Wer hat Angst vor dem Roboter als Jobkiller?

Viele Menschen glauben, dass viele Tätigkeiten von intelligenten Maschinen übernommen werden, sehen aber ihre eigenen Jobs kaum gefährdet

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Manche Prophezeiungen sind düster. KI-Systeme, Roboter und Big Data-Anwendungen werden eine Vielzahl von Tätigkeiten ausführen können, die bislang Menschen vorbehalten waren. Anders als beim Aufstieg von mechanischen Maschinen soll es nun auch Jobs treffen, die bislang eine längere Ausbildung oder gar ein Universitätsstudium erforderten: Ärzte, Juristen, Journalisten, Banker etc.. Wenn menschliche Arbeit nicht billiger wird als die neuen Systeme und Roboter, dann könnte eine Vielzahl von Jobs vom Menschen auf diese übergehen, auch wenn neue Jobs entstehen werden. Manche schätzen, dass es fast bis 50 Prozent der jetzt noch von Menschen ausgeübten Jobs treffen könnte.

Auf dem Weltwirtschaftsforum war dieses Jahr auch von der "4. Industriellen Revolution" die Rede, die durch Automatisierung von Menschen verrichtete Arbeit ersetzt. 7,1 Millionen Jobs sollen verloren gehen, zwei Drittel davon in Büro- und Verwaltung, während 2 Millionen neue entstehen könnten, wurde prophezeit (Zukunft der Arbeit - nicht so rosig).

Zwar war bereits in den 1960er Jahren das Bild der Konsumgesellschaft beschworen worden, in der Maschinen und Computer die Menschen zur Arbeitslosigkeit verdammen. Eingetreten ist die Konsumgesellschaft nicht, auch wenn es nur selten noch Vollbeschäftigung gibt, wird eher zunehmend mehr gearbeitet und hat sich die Gesellschaft immer stärker in Gut- und Schlechtverdiener aufgespalten.

Auch die früher prophezeite Dienstleistungsgesellschaft hat sich zwar nach dem Industriezeitalter erst einmal durchgesetzt, doch in den Zeiten der "Kreativen Klasse", die stark mit der Computerisierung verbunden ist, entstanden und entstehen immer mehr Jobs in der Dienstleistungsbranche, in der Regel aber im Niedriglohnbereich. Es ist das Heer der neuen Diener, die der "Kreativen Klasse" die Dienste anbietet, die diese oft aufgrund von zeitlicher Überbelastung und der Erosion der bürgerlichen Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau nicht mehr ausführen kann oder will: Einkaufen, Kochen, Haushalt, Kinder, Pflege, selbst die Betreuung von Haustieren. Aber auch diese Jobs stehen auf der Kippe, denn mit den Smart Homes und den Robotern ließe sich auch hier vieles an intelligente Maschinen delegieren, bis hin zum Sex, wenn Roboter Prostituierte oder überhaupt den Geschlechtspartner zur "Triebabfuhr" ersetzen.

Wie auch immer, Pew hat kürzlich eine Umfrage in den USA durchgeführt, nach der den meisten Menschen durchaus klar ist, was da auf die Gesellschaft zurollt. Schließlich würde es nicht nur um die Ersetzung der menschlichen Arbeit gehen, sondern um eine Umstrukturierung der Gesellschaft, in der noch dringender als schon jetzt etwa die weiter aufklaffende Schere zwischen den Gut- und Schlecht- oder auch Nichtverdienern nach neuen Möglichkeiten verlangt, für alle ein würdiges Leben zu organisieren.

65 Prozent der befragten Erwachsenen gaben der Überzeugung Ausdruck, dass in den nächsten 50 Jahren ein Großteil (much) der Arbeit, die gegenwärtig von Menschen verrichtet wird, von Computer und Robotern gemacht wird. 15 Prozent waren sich "definitiv" sicher, für 50 Prozent ist es "wahrscheinlich". Die Antwort gibt freilich nicht sehr viel her, weil die Frage äußerst schwammig formuliert ist. Wie viel ist "much"? Entsprechend im Ungefähren blieben die meisten, wahrscheinlich ist nur ein wenig mehr als vielleicht.

Dabei spielt auch die persönliche Situation eine Rolle. Von 18-49-Jährigen glauben 35 Prozent, es sei unwahrscheinlich, dass ein Großteil der Arbeit von Maschinen übernommen werden kann, bei den Über-50-Jährigen sind es nur 27 Prozent. Sie haben ja auch weniger zu befürchten als Jüngeren, könnte man sagen. Wenig erstaunlich auch, dass die Menschen mit einem College-Abschluss die Automatisierung weniger fürchten. Auch wer ein höheres Einkommen bezieht, will sich eher nicht auf der Verliererseite sehen.

Gleichwohl gehen die Menschen in der Tendenz davon aus, dass Roboter und Computer zunehmend in der Lage sein werden, das, was Menschen jetzt verrichten (müssen), ebenso gut ausführen zu können. Die Folgen wurden allerdings nicht einmal angetippt, also etwa, ob ausreichend neue Arbeit entstehen wird, ob die Arbeitslosigkeit wächst, ob die (Lohn)Arbeitsgesellschaft sich umstrukturieren muss, ob oder welche menschliche Arbeit dadurch höher oder niedriger bewertet wird, wie es als Mensch sein wird, von einer intelligenten Maschine als Boss Anweisungen zu erhalten und überwacht zu werden oder in Konkurrenz zu intelligenten Maschinen zu stehen.