Viele wünschen sich einen "starken Führer"

Eine Studie enthüllt erschreckende antidemokratische, rechtsextreme und ausländerfeindliche Haltungen bei vielen Österreichern

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Nach einer von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebenen Studie, die Ende des letzten Jahres veröffentlicht wurde, sind rechtsextreme Einstellungen, Ausländerfeindlichkeit und Chauvinismus in Deutschland keine Eigenschaften von Menschen am gesellschaftlichen Rand, sondern ein Problem der gesellschaftlichen Mitte (Ausländerfeindlichkeit und Chauvinismus: Bayern liegt an der Spitze). Immerhin kam die Studie im letzten zum Ergebnis, dass rechtsextreme Einstellungen leicht abnehmen, auch wenn diese weiterhin erschreckend hoch vertreten würden. Ausländerfeindlichkeit sei weit verbreitet, auch eine rechtsautoritäre Diktatur wird von vielen, vor allem im Osten Deutschlands, befürwortet. Wie eine ähnliche Studie in Österreich jetzt zeigt, sind unsere Nachbarn aus der Alpenrepublik ähnlich gestimmt.

Die im Czernin-Verlag erschienene Studie "Österreicher/innen – Wertewandel 1990–2008“ von Christian Friesl, Ursula Hamachers-Zuber und Regina Polak ist Teil der „Europäischen Wertestudie“, macht deutlich, dass die Demokratie in der Mitte Europas keineswegs so gefestigt ist, wie man gerne glauben möchte. Unzufrieden mit der Demokratie in Österreich sind nach der Umfrage, die die Zeitschrift Profil vorstellte, mit 46 Prozent fast die Hälfte. 1999 waren es bei der letzten Umfrage noch 22 Prozent. Es hat sich da offenbar etwas dramatisch verändert, was weniger auf ein Mehr an Demokratie zuläuft, wie der Anstieg der rechten und ausländerfeindlichen Parteien in Österreich belegt. Erstaunlich ist eher, dass der Anteil der Demokratiemüden in der FPÖ nur geringfügig höher ist als im Durchschnitt der Bevölkerung.

Noch sagen zwar 83 Prozent, sie wären "überzeugte Demokraten" (1999: 93 Prozent), die Kritik erfasse aber, so die Autoren, die Fundamente. Wenn man berücksichtigt, dass sich 21 Prozent, also jeder Fünfte, sehr gut oder ziemlich gut vorstellen könnte, einen „starken Führer zu haben, der sich nicht um ein Parlament und Wahlen kümmern muss“, dann kann die Verwurzelung der Demokratie nicht so tief sind. Auch hier gab es gegenüber 1999 einen Anstieg von 10 Prozent. Haider hatte da wohl viel verkörpert. Ein Blick auf Italien zeigt eine ähnliche Stimmung, nur dass sie hier schon ein Stück weit in die Tat umgesetzt wurde.

Erschreckend hoch ist die Ausländerfeindlichkeit, die von den Politkern auch kräftig gepflegt und weiter verstärkt wird (Das sicherste Land der Welt). Mehr als die Hälfte (55 Prozent) sei klar ausländerfeindlich, 1990 waren es noch 45 Prozent). Die „ichbezogenen Autoritären“, vor allem ältere Menschen, viele Kärntner und gering Gebildete, sind mit 29 Prozent der fünf von den Autoren gebildeten Gruppen. Sie haben seit 1999 um 10 Prozent zugelegt und gelten als besonders autoritär. Der gerade in Deutschland stattfindende Bildungsstreik weist darauf hin, dass bessere und breiter gestreute Bildung keineswegs nur einen wirtschaftlichen Standortvorteil mit sich bringt, sondern auch Liberalität, Weltoffenheit und Demokratieorientierung fördert.