Präzisionsbomben und -raketen werden knapp

Hellfire-Raketen, teuer und viel gebraucht. Bild: Kuba Bożanowski/CC-BY-SA-2.0

In den Antiterror-Kriegen in Syrien, im Irak oder im Jemen wird täglich bombardiert, was Rüstungskonzernen wie Lockheed Martin, Hersteller der gefragten Hellfire-Raketen, zugutekommt

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Die Antiterror-Kriege in Syrien und im Irak, im Jemen und vielleicht bald in Libyen kosten nicht nur Menschenleben, sondern sie kommen auch teuer. Allein die USA geben nach offiziellen Angaben im Durchschnitt täglich nur in Syrien und im Irak 11,5 Millionen US-Dollar aus (seit September 2014 sind es durchschnittlich 12 Millionen).

Wenig verwunderlich verbraucht die Luftwaffe für die täglichen Einsatzflüge (OPTEMPO - Operations Tempo) anteilsmäßig mit 5,8 Millionen und mit 8,4 Millionen für alle Ausgaben am meisten. Für Aufklärung werden nach den Angaben täglich hingegen nur 100.000 US-Dollar ausgegeben. Der zweitgrößte Posten ist die Munition. Täglich werden danach 2,9 Millionen US-Dollar in die Raketen und Bomben investiert, einschließlich Ende Januar 2016 summiert sich das auf fast 1,5 Milliarden für insgesamt fast 8.400 Kampfeinsätzen der US-Luftwaffe und fast 40.000 eingesetzten Präzisionsbomben. Damit wurden im Irak und in Syrien angeblich bis 17. März 22.779 "Ziele" von Panzern über Gebäude und Gefechtspositionen bis hin zur "Ölinfrastruktur" beschädigt oder zerstört.

Kriege sind für die Rüstungsindustrie gute Zeiten. Sie liefern die "Produkte", die dafür sorgen, dass nach dem Krieg andere Branchen am Wiederaufbau der zerstörten Gebäude und Infrastruktur verdienen, sofern die Menschen wieder in die Städte zurückkehren, die wie kürzlich Ramadi oder Sindschar (Fotos mehr oder weniger mit Artillerie und Luftangriffen plattgemacht und vom IS mit Sprengbomben verwüstet wurden. In Sindschar wurden von 8000 Gebäuden 5000 zerstört. Nach einem Bericht von Anfang März sind bislang gerade ein paar Dutzend Familien zurückgekehrt. Ramadi, einst eine 500.000-Einwohner-Stadt weist große Zerstörungen auf und ist weitgehend leer. Nach Satellitenbildern stellte die UN fest, dass fast 6000 Gebäude beschädigt sind, 2000 sind ganz zerstört. Fast die gesamte Infrastruktur und praktisch alle Brücken sind ebenfalls zerstört.

Der saudischen Luftwaffe, die seit Monaten Jemen bombardiert und dabei immer wieder Zivilisten tötet und zivile Gebäude und Infrastruktur zerstört, geht die Munition aus. Im Gegensatz zur lauten Kritik an den russischen Luftangriffen auf angeblich zivile Ziele ist gegenüber Saudi-Arabien kaum etwas an Einsprüchen zu hören. Ende letzten Jahres wurden von Saudi-Arabien, weil die Munition ausgeht, schon mal 10.000 Bomben im Wert von fast 1,3 Milliarden US-Dollar gekauft.

Auch dem Pentagon und Alliiertenstaaten, die mitbomben, geht die Munition aus. Der Rüstungskonzern Lockheed Martin, Hersteller vieler Präzisionsbomben, baut Produktionsfabriken aus, um die wachsende Nachfrage bedienen zu können. Man geht davon aus, dass die Antiterror-Kriege sich noch Jahre hinziehen werden, weswegen ein Ausbau der Produktionskapazitäten lukrativ ist. Knapp scheinen vor allem die Hellfire-Raketen zu sein, die das Pentagon vor allem für Predator- und Reapter-Kampfdrohnen verwendet, aber auch für Hubschrauber und andere Kampfflugzeuge.

Schon letztes Jahr erhielt der Rüstungskonzern 18 Millionen US-Dollar vom Pentagon, um die Herstellungskapazitäten von monatlich 500 auf 650 Hellfire-II-Raketen zu erhöhen. Die Produktionskapazität für die lasergesteuerten Paveway-II-Bomben wurde gar vervierfacht.

Eine AGM-114 Hellfire-Rakete soll um die 100.000 US-Dollar kosten. Das Pentagon hat 2015 für 1.729 Stück im Haushalt mehr als 200 Millionen US-Dollar bereitgestellt, 2016 sollen 5.950 Raketen gekauft werden, man will dafür über 700 Millionen US-Dollar bereitstellen. Gekauft werden die Raketen in größerer Zahl auch von Saudi-Arabien, dem Libanon, vom Irak, Ägypten oder von Großbritannien und Frankreich.