Intelligente Erde

Intel und MyOmega haben ein System entwickelt, bei dem der Boden Bauern informiert, wenn er etwas braucht

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Der amerikanische IT-Konzern Intel und das Nürnberger Unternehmen MyOmega haben auf der Cebit in Hannover das Projekt TracoVino vorgestellt - ein auf der IoT-Plattform My NeXt Generation (MYNXG) basierendes System, bei dem Internet-of-Things-Technik landwirtschaftlich genutzt wird.

Der erste Praxistesteinsatz begann im letzten Jahr auf einem Weingut im rheinländischen Piesport bei Bernkastel. Dort befinden sich solarbetriebene Sensoren auf und in der Erde, die unter anderem Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur, Bodenfeuchte, Blattfeuchte Bodentemperatur, Sonneneinstrahlung, Lichtstärke sowie PH- und Nährstoffwerte messen und an ein Analyseprogramm auf dem Tablet des Winzers weiterleiten.

Dieses Programm errechnet aus den Messdaten Hinweise, was der Winzer tun sollte, um Ernte und Weinqualität zu optimieren - zum Beispiel die Rebstöcke beschneiden, düngen oder Schädlinge bekämpfen. Weil dadurch potenziell weniger präventiv gedüngt und gespritzt wird, soll TracoVino sowohl die Produktionskosten senken als auch zum Umweltschutz beitragen. Außerdem erlaubt es Landwirten, öfter zu verreisen und ihre Produkte auf Messen vorzustellen, weil sie notwendige Arbeiten mit Tablet und Telefon ausmachen und anordnen könnten. Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sagte der Winzer, bislang sei er mit dem System recht zufrieden. Ob er es auch auf anderen Flächen einsetzt, hänge vom Preis ab, der bislang noch nicht feststeht.

TracoVino-Werbevideo

Richtig interessant wird der IoT-Einsatz in der Landwirtschaft dann, wenn die Messdaten nicht nur zu Handlungstipps verarbeitet werden, sondern wenn autonom agierende Geräte die anstehenden Aufgaben gleich selbständig übernehmen. An solchen Geräten arbeiten derzeit mehrere Firmen, darunter die Bosch-Tochter Deepfield Robotics, auf der Landtechnik-Messe Agritechnica im letzten Jahr gemeinsam mit der Hochschule Osnabrück und dem Hasberger Landmaschinenhersteller Amazone ein Gerät vostellte, das den Einsatz von Herbiziden überflüssig machen könnte:

Agrarroboter

Den Autonomen Agrarroboter Bonirob, der mit RTK-DGPS-Technik, Laserscannern, Lichtgittern, optischen 3D-Kameras und Mehrbereichsspektralsystemen Unkräuter erkennt und mit Bolzen in den Boden drückt, während er die jeweiligen Nutzpflanzen daneben verschont. Dabei muss der von einem 20-köpfigen Team um den Hannoveraner Honorarprofessor Amos Albert entwickelte Roboter nicht von menschlichen Arbeitskräften betreut werden - er sucht sich seine Spuren mit Hilfe von GPS und Sensoren selbständig (vgl. Autonomer Jäteroboter könnte Herbizide überflüssig machen).

Das kann auch der von der britischen Firma Garford entwickelte Robocrop, der schon länger im Praxiseinsatz ist. Seine Hochgeschwindigkeitshacke wird mit Anweisungen gefüttert, die ein Anbaupflanzen-Bildverarbeitungssystem aus 30 Kamerabildern pro Sekunde errechnet. Der Hersteller lobt diesen Agrarroboter, der mit einer Geschwindigkeit von 12 Stundenkilometern jätet, vor allem wegen seiner sehr Genauigkeit von 10 bis 15 Millimetern und einer Reihenverfolgung, die auch den Einsatz zwischen schmalen Getreidereihen und mehrfachen Reihen wie beispielsweise im Karottenanbau möglich machen soll.

2016 will die vom ETH-Ingenieur Steve Tanner und seinem Kompagnon Aurélien Demaurex gegründete Start-Up-Firma ecoRobotix aus dem westschweizerischen Yverdon-les-Bains einen weiteren autonomen Jätroboter auf den Markt bringen, der lediglich 100 Killogramm wiegen, 15.000 Franken kosten und mit der Energie aus zwei Solarpanels laufen soll.

Das gut zwei Meter breite und 14 Stundenkilometer schnelle und bis auf einen Zentimeter präzise Gerät findet seinen Weg mit einem GPS-Signal und besprüht via Kamera und Software erkanntes Unkraut mit einem Herbizid. Weil dieses Unkrautvernichtungsmittel so punktgenau eingesetzt wird, kommt ein Landwirt angeblich mit einem Zwanzigstel der herkömmlichen Menge aus und kann so die Anschaffungskosten wieder hereinwirtschaften. Für reine Bio-Bauern ist auch eine Fräse vorgesehen. Getestet wurde der schweizerische Roboter vor allem im Zuckerrübenanbau, die Entwickler hoffen aber auch auf einen Verkauf an Gemüsebauern.

Problem Politik

Voraussetzung für den Erfolg solcher Entwicklungen ist, dass die Politik diese Fortschritte nicht bremst oder verhindert: Aber in einem Land, in dem man selbst gegen Stromleitungen demonstriert, haben bezahlte Bedenkenträger in Medien und Parteien selbstverständlich auch an Agrarrobotern etwas auszusetzen, obwohl sie dafür schon sehr ins Unscharfe gehen müssen, wie etwa Martin Häusling, der Agrarexperte der Grünen im Europaparlament: Er kritisiert, ein "Agrarsystem", in dem sich Agrarroboter "rechnen", sei "schlichtweg nicht nachhaltig" und bemängelt, die "Beobachtung des Pflanzenzustands von einer Maschine erledigen zu lassen, förder[e] nicht unbedingt den bewussten und nachhaltigen Umgang mit dem Agrarökosystem durch den Landwirt selbst".

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