürfte dem Schreihals mit der schrillen Orange-Tolle wohl noch öfter passieren - aber da gehört er genauso wenig hin wie etwa Sozialdemokrat Bernie Sanders in eine Schublade mit Karl Marx. Der fordert nur mehr Mindestlohn und höhere Steuern für die Superreichen und wäre eigentlich der passende Gegenkandidat für den superreichen Trump.

Doch dass es zu einem Duell der beiden kommt, werden Clinton und ihre Supporter in der Finanz- und Rüstungsindustrie zu verhindern wissen, sodass es auf der Zielgeraden im November dann Hillary vs. Donald heißen wird. Wenn der Springteufel bis dahin mit seiner xenophoben Rhetorik ein wenig zurückrudert und "ein echtes A-Team" (Trump) als Schattenkabinett versammelt, könnte es sogar eng werden für die "Hexe". Die Seifenoper im "Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln" (Gore Vidal) bleibt also spannend...