Amerikaner mögen weder Clinton noch Trump

Seltsamer Wahlkampf: Nach Umfragen ist Clinton noch beliebter, Trump wird von 70 Prozent und Clinton von 55 Prozent abgelehnt

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Hillary Clinton hat auch die letzte Vorwahl in Washington gewonnen, Sanders konnte nur 20 Prozent der Stimmen erhalten. Bei einem zweistündigen Treffen mit Sanders war dieser aber noch nicht bereit, sich hinter Clinton zu stellen. Anhänger von Clinton hoffen, dass er dies auf dem Parteitag der Demokraten machen wird. Sanders hingegen dürfte fordern, dass Clinton sich zumindest die Unterstützung durch Veränderung des Wahlprogramms verdienen müsste. Sanders hat allerdings nicht nur viele Kleinspender, sondern große Unterstützung bei jungen Amerikanern und Unabhängigen. Eine Möglichkeit wäre daher auch, dass Sanders als unabhängiger Kandidat gegen Trump und Clinton antritt.

Nach einer aktuellen Umfrage von Washington Post-ABC News wären seine Chancen vielleicht gar nicht einmal so schlecht. Sowohl Trump als auch Clinton sind bei den Wählern nicht sonderlich beliebt. Die Beliebtheitswerte für beide sind die schlechtesten für Präsidentschaftsbewerber, seit diese Umfrage durchgeführt wurde, also seit 1984. Die Umfrage wurde letzte Woche zwischen Mittwoch und Sonntag durchgeführt. Das Wahlkampfgetöse, das Trump wegen des Terroranschlags in Florida gegen Obama und Clinton begonnen hat (Trump: Ende der politischen Korrektheit), konnte sich also nicht niederschlagen. Man darf davon ausgehen, dass Trumps Zuspitzung auch manche seiner Anhänger abgeschreckt hat, eine Bloomberg-Umfrage legt dies teilweise nahe.

Trump sieht seine Anti-Muslime-Kampagne, mit der für ein vorübergehendes Einreiseverbot für Muslime im Einwanderungsland USA eintritt, bestärkt. Schon die wenigen syrischen Flüchtlinge, die die Obama-Regierung aufnehmen will, sieht er als Trojanisches Pferd: "Sie versklaven Frauen und ermorden Schwule. Ich will sie nicht in unserem Land haben." Während Clinton eine Verschärfung des Waffenrechts fordert, meint Trump, die Menschen müssten sich gegen Angreifer zur Wehr setzen können. Trump wirft Obama und Clinton vor, den Begriff eines "radikalen Islam" als Ursache des Terrors vermeiden zu wollen, die beiden wiederum sagen, Trump würde einer ganzen Religion den Krieg erklären und die Verfassung der USA missachten.

Trump, der sich als Gewinner feiert, wird von 70 Prozent der Befragten abgelehnt, von 56 Prozent sogar stark. Innerhalb eines Monats ist seine Unbeliebtheit um 10 Prozent gewachsen, jetzt liegt sie wieder so hoch wie im Sommer 2015, als er seinen Wahlkampf begonnen hat. Clinton ist zwar beliebter, aber eine Mehrheit von 55 Prozent schätzt auch sie nicht. Mittlerweile hat ihre Unbeliebtheit einen Rekordwert seit 1992 in dieser Umfrage erreicht.

25 Prozent der Anhänger der Demokraten sind mit Clinton nicht zufrieden. Besonders diejenigen, die unter 50 Jahre alt sind, schätzen sie nicht und ziehen eher Sanders vor. Trump lehnen von den Anhängern der Republikanischen Partei sogar 34 Prozent ab. Fast 90 Prozent der Latinos haben eine negative Haltung zu Trump, der die Mauer zu Mexiko dicht machen und alle illegalen Einwanderer abschieben will. Mexiko soll dann auch noch für die Mauer zahlen.

Clinton kommt hingegen vor allem bei den Männern nicht an. 63 mögen sie nicht, bei den weißen Männern sind es sogar 75 Prozent. Da sage noch mal jemand, die weißen Männer seien besonders fortschrittlich, wenn es um Gleichberechtigung geht, was ja gerne von Rechten gesagt wird, die die abendländische Kultur gegen die Muslime verteidigen wollen. Zwar sprechen sich Frauen mit 51 Prozent eher für Clinton aus, aber ein wirkliches Standing hat sie auch hier nicht. 49 Prozent lehnen sie ab.

Der Präsidentenwahlkampf in den USA hat also nichts mehr von einem Aufbruch, den noch Obama 2008 verkörpert hatte, aber nicht einlösen konnte. In seiner Amtszeit wurden die USA politisch zerrissener und extremer, allerdings ist dies auch ein Prozess, der in fast allen europäischen Ländern stattfindet, wo auch Rechte die liberaldemokratische und kosmopolitische Orientierung ins Nationalistische, Autoritäre und Fremdenfeindliche wenden. Aber auch wenn Trump, Le Pen, Wilders oder Petry, Orban oder Kaczyński erfolgreich sind, wirklich bewundert werden sie nicht. Die Menschen scheinen zunehmend den Eindruck zu haben, nur noch zwischen schlechten Alternativen aus dem politischen Parteiensystemen wählen zu können, zumal sich die Menschen zunehmend von den Parteien abwenden. In der Alternativlosigkeit wählt man dann die scheinbar Alternativen, die laut genug sind, ohne wirklich dahinter zu stehen, also vor allem , um Protest anzumelden.

Nach einer aktuellen Bloomberg-Umfrage ist Clinton noch immer bei den Amerikanern deutlich beliebter als Trump. Für Clinton würden 49 Prozent stimmen, für Trump nur 37 Prozent. 55 Prozent sagen, sie würden niemals für Trump stimmen. Allerdings sagten 45 Prozent, sie hätten mehr Vertrauen in Trump, wenn ein ähnlicher Anschlag wie in Florida geschehen sollte, als in Clinton (41%). 50 Prozent sind auch der Meinung, dass Trump besser den Terrorismus in den USA und im Ausland bekämpfen würde als Clinton (45%).