Tote, Besessene und Bewegungslose

YouTube und Co. - unsere wöchentliche Telepolis-Videoschau

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In der vergangenen Woche ist so derartig viel sehenswertes im Netz passiert, dass man es in einer Videoschau gar nicht zusammenfassen könnte, selbst wenn man das wollte. Am Donnerstag hat es einen Amoklauf an einem Gymnasium im fränkischen Ansbach gegeben, der natürlich gleich wieder in die verschiedensten Zusammenhänge gerückt wurde. Die Tat in den Kontext der parteipolitischen Agitation (man beachte den Lauftext) zu stellen, ist natürlich fast schon ein Reflex, der dieses mal interessanterweise von denen, die das im Nachhinein stets kritisieren, stammt. So entstehen selffulfilling prophecys.

Aber gut, die Bundestagswahl ist ja auch nah(eliegend) und da häufen sich auch Netz-Videoauftritte von Politikern. Nachdem die Erfinderin des Uschifilters zunächst negativ aufgefallen (Vorsicht: alt!) war, hat sich sie gerappelt und holt ihre Kritiker per Kreativitätslob heim in den kuscheligen Zensurdiskurs - allein deshalb sollte man den Begriff "Zensursula" schon nicht mehr verwenden. So viel Aktionismus aus dem Familienministerium während die Writschaft brach liegt und selbst auf JU-Tanzabenden still steht.

Alles nur unfreiwillig komisch. Warum gibt es hierzulande politischen Humor zumeist nur als verbitterte Persiflage? Kennen Sie das meistgesehene YouTube-Video? Was wird darin wohl zu sehen sein? Der Papst? Barack Obama? Vielleicht das World Trade Center? Nahe dran. Es ist ein Auftritt des Bauchredners Jeff Dunham, der einen toten Selbstmord-Attentäter als Püppchen auf dem Schoß sitzen hat und mit seiner Hilfe kulturelle Traumata weglachen hilft. Dass der Clip so oft angeklickt wird, liegt sicherlich nicht an der Beliebtheit der Bauchrednerei. Das Genre ist übrigens völlig zu Unrecht so unpopulär. Mit Nina Conti, die man gar nicht oft genug lobend erwähnen kann, erlebt es dekonstruktivistische Höhenflüge. Gut, am Ende wird ihre Darbietung dann echt etwas unheimlich. Wie übrigens auch dieser Beitrag ...

Wie jetzt nämlich bekannt wurde, ist Michael Jackson tot - aber eben nur in Wirklichkeit und nicht für (die) Medien. Zuerst war er in einem Larry-King-Interview wieder aufgetaucht, dann als endoplasmatochirurgische Erscheinung auf der Rückbank von Brett Ratners Auto und zuletzt sogar im Lack eines Stafforder Verkaufsautos. Was will der tote Jackson der Welt mit seinen Auto-Auftritten mitteilen? Dass er immer noch nicht den richtigen Wagen für seine Himmelfahrt gefunden hat?