Werbekampagne für "Ungesundes": Foodwatch wirft DFB und Nationalspieler Doppelmoral vor

Foodwatch fordert in einer Kampagne zum Protest auf: "Kein Kindermarketing für Ungesundes mit unserer Nationalelf! Bild: foodwatch

Der DFB sieht in Produkten von Coca-Cola und McDonald's kein Problem, für Übergewicht bei Kindern sei "nicht die Bevorzugung von süßen oder salzigen Lebensmitteln und Getränken" verantwortlich

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Kräftig werben während der EM in Frankreich der Deutsche Fußball-Bund und die Nationalspieler für die Produkte der Sponsoren Coca-Cola, Ferrero und McDonald's. Wie die Verbraucherorganisation foodwatch jetzt berichtet, lassen oder müssen sich die Spieler zwar für die Werbung einspannen, aber würden weder "Spieler noch der Koch der Nationalmannschaft" den Verzehr der beworbenen Produkte empfehlen.

An André Schürrle wird die "Doppelmoral" der DFB-Nationalspieler festgemacht. Er habe kürzlich in Evian erklärt, für die Nationalmannschaft gebe es "keine Chips und keine Cola", sondern "eher gesunde Sachen". Coca-Cola wirbt mit dem Gesicht von Schürrle wie mit den Gesichtern der anderen Nationalspieler auf den Dosen (Werbekampagne von Coca-Cola). Und der Koch der Nationalmannschaft, Holger Stromberg, habe gegenüber foodwatch gesagt, er biete "überwiegend stilles Wasser und Tee" an, nur gelegentlich mal "selbst gemachte Limonade".

Foodwatch fordert in einer Kampagne zum Protest auf: "Kein Kindermarketing für Ungesundes mit unserer Nationalelf! Bild: foodwatch

Oliver Huizinga, foodwatch-Experte für Lebensmittelmarketing, kritisiert scharf: "Dem DFB ist der Profit wichtiger als das Gemeinwohl. Die deutschen Nationalspieler müssen für zuckrige Cola werben, obwohl sie selbst von dem Verzehr abraten." Nach foodwatch wird der DFB mit der Coca-Cola-Werbekampagne, die als "verantwortungsloses Kindermarketing" bezeichnet wird, zum "Diabetes Förder-Bund". Coca-Cola ist "Premium-Partner" des DFB.

Neben foodwatch haben auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) den DFB in der letzten Woche aufgefordert, die Werbeverträge zu kündigen. Ein Übermaß an süßen und fettigen Lebensmitteln und Getränken sei für die Zunahme von Übergewicht bei Kindern verantwortlich, so der der Präsident des BVKJ, Thomas Fischbach. Das sei "keine Nachwuchsförderung, sondern Nachwuchsschädigung", sagte er. Die Verbände weisen darauf hin, dass der DFB mit den Werbeverträgen gegen seine Satzung verstoße, wo die "Förderung gesunder Ernährung" als Verbandsziel genannt wird. Werbung mit "Sportidolen", so foodwatch, sollte nur für "gesunde Lebensmittel" gemacht werden.

In der Antwort auf das Anschrreiben von foodwatch schrieb der DFB, er benötige "die wirtschaftliche Unterstützung seiner Sponsoren und Partner". Die Unternehmen würden keinen Einfluss auf den DFB nehmen, dem DFB stehe es daher auch nicht zu, "diese zu kommentieren". Man sei sich der "Vorbildfunktion" für Kinder bewusst und betont, dass es aus nicht näher benannten "aktuellen Untersuchungen" hervorgehe, dass ein "kontrollierter und bewusster Konsum von Produkten bspw. aus Quick Service Betrieben nicht zu adipösen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen führt".

Adipöse Krankheitsbilder müssten "nach dem heutigen Stand der Ernährungswissenschaft" auf "multikausale Ursachen" zurückgeführt werden, McDonald's und Coca-Cola stellen mithin keine Gefährdung dar, sie engagieren sich vielmehr nach Ansicht des DFB "in karitativen Projekten sowie breitensportlichen Initiativen um Aufklärung zum Thema Ernährung und Bewegung". Übergewicht sei "kein branchenspezifisches Thema der Fastfood-/Softdrink-Industrie". Für die Zunahme seien mangelnde Bewegung, genetische Veranlagung sowie sozioökonomische Faktoren ursächlich, aber "nicht die Bevorzugung von süßen oder salzigen Lebensmitteln und Getränken".

Mit solcher Argumentation kann man alles weißwaschen. Gibt es noch weitere Ursachen, darf man die eine nicht isolieren, so die Rhetorik, weswegen alles in Ordnung ist. Zuckergetränke, so foodwatch, fördern Übergewicht, Fettleibigkeit und Diabetes Typ II. Durchschnittlich würden Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 17 Jahren mehr als zwei Gläser zuckerhaltige Getränke pro Tag konsumieren.