Steuerung durch Stasi?

Terrorismus: Pakt zwischen RAF und Rechtsterroristen

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Nach außen konnten ihre ideologischen Unterschiede größer nicht sein, lagen wahre Welten zwischen der RAF und rechtsradikalen Terroristen. Doch insgeheim liebäugelten beide Seiten mit einer Zusammenarbeit. Erste Kontakte wurden zu Beginn der 80-er Jahre in Frankfurt/Main geknüpft Und der damalige Ostblock war mit von der Partie.

Odfried Hepp, in den 80-ern Deutschlands meistgesuchter Rechtsterrorist, Stasi-Agent und Palästinenser-Kämpfer, hatte gerade sein Pamphlet "Abschied vom Hitlerismus" u. a. in der Taz veröffentlicht und der RAF eine Kooperation angeboten, da kam auch prompt die Antwort. Hepp im Gespräch mit dem Autor: "Wir griffen die USA in Deutschland an ihrer Basis, den einfachen Soldaten, an, die RAF an der Spitze. Das passte." So traf man sich denn Anfang 1982 auch in Frankfurt/Main mit einer Frau aus der RAF-Unterstützerszene, um Weiteres zu besprechen. Hepp: "Das war eine dickliche, gemütliche Frau, die besonders im Fälschen von Pässen und Stempeln ausgebildet war." Doch nicht nur hier hatten rechte und linke Terroristen Berührungspunkte, sondern auch in der kleinen Stadt Heusenstamm bei Offenbach.

Dort waren im Herbst 1982 angebliche Pilzsammler auf ein mit Waffen und Sprengstoff, Geld und Pässen gefülltes Erddepot der RAF gestoßen. Am 11. November erschienen an dem Depot die RAF-Mitglieder Brigitte Mohnhaupt und Adelheid Schulz - und liefen der verdeckt wartenden GSG9 direkt in die Arme. Genau an diesem Tag waren auch Hepp und ein Komplize in dem Waldgebiet unterwegs, um zu ihrem eigenen Erddepot zu gelangen. Doch die Männer bemerkten die Observationskräfte der Polizei rechtzeitig und machten sich aus dem Staub. Anschließend ging Odfried Hepp in die DDR, wurde vonh der Stasi aufgenommen und lebte im sagenumwobenen "Objekt 74" des Geheimdienstes, wo auch die RAF-Aussteiger residiert hatten.

Noch heute wundert sich der ehemalige Rechtsterrorist über die Polizei im Wald von Heusenstamm. "Obwohl die nach der Festnahme von Schulz und Mohnhaupt den ganzen Wald umgegraben haben", so der heute als Übersetzer tätige Mann, "sind die nicht auf unser Depot gestoßen. Das war eigentlich nicht möglich." Möglich jedoch ist, dass nicht nur Links-, sondern auch Rechtsterroristen in Deutschland aus dem Ostblock unterstützt wurden. Diesen Verdacht hegte immerhin das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg bereits im Sommer 1978. In einem Brief vom 6. Juni 78 an den damaligen Landesinnenminister schrieben die Schlapphüte: "Betr. Verdachtsmomente für eine Steuerung rechtsextremistischer, insbesondere neonazistischer Aktivisten durch Nachrichtendienste aus dem kommunistischen Machtbereich."