Generalbundesanwalt soll wegen MH17 ermitteln

Die Räume des Privatermittlers Resch, der 47 Millionen Euro für Informationen über MH17 ausgelobt hatte, sollen wegen Ermittlungen gegen Unbekannt aufgrund des Verdachts auf Kriegsverbrechen durchsucht worden sein

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Deutschlandweit bekannt wurde der Privatermittler Josef Resch von der Wirtschaftsfahndung Wifka, als er 30 Millionen Euro Preisgeld für Informationen anbot, mit denen sich die für den Abschuss der MH-17 über der Ostukraine Verantwortlichen ermitteln lassen, zusätzliche 17 Millionen gab es für Hinweise auf Vertuschungen durch Staaten ("Wir trampeln da einigen Mächten gehörig auf den Füßen herum").

Angeblich hat Resch, der "Kopfgeldjäger aus Kreuth", die Informationen erhalten und das Geld ausgezahlt, es seien "stichhaltige Beweismittel und Informationen" eingegangen, das Geld stehe nicht mehr zur Verfügung, sagte er im Juni 2015. Er selbst kenne weder die Auftraggeber, noch habe er Kenntnis, wer die Täter waren. Er habe nur vermittelt und einen Hinweis erfahren, wer etwas vertuscht. Und selbst wenn er mehr wüsste, sei er zum Schweigen verpflichtet. Seitdem hat man nichts mehr gehört. Gerätselt wurde, ob die Auftraggeber tatsächlich an der Aufklärung interessiert waren oder eher an der Verschleierung.

Bild: DSB

Nach Angaben des stern habe er Redakteuren von seiner Bank Buchungsbelege vorlegen lassen, die beweisen sollen, dass er für den Auftrag Provisionen in fünf- bzw. sechsstelliger Höhe als Vorauszahlung bekommen habe. Beim stern war man nicht wirklich überzeugt. Gegenüber dem stern machte er in einem Interview, das am 6. März erschienen ist, die dunkle Andeutung: "Es würde vielleicht noch viel mehr Leid entstehen, wenn die Menschen wüssten, was passiert ist. Da bin ich mir ziemlich sicher. Und auch, dass intern schon sehr viel mehr bekannt ist als in der Öffentlichkeit." Und er fügte hinzu, "einige Regierungen" hätten Probleme, wenn mehr bekannt würde. Das würde allerdings darauf hinweisen, dass es sich vermutlich nicht um Russland und die Separatisten handelt.

Nach dem technischen Abschlussbericht des Dutch Safety Board (DSB) wurde MH17 von einer Buk-Rakete abgeschossen (Nach dem niederländischen Abschlussbericht wurde MH17 mit einer 9M38M1-Buk-Rakete abgeschossen): Die Ermittlung der Täter war nicht Aufgabe der Untersuchung, sondern die des Gemeinsame Ermittlerteams (JIT). Wann dieses zu einem Ergebnis kommt, ist noch unbekannt.

Resch hat nun das biographisch gehaltene Buch über seine "spektakulärsten" Fälle vorgelegt, darin geht es auch um den Fall MH17: "Gefahr ist mein Beruf: MH17, Pablo Escobar, Florian Homm - Deutschlands erfahrenster Privatermittler packt aus." Aber wenn der Bericht in der Zeitschrift Capital stimmt, die einen guten Kanal zu Resch zu haben scheint, dann ist auch der Generalbundesanwalt daran interessiert, dass Resch nun mehr auspackt, als es in dem Buch geschehen ist. Am 15. März sollen "elf teils schwer bewaffnete Beamte die Wohn- und Geschäftsräume von Resch in Lübeck" durchsucht haben.

"Sicherstellung von schriftlichen Unterlagen und Notizen mit Bezug zu dem Absturz"

Nach dem Beschluss der Ermittlungsrichter, der Capital vorliegen soll, wird gegen Unbekannt wegen des Verdachts eines Kriegsverbrechens ermittelt. Dabei geht es um MH17. Der Zweck der Hausdurchsuchung sei nämlich "die 'Sicherstellung von schriftlichen Unterlagen und Notizen mit Bezug zu dem Absturz', von Notiz- und Adressbücher mit 'Eintragungen zu möglichen Kontaktpersonen, die weitere Auskünfte über den Abschuss geben können, vorzugsweise solchen aus der Ukraine oder aus der Russischen Föderation' sowie von Datenträgern und Computern", so Capital. Vermutet wird offenbar, dass trotz der Erklärungen von Resch bei ihm "Unterlagen, Dokumente, Adressen oder Dateien" auffinden lassen, "die für die Wahrheitsfindung von erheblicher Bedeutung sind".

Ist das alles eine Werbemaßnahme für das Buch? Interessant wäre, aus welchem Grund die Generalbundesanwaltschaft nun Ermittlungen im Fall MH17 aufgenommen hat? Aus eigenen Erkenntnissen, aufgrund von Hinweisen, die Resch in Interviews und im Buch gegeben hat? Oder in Amtshilfe für eine andere Seite? Beispielsweise für das Gemeinsame Ermittlerteam? Resch soll sich während der Razzia in Bayern aufgehalten haben und sagte Capital: "Wenn der Generalbundesanwalt glaubt, bei mir Beweise zu dem Abschuss zu finden, dann traut er anscheinend den Erkenntnissen des Bundesnachrichtendiensts nicht. Oder aber er befürchtet, unser Informant stammt aus dem Umfeld des BND. Und sollte bei der Razzia überführt werden."

Auch das wäre natürlich eine Möglichkeit. Nach dem BND habe die Ukraine auch über Buk-Systeme in der Nähe des Absturzortes verfügt. Die Separatisten hätten zumindest eines erbeutet, was diese auch selbst sagten, während man dies in Kiew abstritt (Ukraine weist BND-Version zum Abschuss von MH17 zurück). Mit einem solchen erbeuteten Buk-System sei dann die MH17 abgeschossen worden. Nach der SZ habe der BND aber dann erklärt, dass die Buk-Rakete doch aus Russland stamme.

In den Niederlanden ist MH17 weiter Thema. Dort wird auch auf dem Hintergrund über das Assoziierungsabkommen der EU mit der Ukraine in einem Volksentscheid abgestimmt (Niederländer könnten gegen EU-Abkommen mit Ukraine stimmen). Im Parlament kritisiert die Opposition, auch von rechter Seite, die angeblichen Verschleierungsbemühungen. Verdacht erregt, dass Dokumente geheim gehalten werden, aber auch, dass die Ukraine Primärradardaten nicht herausgeben will bzw. sagt, man habe diese nicht, weil Radarstationen ausgefallen seien (Der Fall MH17 köchelt weiter).

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