Yes, we can

Es wird immer schlimmer

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Die US-Präsidentschaftswahl war zwar schon vor einigen Monaten, aber die auch bei uns ausgebrochene Obamanie geht ungebrochen weiter. Und am aufdringlichsten sind dabei Wortspielereien mit der Parole „Yes, we can!“ Die schlimmsten oder vielleicht auch schönsten sammelt Lukas Heinser, um sie dann auf der Internetseite mit dem trotzigen Titel No, You Can't zu veröffentlichen.

Da wirbt beispielsweise die CDU im Karlsruher Kommunalwahlkampf mit der Parole „Wir können Karlsruhe!“. Anhänger unserer Kanzlerin lassen sich auch nicht lumpen und behaupten auf einem Plakat „Nicht nur Banken - auch das Klima retten! Angie-you-can“. Auch die „Bild“-Zeitung darf natürlich nicht fehlen und schreibt: „Yes, Michelle Obama can Gemüse pflanzen.“ Und weil Obama angeblich ein Musikfan ist, überschreibt Spiegel.de einen Text logischerweise mit „Jazz we can“.

Um die drohende Obamisierung des kommenden Wahlkampfs ein wenig zu veräppeln, fuhr ein Team der NDR-Satiresendung [http://extra3.blog.ndr.de/2009/04/20/liebe-investigativ-experten-von-spiegel-online/ extra3] am vergangenen Wochenende nach Berlin zum SPD-Wahlkampfauftakt, dort stellten sie dann am Ort des Geschehens ein Plakat auf mit dem Porträt Frank-Walter Steinmeiers und der Parole „Yes, he can Kanzler!“. Das war, wie gesagt, satirisch gemeint. Doch viele Medienvertreter nahmen das Plakat bierernst. Es tauchte also, wie man im BILDblog lesen kann, in Zeitungsartikeln und Fernsehberichten auf - unter anderem bei N24:

"Yes, he can Kanzler." Während draußen Unterstützer den Obama-Faktor beschwören, betreten drinnen FW Steinmeier und seine Frau das Podium.

Und selbst der Nachrichtenagentur dpa war es eine kurze Meldung wert:

"Yes, he can Kanzler."
"Ja, er kann Kanzler" - Aufschrift auf SPD-Plakaten zum Wahlkampfauftakt mit Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier am Sonntag in Berlin. Der Spruch ist eine Abwandlung des Wahlkampfmottos "Yes, we can" von US-Präsident Barack Obama.

Was allerdings kaum verwundert. Denn so etwas passiert eben, wenn die Realität die Satire nicht nur einholt, sondern in diesem Fall überholt. Dennoch: we can das bald nicht mehr hören.