"Es gibt keinen Ort, den Israel nicht erreichen kann"

Israelische Drohnen haben zwei Lastwagenkonvois zerstört, die iranische Raketen für den Gazastreifen transportiert haben sollen

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Letzte Woche war bekannt geworden, dass Israel bereits im Januar im Sudan einen Konvoi von Lastwagen bombardiert haben soll, der angeblich Waffen aus dem Iran in den Gazastreifen bringen sollte. Der Angriff soll nach Ende des Gaza-Kriegs am 27. Januar erfolgt sein, es habe aber noch am 11. Februar einen weiteren Angriff gegeben, überdies soll die israelische Luftwaffe im Roten Meer ein Schiff versenkt haben, das ebenfalls Waffen transportiert haben soll.

Israelische Hermes 450 Drohne. Bild: Elbit

Die Angriffe auf die beiden Lastwagenkonvois in der Wüste nahe der ägyptischen Grenze wurden, wie die Times berichtet, mit Drohnen des Typs Hermes 450 ausgeführt. Möglicherweise war auch eine der großen Eitan-Drohnen beteiligt. Ferngesteuerte Kampfdrohnen werden so zunehmend als Mittel eingesetzt, um militärische Aktionen heimlich in einem Land auszuführen. Wie die USA dies in den pakistanischen Grenzgebieten vorgeführt haben, lässt sich so eine Art stillschweigende Duldung bei der Verletzung der Souveränität eines Landes erzielen, während das Eindringen von bemannten Kampfflugzeugen oder Bodentruppen als wesentlich schwerwiegender empfunden wird. Aus Kreisen des israelischen Militärs, das offizielle die Angriffe nicht bestätigt, heißt es allerdings, Drohnen seien für mobile Ziele besser geeignet. Man könne sie lange und heimlich verfolgen und bei günstiger Gelegenheit zuschlagen, während für große Ziele bemannte Flugzeuge geeigneter seien.

Israel hatte sich bereits mehrmals das "Recht" herausgenommen, Luftangriffe gegen Ziele in anderen Ländern zu fliegen. Bekannt ist die Zerstörung des irakischen Reaktors Osirak, zuletzt wurde eine Anlage in Syrien zerstört, die angeblich einem heimlichen Atomwaffenprogramm gedient habe (Zielte Israels Luftschlag doch gegen syrischen Atomreaktor?). Da es daraufhin doch einigen Wirbel gegeben hat, scheint man in Israel nun auch auf die Kampfdrohnen zu setzen.

Die Konvois hätten Raketen transportiert, mit denen aus dem Gazastreifen auch Tel Aviv oder der israelische Reaktor Dimona, der den Kern des israelischen Atomprogramms dient, hätten erreicht werden können. Alle Fahrzeuge und Raketen seien zerstört, mindestens 50 Schmuggler und iranische Begleiter getötet worden. Aufgespürt worden seien die Konvois vom israelischen Geheimdienst Mossad. Ob die neue US-Regierung den Angriff auf die Konvois im Sudan deckt, ist nicht bekannt. Möglicherweise hat die scheidende Bush-Regierung noch in einer Geheimvereinbarung mit Israel Rückendeckung für Angriffe auf Waffenlieferungen an die Hamas gegeben. Vermutlich werden die Angriffe den Konflikt zwischen arabischen Ländern und dem Westen vertiefen, der mit dem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den sudanesischen Präsidenten al-Bashir aufgebrochen ist (Islamische Staaten gegen den Internationalen Strafgerichtshof).

Die sudanesische Regierung hatte erst die Amerikaner hinter den Angriffen vermutet, Allerdings beanspruchte der scheidende Regierungschef Ehud Olmert letzte Woche indirekt, aber mit drastischen Worten, dass Israel dafür verantwortlich ist. Er erklärte frank und frei, dass Israel überall militärisch eingreift, "wo terroristische Infrastrukturen zerstört werden können". Damit will Olmert auch die Angriffsdrohung auf iranische Atomanlagen aufrechterhalten – gegenüber dem Iran, aber auch gegenüber der Weltöffentlichkeit.

Irgendwelche Bechränkungen für diese präventiven Schläge, für deren Legitimation die Bush-Regierung gesorgt hat, sieht Olmert nicht. Vermutlich dürfte dies bei der neuen Rechtsregierung unter Netanyahu noch viel weniger der Fall sein. "Wir operieren an nahen und entfernten Orten", sagte Olmert, "und greifen so an, dass es die Abschreckung stärkt. Es macht keinen Sinn, dies näher auszuführen. Das kann sich jeder selbst vorstellen. Wer es wissen muss, weiß dies. Und wer es wissen muss, weiß auch, dass es keinen Ort gibt, den Israel nicht erreichen kann. Einen solchen Ort gibt es nicht."