Wo ist die Bank, der man vertrauen kann?

Über Geld spricht man (doch): Wie sieht die Bank der Zukunft aus? - Teil 1

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Folgende einfache Frage kreist seit längerem orientierungslos im Orbit einer durch die Finanzkrise aufgewühlten menschlichen Gefühlswelt: Wie sieht – oder besser wie sähe - die wasserdichte und krisenfeste Bank der Zukunft aus, der Anleger und Kreditnehmer wieder vertrauen können. Die Kernthese lautet: Machtlose Kunden könnten ihre Interessen mit Hilfe von Social Banking bündeln - und zur vierten Säule unseres deutschen Finanzwesens heran reifen.

Vielleicht hätte dieser einfache Satz ja den Nobelpreis für Wirtschaftsökonomie am ehesten verdient. Denn die Quintessenz der derzeitigen Finanzkrise lässt sich auch so zusammen fassen: Es werde höchste Zeit, die Banker für die Allgemeinheit arbeiten zu lassen, erklärte der US-Ökonom James Galbraith kürzlich in einem Interview mit dem Spiegel.

Dass an der Lernfähigkeit der Branche gewisse Zweifel angebracht sind, das lässt sich, abgesehen von jenen Bankangestellten, die sich derzeit entnervt auf die Couch des Psychotherapeuten legen, auch daran ablesen -, dass die Finanzindustrie munter weiter ihre Spielchen spielt. Nämlich Produkte mit nicht einlösbaren Renditeversprechen zu bewerben.

Dem akrobatischen verbalen Drahtseilakt der Werbe- und Marketingstrategen sind kaum Grenzen gesetzt. Wie wäre es mit einem renditeorientierten Zertifikat mit eingebautem Sicherheitsfallschirm? Oder der Beteiligung an einem Büroturm in den malerischen Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Laufzeit beträgt vier Jahre, mit einer festen jährlichen Auszahlung von 10,4 Prozent. Sie glauben nicht daran?

Dann gehören sie möglicherweise zu jenem erlauchten Leserkreis, die sogleich einwenden, man solle doch alle Geldinstitute gleich welcher Art, Form und Farbe sofort abschaffen. Ich gebe zu, diese populistische Idee hat ihren Charme, löst aber keineswegs die Zukunftsfragen der Menschheit. Deshalb fragen wir mal konstruktiv: Wie weit ist die Branche von einem tauglichen Zukunftsmodell weg - und was müsste sich tun, um dahin zu kommen?

So wie bisher nach dem Motto „Business as usual“- die Show muss weiter gehen – kann es eigentlich kaum weiter geben. Eigentlich, tut es aber doch. Selbst Bundespräsident Horst Köhler, zu seiner Zeit beim Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht gerade ein Hort für linksradikale Überzeugungen, geißelte in seiner Berliner Rede die Bankmanager ungewöhnlich scharf.

Wo ist denn die Bank, der ich vertrauen kann?

Die Bankmanager hätten die Krise zu einem großen Teil durch ihr Fehlverhalten mitverantwortet, verlangte das Staatsoberhaupt nach einem Geist der Buße. Die „Maximierung der Rendite“ sei im Vordergrund gestanden, und der „Respekt vor den Sparern“ inklusive eines gewissen Schamverhaltens, was erlaubt sei und was nicht, sei in der Branche verloren gegangen.

Dass der Begriff „Kundenfreundlichkeit“ auch zwei Jahre nach Beginn der Finanzkrise immer noch extrem dehnbar ist, dazu sogleich ein ganz praktisches Beispiel, das auch jene Mitmenschen interessieren dürfte, die sich gerade um den Werterhalt oder kleine Zuwächse in ihrem Geldportemonnaie abmühen..

Viele Anleger haben sich aus verständlichen Gründen in vermeintlich sichere Buchten geflüchtet, wie Immobilien, Gold, Bausparverträge, Tagesgeld oder Festzinsanlagen. Was die Verwaltung klassischer Sparguthaben angeht, haben von der allgemeinen Ratlosigkeit bei dem in Deutschland auf drei Säulen aufgebauten Bankwesen seit Jahresbeginn vor allem die öffentlich-rechtlichen Institute profitiert, insbesondere die Sparkassen.

Kennzeichnend für das deutsche System ist die strikte Trennung in ein „Drei-Säulen-Modell“, das aus Genossenschaftsbanken (Kreditgenossenschaften und genossenschaftliche Zentralbanken), öffentlich-rechtliche Instituten (Sparkassen und Landesbanken) und den Privatbanken besteht.

Nun bringt es die Leser auch nicht viel weiter, ernsthaft die Empfehlung auszusprechen, das mühsam erarbeitete kleine Vermögen nur unters Kopfkissen zu legen, wo dessen Wert jeden Tag ein bisschen zusammen schmilzt. Wie groß die aktuelle Verunsicherung der Anleger ist, zeigt auch die Tatsache, dass neben den Sparkassen ironischerweise gerade die Autobanken seit Jahresbeginn einen Run verzeichnen.

Attraktive Guthabenzinsen bei der Volkswagen Bank oder der Mercedes-Benz Bank haben die Anleger sogar in Scharen angelockt. Doch die Autobanken haben die Verzinsung der Guthaben – natürlich auch aufgrund der von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesenkten Leitzinsen - bereits wieder deutlich abgesenkt.

Ohnehin geht es derzeit nur vordergründig um steigende oder sinkende Guthabenzinsen. Es dreht sich alles um die Schlüsselkriterien „Vertrauen und Transparenz“. Denn die Anleger suchen nach einer verlässlichen Alternative, angesichts einer Industrie, die sich noch immer sträubt, die Basislektionen nach dem drohenden Finanzkollaps konsequent zur Kenntnis zu nehmen. Nimmt die Branche den Kunden tatsächlich ernst, oder ist die Sparte Private Banking eine immer wieder aufs Neue zu melkende „Cash Cow“?

Auch Autobanken pokern elegant mit der Glaubwürdigkeit

Nachfolgend nun eine schriftliche Korrespondenz des Autors (Stand: 24. März 2009), die vielleicht den einen oder anderen betroffenen Kunden interessieren wird, der derzeit darauf wartet, dass sein schon seit längerem eingereichter Konteneröffnungsantrag bei der Mercedes-Benz Bank aus dem Januar oder Februar endlich bearbeitet wird. Nicht wenige potentielle Klienten sorgen sich nämlich darum, ab welchem Anlagezeitpunkt das Geld produktiv angelegt wird.

Eine Vorbemerkung dazu: Bei jeder Bank gibt es Verhandlungsspielräume, so auch bei der Mercedes-Benz Bank mit Blick auf den Anlagezeitpunkt, zu dem der Geldbetrag nach mehrwöchiger Wartezeit verzinst wird. Sprich, wenn sich der Anleger nicht rührt, geht der „hohe Bearbeitungsstau“ bei der Bank praktisch komplett zu seinen Lasten.

Nur wer moniert, erhält einen Ausgleich, was den Charme von einem virtuellen Zusammenschluss der Kunden – und zwar auch bezogen auf die gebündelte Wahrnehmung der Interessen gegenüber einem einzelnen Geldinstitut - erneut deutlich macht. Hier nun die Fragen des Autors und die Antworten der Mercedes-Benz Bank:

Gelder, die bereits abgebucht worden sind von den Kundenkonten, und damit eingegangen sind auf dem Tagesgeldkonto der MB-Bank, werden nicht sofort entsprechend der vertraglichen Vereinbarung, auf ein Jahr oder zwei Jahre angelegt. Davon hätte nur die Bank etwas, wenn sie den Prozess verzögert, obwohl ja der Auftrag schon Wochen zurück liegt. Wie stellt sich die MB-Bank dazu?

Mercedes-Benz Bank: Die Mercedes-Benz Bank garantiert, dass Kundengelder schnellstmöglich dem Kundenwunsch entsprechend angelegt werden. Wird der vom Kunden gewünschte Anlagebetrag per Lastschrift vom Kundenkonto bei der Hausbank eingezogen, erfolgt die Gutschrift auf dem Tagesgeldkonto mit Wertstellung "Buchungsdatum + 1 Bankarbeitstag". Dies ist unter Banken absolut üblich.

Liegt zwischen Buchungstag und dem nächsten Bankarbeitstag ein Feiertag oder ein Wochenende verzögert sich die valutarische Gutschrift auf dem Tagesgeldkonto entsprechend, da auch die Mercedes-Benz Bank nur Gelder den Kundenkonten gutschreiben kann, die Sie über den Zahlungsverkehr auch erhält. Bei einer Festgeldanlage dient das Mercedes-Benz Bank Tagesgeldkonto immer als Verrechnungskonto. Sobald das Geld bei der Mercedes-Benz Bank eingegangen ist, wird der Anlagebetrag unverzüglich auf dem Tagesgeldkonto verzinst und von dort schnellstmöglich in die gewünschte Festgeldanlage verbucht.

Legt die MB-Bank das Geld nach dem Datum Auftragseingang an, oder erst mit Stichdatum des Zahlungseingangs? In letzterem Fall hätte wiederum nur die Bank den Gewinn davon, das macht bei rund sechs Wochen Bearbeitungszeit und einem Betrag von rund 100.000 Euro aus Kundensicht bereits einen Zinsverlust von rund 1.000 Euro aus - da das Geld ja auf dem Konto abrufbar bereit gehalten werden muss, der Kunde jedoch nicht weiß, wann die Abbuchung tatsächlich erfolgt. Wie stellt sich die MB-Bank dazu?

Mercedes-Benz Bank: Das Geld wird ab Zahlungseingang verzinst. Auf Verzögerungen bei der Kontoeröffnung wegen des immensen Kundenandrangs auf unsere attraktiven Zinsen haben wir unsere Kunden in den vergangenen Wochen stets hingewiesen. Zufriedene Kunden sind uns sehr wichtig. Deshalb prüfen wir bei Beanstandungen jeden Einzelfall und versuchen, eine für den Kunden zufrieden stellende Lösung zu finden. Die Mercedes-Benz Bank hat keinen Gewinn daraus, dass das Geld länger bereit gehalten wird.

Welche Argumente können Sie vorbringen, die die völlige Vertrauenswürdigkeit und Transparenz der Geldanlagepolitik seitens der MB-Bank sicherstellt (möglichst valide und nachprüfbare Fakten)?

Mercedes-Benz Bank: Die Mercedes-Benz Bank wird wie alle deutschen Banken ständig von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beaufsichtigt. Die Mercedes-Benz Bank ist wirtschaftlich kerngesund und steht mit einem soliden Geschäftsmodell auf stabilen Beinen. Das haben die guten Geschäftszahlen des vergangenen Jahres mit Rekordwerten bei allen wichtigen Kennzahlen gezeigt. (Pressinfo) Als Mitglied im Bundesverband deutscher Banken und in dessen Einlagensicherungsfonds kann die Mercedes-Benz Bank ihren Kunden hohe Sicherheit bieten. So sind innerhalb des Einlagensicherungsfonds die Kundeneinlagen aller Geldanlageprodukte der Mercedes-Benz Bank, derzeit mit rund 280 Millionen Euro abgesichert. Nicht zuletzt zeigt auch der immense Kundenandrang der vergangenen Wochen, dass die Mercedes-Benz Bank von Kunden als zuverlässiger und stabiler Partner für sichere Geldanlage gesehen wird. Das Einlagevolumen stieg seit Jahresbeginn um fast 70 Prozent auf über 10 Milliarden Euro.

Soweit der dokumentierte Briefverkehr zwischen dem Autor und der Mercedes-Benz Bank, aus dem jeder betroffene Kunde selbst die passenden Schlussfolgerungen ziehen kann. Nur wer sich regt, gewinnt (mehr) bares Geld.

Kunden sollten individuelle Interessengemeinschaften gründen

Zurück zur Kernbotschaft: Die Kunden sollten sich (nicht nur) im Web zusammen tun. Denn da der einzelne Klient niemals auf Augenhöhe verhandeln kann, verschafft nur die gebündelte Ansprache mehr Gehör. So könnten alle von einer verzögerten Zahlungsbearbeitung bei der Autobank betroffenen Anleger etwa eine virtuelle Gewerkschaft, pardon Interessengemeinschaft, gründen, die das Vorgehen koordiniert.

Und zwar mit dem Ziel, statt ein paar Euro Guthabenzinsen für wenige, für die ganze Summe der Anleger insgesamt ein besseres Ergebnis zu erreichen. Sicherlich – auch Interessenverbände haben ihre Grenzen. Doch die Kunden haben, dem einfachen Prinzip „Gemeinsam sind wir stärker“ folgend, durchaus die Möglichkeit, die über der Realwirtschaft thronenden Entscheider in den glatt ziselierten marmornen Chefetagen zu der einen oder anderen Kurskorrektur zu zwingen.

Mehr noch: Die Interessengemeinschaft würde nicht nur als Gegenpol die Bank in ihrem Geschäftsgebaren fortlaufend kontrollieren. Die Community könnte ganze Geschäftsmodelle torpedieren oder neue hervorbringen. Sie könnte dazu beitragen, einen veränderten Blickwinkel auf „systemrelevante Marktmechanismen“ zu erhalten. Und die Geldinstitute könnten sich das eine oder andere elegante Spielchen, mit dem sie glauben immer wieder durchzukommen, nicht mehr so ohne weiteres erlauben.

Zum Beispiel, indem Banker den Begriff „Customer Relationship Management“ – die Gestaltung der Kundenbeziehung – nicht nur allzu einseitig auf die Erfüllung der eigenen Renditeziele auslegen. Sprich: Social Banking, nicht nur im engen Sinne von ethischem Banking definiert, sondern als gemeinsames Handeln, könnte eine gewisse Hebelwirkung zur Verhaltensänderung in der Bankenszene entfalten.

Was ist mit den Banken passiert?

Noch einmal zurück zu den Ursachen und zum Verlauf der Finanzkrise. Darüber ist schon vieles geschrieben und noch zu wenig gehandelt worden. Machen wir es deshalb bündig. Man kann es auch mit einfachen Worten ausdrücken: Banken sind derzeit nicht (mehr) die verlässlichen Sachwalter der Kundengelder.

Sie sind auch nicht die aktiven Mitgestalter der Wirtschaft, indem sie zu transparenten Konditionen Kredite vergeben oder Zinsen an die Sparer weiter reichen. Deshalb eine historische Replik: Waren Banken überhaupt jemals besser als heute? Geld- und Kreditinstitute waren, geschichtlich gesehen, und sind es auch heute noch, ein aktiver Bestandteil des Herrschaftsapparates, und „nur“ zu einem geringeren Teil die dem öffentlichen Interesse verpflichteten Sachwalter des gesamt gesellschaftlichen Vermögens.

Die infolge des Wirtschaftswunders in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der Bundesrepublik Deutschland genährte Illusion bestand darin, dass zwar auch breite Mittelschichten vom Wohlstand profitiert haben. Signifikante Teile der Mittelschichten rücken jedoch immer mehr auf die Verliererseite. Spätestens seit den neunziger Jahren hat sich die „Finanzindustrie“ über die reale Wirtschaft gestellt und eigene Spielregeln definiert, die sich mehr und mehr verselbständigt haben.

Aber tat sie das nicht immer schon? Denn auch das jetzige Szenario ist historisch beileibe kein Einzelfall. In der jüngsten Geschichte kann man etwa Argentinien als Beispiel für eine „Enteignung von Volkskapital breiter Massen“ ansehen, wo während der Staatskrise im Jahr 2002 die Sparer aus der Mittelschicht nahezu ihr gesamtes Vermögen verloren.

Die Schlussfolgerung: Auch die Mittelschicht kann sich nie sicher sein, ob sie noch gebraucht wird. Wohin soll sie auch mit ihrem Geld, sie hat nicht die Möglichkeiten, ihre Interessen auf dem globalen Schachbrett ebenso zu flexibilisieren wie die „Herrscher über die Finanzreiche“. Das eleganteste Modell der „schleichenden Enteignung“ hierzulande wäre nach dem Ende der Wirtschaftskrise eine ungebremste Inflation, gepaart mit einer steigenden Arbeitslosigkeit.

Schließlich verschieben die Mächtigen dieser Welt gerade die Lasten durch immer höhere Staatsgarantien und das Anwerfen der Notenpresse von einem Buchhaltungskonto auf das nächste. In Entwicklungs- oder Schwellenländern hat – wie am Fall Argentinien deutlich wird – der soziale Proteststurm von Kleinsparern keine Wirkung gezeitigt. Die Reichen ziehen ihre Mauern noch ein bisschen höher und der handelnde Staat wird sich wohl kaum auf die Seite der Schwachen stellen.

Die Bad Bank lässt sich somit als Sinnbild ansehen, für eine aus dem Ruder gelaufene Finanzindustrie. Sie stellt auch das klassische deutsche Drei-Säulen-Modell in Frage, das sich durch „ein bisschen mehr Kontrolle“ kaum in dieser Form aufrecht erhalten lassen wird.

Welche Aufgaben haben eigentlich Banken

Was kennzeichnet denn eine Bank? Eine Bank oder ein Kreditinstitut ist ein Unternehmen, das quasi als „Man-in-the-Middle“ „eine „monetäre Problemlösung“ für den Zahlungs- und Kredit- und Kapitalverkehr anbietet. Je nach Typus beschäftigt sich eine Bank mit der Kreditvergabe, der Verwaltung von Spareinlagen, dem Handel mit und der Verwahrung von Wertpapieren oder– im Falle einer Universalbank– mit allem zusammen.

Die Gesamtheit aller Banken sowie die gesetzlichen Regelungen dazu bezeichnet man als Bankwesen. Die Kernkompetenzen einer Bank bestehen also darin, Kredite zu vergeben, Kundeneinlagen zu verwalten und Unternehmen zu finanzieren.

Doch eine Bank ist weit mehr, sie handelt quasi eine „Wette auf die Zukunft“. Banken kaufen und verkaufen „Zahlungsversprechen“, wie es der Wirtschaftssoziologe Dirk Baecker ausdrückt1.

Die Besonderheit dieser Parallelwelt liegt nun darin, dass Banken jedoch als einziger Spieler im wirtschaftlichen Leben in der Lage sind, auch Schulden weiter zu verkaufen. Derzeit ist das „Ersatzteilgeschäft“ mit der Kreditverbriefung praktisch zum Erliegen gekommen. Das virtuelle Kartenhaus ist in sich zusammen gefallen – und keiner weiß, wie das Schwungrad wieder in Gang kommen soll.

Was haben die Banken tatsächlich getan?

Warum die Wahrnehmung dieser Aufgaben nicht mehr klappt, ist hinlänglich bekannt. Dies lässt sich mit einfachen Worten so ausdrücken: Banken haben ihre Kunden schlecht beraten und nur sich selbst gut verkauft. Der Schweizer Privatbankier Eric Syz sagt, Profit allein könne für einen Banker noch keine Zielsetzung sein.

Genau das aber ist passiert, die Zielsetzung der Macher hat sich allein auf das kurzfristige Eintreiben von hohen Provisionen beschränkt. Kurzum: Banken haben das klassische Raubrittertum mit Methoden der modernen Kriegsführung kombiniert, um aus Kunden handlungsunfähige Akteure zu machen. Oder ihnen zumindest das Gefühl zu vermitteln, sie müssten um Gehör betteln, obwohl doch die Bringschuld – etwa bei faulen Kreditlinien – auch auf der anderen Seite liegt.

Die zukünftigen Aufgaben der Banken

Neue Beteiligungsmodelle im Chancen und Risikomanagement werden sich künftig mehr Raum verschaffen. In einer neuen Finanzierungsstruktur könnten sich unterschiedliche Teilnehmer an der Wertschöpfungskette rund um ein Produkt oder eine Dienstleistung neu zusammen finden – und die Einflusssphäre der klassischen Bank, sofern es diese überhaupt noch gibt, als zentrale Vermittlungsstelle deutlich minimieren.

Dass die Branche jedoch für den großen Wandel (noch) nicht bereit ist, zeigt sich auch bei Diskussionen unter Insidern. So lud der www.bankingclub.de die Mitarbeiter von Geld- und Kreditinstituten zu einer Podiumsdiskussion unter dem Motto Die Bankenwelt 2.0: Eine Branche verändert sich. Und so nehmen die Insider sich selbst wahr: Die Banken verdienen derzeit praktisch nur mit EZB-Leitzinsen Geld, und hübschen damit ihre jeweilige Gewinn- und Verlustrechnung auf. Die Krise ist längst noch nicht vorbei, da die nächste Welle der Kreditkartenausfälle in den USA noch bevor stehe.

Zur Bewältigung der Krise gäbe es vor allem zwei Stellschrauben für Banken: Die Risikokosten in den Griff zu bekommen sowie die Refinanzierungskosten abzusenken. Rund fünf Prozent des Bankpersonals zu entlassen, bringe ebenso wenig, wie auf mehr statt einer besseren staatlichen Regulierung zu setzen.

Die Banken müssten konservative Verhaltensregeln haben und nur in jene Produkte investieren, die sie auch selbst verstünden, übt sich immerhin Jan Bettink, Vorsitzender des Vorstands bei der Berlin-Hannoverschen Hypothekenbank AG in der Kritik.

Die frühere Berlin Hyp geriet übrigens nur deshalb nicht in den Strudel der Finanzkrise, weil sie nach dem Berliner Bankskandal 2002 keine Möglichkeit hatte, in riskantere Papiere zu investieren.

Nach zwei bis drei ruhigeren Jahren könnte in der Bankenbranche „die Gier erneut das Hirn auffressen“. Passend dazu proklamierte Vorstand Josef Ackermann von der Deutschen Bank erst kürzlich erneut ein Renditeziel von 25 Prozent.

Was erwartet der Kunde von seiner Bank

Eine 25-prozentige Eigenkapitalrendite gelinge jedoch mit solidem konservativem Banking künftig keinem Geldinstitut dieser Welt, ohne erhebliche und teils unkalkulierbare Risiken einzugehen, kritisiert Jan Bettink. Deutliche Worte für eine Branche, die sich sonst nur allzu gerne über die Realwirtschaft stellt und eigene Spielregeln definiert.

Dennoch wird sich künftig wenig ändern. Was der Kunde nämlich von seiner Hausbank erwarte, das sehen die Manager so: Er sei auch weiterhin an Rendite interessiert, sprich die Gier packe auch weiterhin die privaten Anleger. Deshalb setzte sich etwa das Konzept der Umweltbank am Markt nicht durch, weil die Kunden letztlich nach mehr Rendite trachteten.

Die Bank selbst ist wieder einmal fein raus. Sie hätte gar keine Spielräume für mehr Beratung, da der Kunde diese nicht bezahle, so die elegante Argumentation. Dass der Kunde beim Kauf eines Aktienfonds in der Regel hohe Ausgabeaufschläge bezahlt, hinter denen selten eine wirkliche Beratungs- und Betreuungsleistung steht, wollen wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen.

Zusammen gefasst sieht die Bank der Zukunft sich selbst genauso wie die Bank der Vergangenheit. Zukunftsmodelle wie das Social Banking bleiben eine marginale Randnote. „Vertriebsincentives“ – das heißt eine ganzheitliche Beratung sei wirtschaftlich nicht darstellbar. Die Kunden wollen dafür nicht zahlen.

Um verträgliche Margen zu generieren, hilft nach Auffassung von Professor Henrik Schütt, Fachbereichsleiter Banken bei der Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) Berlin, nur eines, nämlich den Wettbewerb zwischen den Banken zu reduzieren. Das jedoch dürfte sich als eine Forderung aus dem Reich der Phantasie erweisen.

Teil 2: Bank überfällt Bürger: Wie nachhaltig ist Social Banking?