Mit französischem Militärgeheimdienst gegen P2P

Sarkozy schießt mit Kanonen auf Spatzen, lässt großen BitTorrent-Tracker schließen und Server beschlagnahmen

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Die französische Polizei hat offenbar in Zusammenarbeit mit dem Militärgeheimdienst zu einem großen Schlag gegen die Piraterie ausgeholt. In Zusammenarbeit mit der "Association de lutte contre le piraterie audiovisuel (ALPA) wurden schon Ende der vergangenen Woche das SnowTigers-Netzwerk abgeklemmt, 21 Server beschlagnahmt und 10 Mitarbeiter des SnowTigers-Teams in Paris und Toulouse verhaftet. Ermittelt wird offenbar gegen Spender unter den 250.000 Mitgliedern.

Der Feldzug gegen die Piraterie hat in Frankreich schon so richtig begonnen, noch bevor die schwedische Piratenpartei ins Straßburger Parlament eingezogen ist. Nachdem es Nicolas Sarkozy in einem langen Hin und Her, gegen großen Widerstand und mit zwei verlorenen Abstimmungen, kürzlich gelungen war, sein umstrittenes Gesetz zur Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen im dritten Anlauf über die parlamentarischen Hürden zu hieven, bläst er nun zum Sturm auf die Piraterie.

Das "Loi Internet et Création" geht gegen die Nutzer von Tauschbörsen vor: Wer mehrfach gegen das Urheberrecht verstoßen haben soll, dem kann der Internetzugang bis zu einem Jahr gesperrt werden. Man darf allerdings den gesperrten Anschluss weiter bezahlen, wurde Provider freundlich festgelegt, wovon die Autoren, um die es ja eigentlich gehen soll, aber nichts haben. Doch das ist nur die eine Ebene. Auf der anderen Ebene wird nun auch massiv gegen die Tauschbörsen vorgegangen. Zataz berichtete seit vergangenem Donnerstag von Gerüchten, dass die Polizei gegen SnowTigers vorgehe.

Am Freitag wurde das Vorgehen von ALPA bestätigt. Denn in enger Kooperation französische Polizei wurde die Aktion gegen einen der größten BitTorrent-Tracker des Landes durchgeführt. Es wurden 21 Server beschlagnahmt, sowie 10 Mitglieder des SnowTigers-Teams in der Region um Paris und Toulouse verhaftet. Bemerkenswert war schon bei der Bestätigung die Tatsache, dass der ALPA-Präsident Frédéric Delacroix erklärte, man habe "sehr eng mit dem Militär zusammengearbeitet". Offenbar wurde ein Spionageprogramm des Militärgeheimdienstes benutzt, um die Server des halbprivaten Netzwerks aufspüren zu können.

Delacroix erklärt das merkwürdige Vorgehen damit, dass es sich bei Snowtigers um eine "kriminelle Vereinigung" handeln soll, die "mehrere hunderttausend Euro an Einnahmen generiert hat". Dabei bezieht sich der ALPA-Präsident auf Spenden, die über PayPal gemacht wurden, um die Seite zu unterstützen. Den Spendern, deren Identität festgestellt werden könnte, wenn PayPal die Daten herausgibt, will er Angst machen und bedroht sie mit strafrechtlichen Ermittlungen: "All jene, die Geld bezahlt haben, können jetzt vorgeladen werden."

Der Umfang der Ermittlungen ist derzeit unklar. Nach Delacroix habe man es mit einem "internationalen Netzwerk" zu tun, weshalb die "Ermittlungen die französischen Staatsgrenzen überschreiten". Damit meint er wohl das LeaseWeb in den Niederlanden und Netelligent in Kanada. Aus gut informierten Kreisen war zu erfahren, dass die etwa 250.000 Mitglieder wohl nichts zu befürchten haben, da sich auf den Servern in Frankreich keine "sensiblen Daten" befänden.