Fed verschenkte Milliarden an Banken

Hintergründe zur Rettung von AIG und Goldman Sachs

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Während ihrem Direktorium ein Ex-Chairman von Goldman Sachs vorsaß „verschenkte“ die New York Fed „mindestens 13 Mrd. Dollar“ an Banken wie Goldman Sachs und Deutsche Bank. Und der verdiente mit Goldman-Aktien dann auch noch privat flotte 5,4 Millionen Dollar.

Man erinnert sich: Einen Tag nach der Lehman-Pleite im September 2008 war der einst weltgrößte Versicherer AIG akut von der Zahlungsunfähigkeit bedroht. Anders als Lehman wurde AIG von den US-Behörden mit 150 Mrd. Dollar an Notkrediten der Fed gerettet, deren Details bis heute ebenso geheim wie umstritten sind. Inzwischen kommt aber Stück für Stück heraus, wie das damals gelaufen ist.

Bereits bekannt war, dass der einst weltgrößte Versicherer durch sein Portfolio an Kreditgarantien in die Schieflage geraten war. Unter anderem hatten internationale Großbanken Kreditrisiken gerne bei AIG versichert, und das teilweise zu absurd niedrigen Prämien. Das stellte sich heraus, als die „Great Moderation“ in eine globale Finanz- und Wirtschaftskrise überging.

Da bei diesen Kreditderivaten oft noch unklarere Vereinbarungen galten als bei normalen Versicherungsverträgen, hatte, wie Bloomberg berichtet, Elias Habayeb, der für AIG Financial Products zuständig war, in den Wochen vor der Pleite rund um die Uhr um ein 62-Milliarden Portfolio an Garantien gefeilscht, wobei das Ziel war, einen Abschlag von bis zu 40 Prozent auszuhandeln. Solche Abschläge dürften nicht nur unter Konkursandrohung realistisch gewesen sein, sondern waren generell üblich. Es hätte jedenfalls einiges zu verhandeln gegeben, insbesondere da die Banken diese Garantien großenteils bereits anderweitig „gehedged“ oder in den Bilanzen wertberichtigt hatten.

Die Verhandlungen endeten, als die Federal Reserve Bank of New York am 16. September eine 85-Mrd-$-Kreditlinie bereitstellte (insgesamt wurden es 182,3 Mrd. $), die den Behörden eine Kapitalbeteiligung von 77,9 % einbrachte. Alle Forderungen wurden dabei zu par beglichen, so dass letztendlich Goldman Sachs 14 Mrd. Dollar, die Societe General 16,5 Mrd., die Deutsche Bank 8,5 Mrd. und Merrill Lynch 6,2 Mrd. Dollar ausbezahlt bekamen.

Laut Bloomberg hätte Timothy Geithner, heute Finanzminister, damals Chef der NY Fed, Anfang November zusammen mit Teams des Finanzministeriums und von Fed-Chairman Bernanke die Verhandlungen mit den Banken übernommen. Sein Team habe dann einen vorläufigen Plan ausgesandt, wie die Fed die Angelegenheit abzuwickeln gedenke. Dabei war ein Teil eines Satzes ausgelassen, wo stehen sollte, welchen „Haircut“ (Abschlag) die Banken auf ihre Forderungen würden hinnehmen müssen. Weniger als seine Woche nach Verhandlungsbeginn hätte die NY Fed allerdings AIG instruiert, die Banken voll zu bezahlen, was dann auch geschah.

Bloomberg meint nun anhand vergleichbarer Verhandlungen, dass es mindestens 13 Mrd. $ gekostet haben müsse, auf jeden Abschlag zu verzichten, was letztlich der Steuerzahler zu tragen habe. Die garantierten Papiere mit einem Nominalwert von 62 Milliarden ruhen nun in einem speziellen Finanzvehikel der Fed namens „Maiden Lane III“ und wurden in der Fed-Bilanz bisher um 7,9 Mrd. $ abgewertet.

Pikant erscheint nun, dass an der Spitze des Boards der Direktoren der NY Fed zu diesem Zeitpunkt Stephen Friedman, 71, gestanden hatte, der zuvor, so wie auch der damalige US-Finanzminister Hank Paulson (Die Goldman-Verschwörung), Chairman von Goldman Sachs, gewesen war und noch immer im Goldman-Board vertreten ist. Nach der Verstaatlichung, aber noch bevor diese Zahlungen bekannt wurden, kaufte Friedman mehr als 50.000 Goldman-Aktien und hat damit laut Bloomberg bislang einen Gewinn von 5,4 Millionen Dollar erzielt Während Friedman diesen Mai vom Fed-Board zurückgetreten ist, hat Bloomberg bereits im November 2008 unter dem “Freedom of Information Act” Informationen zu diesem Deal eingeklagt und im Sommer in erster Instanz gewonnen. Freilich ging die Fed in die zweite Instanz und die Dokumente bleiben bis zur Entscheidung weiterhin geheim.