Schult die gefeuerten Investment-Banker zu Wirtschaftskriegern um!

Der Informationskrieg ist angesagt!

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„Der Zweck heiligt die Mittel“, ist eine der Kernaussagen des sogenannten Machiavellismus. Konsequenterweise predigte dessen Begründer Niccolò Machiavelli vor 500 Jahren die uneingeschränkte Macht, den unkontrollierten Machtgebrauch und den unbegrenzten Machterwerb.

Macht über andere zu haben, ist offenbar ein allzu menschliches Motiv. Seit jeher werden Kriege geführt, fremde Länder annektiert und die jeweilige Bevölkerung versklavt. Im Industriezeitalter wurden geheime Unterlagen physikalisch gestohlen und Unternehmen anschließend feindlich übernommen .

Im Informationszeitalter müssen keine Schlachten geschlagen oder Werkstore aufgebrochen werden. Heute geht das auch subtiler: Da muß man nur ein paar Daten von den Führungskräften der zu bekämpfenden Organisation sammeln – und schwupp – schon erweisen sich die Gesprächs-“partner“ der Gegenseite als lammfromme Zeitgenossen. Dies ist die Sorge eines "Sicherheitstbulletins", das letzte Woche vom WIPN veröffentlicht wurde - einem Verein, der sich den guten Sitten im Geschäftsleben verschrieben hat:

Mit der Preisgabe oder dem Verlust der persönlichen Daten in modernen Kommunikationsmedien beginnt der Verlust der persönlichen Souveränität.

Die Angreifer trachteten nach einem „natürlichen Individuum aus Daten“ (NID) - einer digitalen Kopie der Zielperson. Die Rohdaten kämen etwa von der Vorratsdatenspeicherung, dem künftigen digitalen Personalausweis, Genanalysen, der elektronischen Gesundheitskarte, der Bank oder dem Finanzamt. Mit dem NID sei der Betreffende wahlweise zu manipulieren oder zu erpressen.

Die besten Beispiele dazu bringt das wahre Leben: Monatelang waren die Gesundheitszustände von Dieter Althaus (Ministerpräsident von Thüringen, CDU) und Steven Jobs (Chef von Apple) Gesprächsstoff der öffentlichen Auseinandersetzung: Auf diese Weise lassen sich Wähler und Börsianer in helle Aufruhr versetzen. Wieviel ist die Krankenakte eines Spitzenmanagers oder - politikers wert? Und: Wer ist Spitze? Im 150-Seelen-Dorf ist das wohl auch der Bürgermeister und der Lehrer. Apropos Lehrer: Die Schülerfilmchen auf Youtube zeigen, daß kein Millionenpublikum notwendig ist, um die Zielperson in Wallung zu bringen. Die Gerüchteküche eines so beschaulichen Biotops wie dem einer Schule reicht völlig.

Jetzt kommt es auf die Stressresistenz des Einzelnen an: Reicht es, glaubhaft zu behaupten, daß 'sie' ihren Mann betrügt, um Sie an der Abgabe eines Angebots für ein Millionenprojekt zu hindern? Oder müssen außerdem noch die Nummernkonten in der Schweiz ausgeforscht werden?

Ganze Staaten ließen auf diese Weise destabilisieren

Nicht nur einzelne Organisationen ließen sich derart Misskredit bringen; die Wettbewerbsfähigkeit von Großkonzernen könnte Schaden nehmen und sogar ganze Staaten ließen auf diese Weise destabilisieren:

Der 'Verlust' der Datenprofile wird zum „Gewinn“ einer konkurrierenden Volkswirtschaft. Realisiert werden kann er – der Einfluss – durch unterschiedliche Maßnahmen, zum Beispiel durch Verführung, Fehlinformation, Erpressung, uvm.

So zahlreich die Daten und ihre Quellen, so vielfältig ist der jeweilige Interessentenkreis: Wettbewerber, Mafia, der Heimatstaat, Militärs und Geheimdienste fremder Staaten.

Mit der Europäischen Union gehen die Autoren besonders hart ins Gericht: Die Autoren weisen mehrfach auf die Verträge mit den USA zur Übergabe von Fluggastdaten hin, „mit denen gegen geltendes EU-Recht verstoßen wurde.“

Die USA wiederum verfolgten eine "Full Spectrum Dominance". Nicht nur zu Wasser, zu Lande, in der Luft und im Weltraum beanspruchten die Vereinigten Staaten die Vorherschaft – sie wollten auch den Informationskrieg gewinnen. Die Autoren werfen der EU daher „gefährliche Naivität“ vor.

Und die Pläne der US-Regierung – auch unter Barack Obama – erschöpften sich nicht in Fluggastdaten. Der WIPN zitiert aus einem Papier der Biometrics Task Force der US Militärs:

[...] Dahinter steht jedoch die Erfassung, Speicherung, der Austausch und die Nutzung aller biometrischen Merkmale, deren man habhaft werden kann. [...] Langfristig sollen die beiden Systeme mit weiteren Datenbanken in einer gigantischen Plattform fusionieren, an die dann in einem weiteren Schritt Biometrie-Datenbanken von Staaten oder Gemeinschaften wie der EU angebunden werden, um so zu einem verteilten, den Globus umspannenden Biometrie Datenbank-Verbund zu mutieren, der sich dann zum Beispiel für Identifizierungs- und Authentifizierungszwecke über biometrische Erkennungssysteme in Videoüberwachungskameras, mit mobilen Überprüfungsgeräten, in Kontrollstellen an Grenzübergängen, Sicherheitsschleusen in Gebäuden und dem Abgleich biometrischer Merkmale,die in elektronischen ID-Dokumenten gespeichert sind, von jedem angeschlossenen Staat und Streitkräften nach der Okkupation eines Landes nutzen ließe.

Der geneigte Leser erkennt auf Anhieb: Firmenübernahmen (und damit das Investment-Banking) sind völlig out! Der Informationskrieg ist angesagt! Für einen Krieg braucht man aber Krieger... !? Deren Profil könnte womöglich so aussehen: Strategisch-logisches Denkvermögen, Erfahrung mit Schlipsträgern und natürlich Skrupellosigkeit; also wie geschaffen für die Leute, die die Finanzkrise verursacht haben und jetzt in den Straßen Frankfurts, Londons und New Yorks mit dem Hut auf der Straße sitzen! – Wir müssen denen jetzt nur noch das Handwerkszeug von Manipulation, Kampagne und Gegenkampagne beibringen. Dafür gibt’s in Paris die "ecole de guerre economique".

Ob die Arbeitsagentur die Umschulung an der Schule für den Wirtschaftskrieg und den Aufenthalt in den teuren Straßen von Paris finanziert, ist allerdings nicht bekannt.